Welcher Blutdruck ist normal? – Und wann wird es gefährlich?
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Ein perfekter Blutdruck hat im Ruhezustand einen Wert von 120/80 mmHg. Die Abkürzung mmHg bedeutet Millimeter Quecksilbersäule und ist eine Messeinheit für Druck. Der erste Wert ist der Druck, mit dem das Blut vom Herzen in die Schlagader gepumpt wird. Der zweite Wert ist der Druck während der nachfolgenden kurzen Entspannungsphase des Herzens.
Herz und Blut kooperieren in perfekter Weise, um unseren Körper und seine Gefäße immer mit der richtigen Menge sauerstoffreichem Blut zu versorgen. So unterliegt der Blutdruck Schwankungen im Tagesverlauf. In den frühen Morgenstunden ist er meistens höher. Der Körper soll wachwerden und leistungsfähig sein. Im Lauf des Tages schwankt er, gegen Abend sinkt der Blutdruck meistens. Wir werden müde.
Probleme können auftreten, wenn der Blutdruck dauerhaft zu hoch oder zu niedrig ist. Niedriger Blutdruck führt dazu, dass wir uns müde oder sogar schwindlig fühlen, dass uns schwarz vor Augen wird. Solche Symptome sind unangenehm, gesundheitlich aber meistens harmlos. Niedriger Blutdruck hat keine negativen Folgen für den Körper.
Ganz anders der hohe Blutdruck. Ein dauerhaft erhöhter Blutdruck verursacht eine chronische Überlastung des Herz-Kreislaufsystems mit schwersten Folgeerkrankungen an vielen Organen: Das Herz kann mit Herzinfarkt oder Herzschwäche reagieren. Die Blutgefäße verengen sich. Man spricht von Arteriosklerose. Hoher Blutdruck erhöht die Wahrscheinlichkeit, einen Schlaganfall zu erleiden. Auch Nieren und Augen können durch Bluthochdruck geschädigt werden.
Gut die Hälfte aller Todesfälle in Deutschland ist geht auf Krankheiten zurück, die durch hohen Blutdruck entstanden sind.
Wann ist der Blutdruck zu hoch?
Von Bluthochdruck (arterielle Hypertonie) spricht man, wenn – bei wiederholten Messungen – der sogenannte obere Blutdruckwert mehr als 140 mmHg beträgt oder der untere Wert über 90 mmHg liegt.
Häufig hört man alte Menschen über ihren zu hohen Blutdruck klagen. Ja, im Alter tritt Bluthochdruck häufiger auf. Es kommt hinzu, dass alte Menschen häufiger zum Arzt gehen und deshalb eher entdeckt wird, dass ihr Blutdruck nicht in Ordnung ist. Tatsache ist, dass auch viele jüngere Menschen Bluthochdruck haben. Und damit Gesundheitsrisiken in Kauf nehmen, weil sie dies nicht wissen.
Die allermeisten Patienten (etwa 95%) haben eine sogenannte essenzielle Hypertonie. Das bedeutet, es finden sich keine körperlichen, organischen Ursachen. Stattdessen ist es eine Veranlagung, die man geerbt hat. Wenn Eltern oder Geschwister zu hohen Blutdruck haben, besteht eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, dass man selbst auch davon betroffen ist. Egal, wie alt man ist.
Eine weitere Ursache für Bluthochdruck ist häufig der Lebensstil: Wenn man sich wenig bewegt, beruflichen Stress mit gutem Essen und Zigaretten bekämpft und sich abends mit Bier oder Rotwein die gewünschte Bettschwere besorgt, hat man gute Chancen, dass der Körper mit Bluthochdruck reagiert.
Welche Beschwerden macht der Bluthochdruck?
Das Gefährliche: In den meisten Fällen macht der Bluthochdruck zunächst keinerlei Symptome. Deswegen wird er oft sehr spät, manchmal zu spät entdeckt. Man regt sich halt ein bisschen schneller auf als andere, man hat eben viel Stress im Beruf, man hat abends Mühe runterzukommen. Klingt alles normal, ist es aber nicht unbedingt.
Konkrete Hinweise auf eine Hypertonie können sein:
- Kopfschmerz
- Schwindel
- Sehstörungen
- Nasenbluten
- Müdigkeit
- In fortgeschrittenen Fällen: Luftnot und nächtliches Wasserlassen
Selbst wenn Sie alles dies nicht an sich beobachten, können Sie an einem unbemerkten Bluthochdruck leiden. Der beste und einfachste Weg zur Klärung ist die Blutdruckmessung. Sie gibt Ihnen konkrete Informationen. Sie können bei jedem Arztbesuch um eine Messung des Blutdrucks bitten, sofern ihr Arzt das nicht sowieso tut. Sie können Ihren Blutdruck auch selbst messen. Inzwischen gibt es eine Vielzahl von Blutdruck-Messgeräten für den Hausgebrauch.
