Mehr Depressionen, weniger Bier: Ein Jahr Corona im Saarland in Zahlen
Der erste Corona-Fall im Saarland wurde am 3. März 2020 vom Gesundheitsministerium bestätigt. Seither kamen mehr als 30.000 Infektionen dazu. Aber auch jenseits von Infektionszahlen hat die Pandemie im Saarland ihre Spuren hinterlassen.
Weniger Verunglückte bei Verkehrsunfällen
Die gute Nachricht zuerst: Im Saarland verunglückten 2020 etwa 15,2 Prozent weniger Menschen im Straßenverkehr. Das berichtet das Statistische Bundesamt. „Nur“ 3.768 Verletzte wurden bei Unfällen auf saarländischen Straßen gemeldet. 21 Personen kamen dabei ums Leben. Vier weniger als noch 2019.
Saarländer:innen deutlich weniger unterwegs
Das könnte auch einen einfachen Grund haben: Die Saarländer:innen waren in den meisten Monaten des Jahres 2020 deutlich weniger unterwegs als noch vor der Pandemie. Das geht aus Daten des Covid-19 Mobility Projektes des RKI und der Humboldt Universität in Berlin hervor, das Mobilfunkdaten in ganz Deutschland auswertet.
Auch Google stellt Daten zur Bewegung in einem Bericht zusammen. Demnach sank während des ersten Lockdowns im Saarland die Mobilitätsrate um bis zu 42 Prozent gegen Ende März 2020. Lediglich von Mitte August bis Mitte Oktober waren die Saarländer:innen mobiler.
Homeoffice und Kurzarbeit
Der „Bewegungsmangel“ dürfte unter anderem auf Umstellungen im Beruf zurückgehen. Laut Arbeitskammer des Saarlandes arbeitete im Juni 2020 ein Viertel der Beschäftigten im Homeoffice. „Vor Corona“ seien es nur 4,3 Prozent gewesen. Viele Mitarbeiter:innen im Saarland wurden zudem in Kurzarbeit geschickt. Von Februar auf März 2020 stieg die Quote von 1.932 auf 39.788. Im Februar 2021 wurde noch für 5.100 Beschäftigte im Saarland Kurzarbeit angemeldet. Mehr als doppelt so viele wie vor der Pandemie.
Nur noch halb so viele Übernachtungen in Saarbrücken
Während fast alle Branchen unter den Einschränkungen zu leiden hatten, traf es besonders den Tourismus schwer. Die saarländischen Beherbergungsstätten wie Hotels oder Ferienhäuser verzeichneten im vergangenen Jahr 37 Prozent weniger Übernachtungen. Besonders hart traf es Saarbrücken. In der Landeshauptstadt wurden fast halb so viele Nächte gebucht – ein Rückgang von 46,2 Prozent. Der Kreis St. Wendel konnte sich mit 428 686 noch über die meisten Übernachtungen freuen.
Weniger Hochzeiten und wohl mehr Scheidungen
Für Reisen ins Saarland gab es 2020 auch weniger freudige Anlässe. Zwischen Januar und November heirateten nur 3.894 Paare. Im Vorjahr wurden in diesem Zeitraum 4.335 Hochzeiten gefeiert. Ein Rückgang von 10 Prozent. Um das Konzept Ehe steht es zudem wohl insgesamt schlechter als zuvor. Das Meinungsforschungsinstitut Civey geht davon aus, dass die Scheidungsrate durch Corona um das Fünffache steigen könnte. Die Zahlen stehen noch aus.
Saarländer:innen häufiger psychisch erkrankt
Dass das alles deprimieren kann, liegt auf der Hand. Im Saarland schlagen die Umstände den Menschen offenbar besonders aufs Gemüt. Knapp 22 Prozent aller Fehltage gehen hier auf psychische Erkrankungen zurück. Im Schnitt fiel eine Erwerbsperson laut Daten der Techniker Krankenkasse im letzten Jahr 3,9 Tage wegen einer solchen Diagnose aus. Im Vorjahr waren es noch 3,5 Tage, ein Anstieg von 12,4 Prozent.
Bierabsatz sinkt um ein Drittel
Immerhin ertränken die angeschlagenen Saarländer:innen ihren Kummer nicht in Bier. Vor der Corona-Krise im Januar 2020 wurden im Saarland und in Rheinland-Pfalz 413.268 Hektoliter Bier abgesetzt. Im selben Monat waren es dieses Jahr nur noch 279.505 Hektoliter. Ein Rückgang von 32,4 Prozent.
Die Hoffnungen, dass im Jahr 2021 dank Impfungen und anderer Maßnahmen alles schnell wieder so ist, wie es mal war, werden allmählich immer mehr getrübt. Aktuell steuert Deutschland auf eine dritte Welle zu. Welche Auswirkungen all das auf die verschiedensten Lebensbereiche haben wird, bleibt abzuwarten.
Verwendete Quellen:
– Eigene Recherche
– Statistisches Bundesamt
– Statistisches Landesamt des Saarlandes