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Morgen Zeugnisse im Saarland - sind Noten in Wahrheit überflüssig?
Do., 24. Juli 2014, 12:34 Uhr

Symbolfoto.
Wie wichtig sind nun aber Noten, wie viel und was sagen sie über einen Schüler aus? Könnte man vielleicht ganz auf sie verzichten? Schließlich stehen viele Schüler unter immensem Druck, gute Zeugnisse nach Hause bringen zu müssen. Denn diese haben einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die spätere Berufslaufbahn. Noten können motivieren – aber auch das Gegenteil. Befürworter sagen, dass Kinder auf diese Weise schon in der Schule lernen, mit Druck umzugehen und so auf das spätere Berufsleben vorbereitet werden. Noten könnten Eltern einen Überblick über den Leistungsstand ihrer Kinder geben, um – wenn nötig – schnell eingreifen zu können. Kritiker merken an, dass Noten auch sehr vom jeweiligen Lehrer abhängig sind und ungerecht sein können. Zensuren bieten zudem eine Angriffsfläche für Mobbing in der Schule. Schüler , die schlechtere Noten schreiben, haben es schwerer mit der Akzeptanz bei ihren Mitschülern.
Ebenso solche, die besonders gut sind. Sie werden häufig als Streber stigmatisiert. Da wundert es freilich schon, dass sich gerade die Schüler für die Notengebung starkmachen. So wie der saarländische Landesschülersprecher Florian Weimann: „Noten sind aus unserer Sicht nicht ersetzbar“, sagt er gegenüber der Saarbrücker Zeitung. „Wir brauchen eine Leistungsmessung.“ Von Leistungsberichten hält er offensichtlich weniger: „Schön und gut, aber für uns Schüler sind Noten immer auch Motivation.“ Nicht zuletzt seien Noten als Orientierung für Arbeitgeber auch beim Eintritt ins Berufsleben wichtig. Eine andere Frage sei das Noten-Schema. „Das Punktesystem von eins bis 15, das wir auf weiterführenden Schulen haben, halte ich für das beste“, meint der Schülersprecher. Auch Grundschulkinder mögen Noten. Diese Erfahrung hat Lisa Brausch vom Saarländischen Lehrerinnen- und Lehrerverband gemacht. „Kinder wollen sich immer vergleichen.“
Im Lehrerverband sei eine Abschaffung von Ziffernoten sehr umstritten. Weniger überzeugt vom herkömmlichen Notensystem sind dagegen Eltern . Judith Franz- Lehmann, Landesvorsitzende der Elternvertretung der Gemeinschaftsschulen, sieht in den Schul-Zensuren kein geeignetes Mittel, um die Fähigkeiten von Schülern transparent widerzuspiegeln „Noten sind ein zu ungenaues Instrument, um zu sehen, wo es wirklich hakt.“ Ein allmählicher Leistungszuwachs werde zumindest bei der Notengebung von eins bis sechs kaum berücksichtigt. Den meisten Eltern , ist Franz- Lehmann überzeugt, wäre daher eine differenzierte schriftliche Beurteilung lieber, bei der klar würde, wo Lern-Defizite bestünden. Genau das wird in manchen Privatschulen längst umgesetzt. In den Montessori-Schulen beispielsweise gibt es ausführliche Beurteilungen, die Schülern und Eltern einen klaren Überblick über Stärken und Schwächen in einzelnen Fächern verschaffen.
Erst am Ende der achten Klasse gibt es – zusätzlich zu den Beurteilungen – auch Noten. „Die geben wir aber nur deswegen“, sagt Ulrich Basselli, Schulleiter der Montessori-Gesamtschule in Saarbrücken- Schafbrücke, „weil wir eine staatlich anerkannte Ersatzschule sind.“ An Montessori-Schulen können Schüler zentrale Abschlussprüfungen machen wie an allen staatlichen Schulen auch. Grundsätzlich aber bezweifelt Basselli „die Sinnhaftigkeit der Noten als Rückmeldung über das, was Kinder leisten und leisten können“.
Sie hätten nur lediglich „groben diagnostischen Wert“. Marcus Hahn vom Saarländischen Philologenverband dagegen sieht in Ziffernoten ein besonders transparentes Instrument, um sowohl Eltern als auch Schülern Orientierung und Rückmeldung zu geben. Ziffernoten seien Teil der Lebenswirklichkeit und spiegelten sich „an vielen anderen Stellen wieder, seien es Hotelbewertungen oder Noten für Fußballer“, meint Hahn. Schulzensuren seien aber immer nur Teil der Rückmeldung, Lehrer müssten immer auch intensiv beratend tätig sein: „Denn Noten“, sagt Hahn, „sind nur das Fieberthermometer, nicht die Therapie.“