Wie messe ich selbst den Blutdruck richtig?
Die meisten Ärzte messen den Blutdruck am Oberarm mit einer aufblasbaren Manschette und einem Stethoskop. Dies ist die klassische Methode. Bei der Blutdruckselbstmessung werden heute elektronische Geräte mit automatischer Anzeige verwendet. Es gibt Geräte, die am Oberarm messen und solche, die den Blutdruck am Handgelenk checken.
Die Messung am Oberarm ist viel genauer als die am Handgelenk. Wichtig ist, dass die Blutdruckmanschette an Ihren Oberarmumfang angepasst ist. Sonst stimmt der Messwert nicht. Bevor Sie den Blutdruck messen, sollten Sie eine Entspannungspause von fünf Minuten einlegen. Setzen Sie sich auf einen Stuhl, ruhen Sie aus und lassen Sie die Seele baumeln – das tut auch sonst gut.
Wenn Sie den Blutdruck am Handgelenk messen, sollten Sie den Ellenbogen auf einer Tischplatte leicht abstützen und den Unterarm in angehobenem Zustand so auflegen, dass sich das Messgerät in Herzhöhe befindet. Sonst wird die Messung falsch. Ein kleines Kissen oder ein paar Bücher helfen wunderbar als Stütze. Schreiben Sie sich Blutdruck, Puls, Datum und Uhrzeit auf. Die Werte Ihrer Selbstmessungen sind eine wesentliche Ergänzung der in der Arztpraxis erhobenen Daten.
Was untersucht der Arzt?
Wenn Sie oder Ihr Arzt die Vermutung haben, dass Ihr Blutdruck zu hoch ist, sollte im nächsten Schritt eine ausführliche weitere Untersuchung folgen:
Ihr Arzt wird zunächst Ihren Gesundheitszustand erheben und Sie vor allem danach fragen, ob es in Ihrer Familie gehäuft Bluthochdruck, Herzinfarkte oder Schlaganfälle gibt. Ein EKG kann erste Hinweise auf eventuelle Veränderungen des Herzens geben. Laborbefunde des Blutes und des Harns können ebenfalls wertvolle Informationen liefern.
Eine weitere Untersuchung könnte eine automatisierte 24-Stunden-Blutdruckmessung sein. Sie dokumentiert den Blutdruckverlauf während des Tages und der Nacht. Dies geschieht mit einem kleinen Gerät, das man mit nach Hause nehmen kann. Der Blutdruck während der Nachtstunden ist für den Arzt bei der Entscheidung über das weitere Vorgehen von sehr großer Bedeutung. In vielen Fällen wird Ihr Arzt zusätzlich eine Ultraschall-Untersuchung des Herzens (Echokardiografie) und ein Belastungs-EKG durchführen.
Sollte sich bei diesen sorgfältigen Untersuchungen zeigen, dass Ihr Blutdruck tatsächlich dauerhaft erhöht ist, kann die Behandlung beginnen.
Wie sieht die Behandlung aus?
Zunächst sind Sie selbst an der Reihe. Es geht um Änderungen in Ihrem Lebensstil. Nicht, weil der Arzt Freude hat, Ihnen etwas zu verbieten, sondern weil das der beste Weg ist.
Es gibt kein Medikament ohne Nebenwirkungen. Deshalb verordnet kein Arzt leichtfertig Arzneimittel, solange nicht alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sind. Also mal den Lebensstil überdenken. Wie viel Bewegung habe ich eigentlich im Alltag? Ein Schrittzähler liefert oft gnadenlose Werte. Unter 10.000 Schritten pro Tag, haben Sie Luft nach oben. Sie müssen nicht laufen, joggen oder ins Fitness-Studio. Schon ein regelmäßiger täglicher Spaziergang hilft. Und dann mutig und ehrlich auf die Waage. Zufrieden oder doch ein bisschen viel? Und die geliebten Zigaretten? Und ganz zum Schluss die Freude am Abend: Alkohol. Ein bisschen weniger würde Ihren Blutdruck schon senken.
Wann muss ich Blutdruck-Medikamente nehmen?
Häufig lässt sich der Blutdruck mit solchen Änderungen des Lebensstils senken. Wenn das allein aber nicht reicht, müssen zusätzlich Medikamente her. Es gibt heutzutage sehr viele Substanzen, die den Blutdruck senken. Ihr Arzt wird mit Ihnen zusammen die am besten geeignete Behandlung finden. Ziel ist es, einen Wert von unter 140/90 mmHg zu erreichen. Manchmal klappt es nicht mit dem ersten Medikament. Dann sind mehrere Anläufe erforderlich. Jeder Mensch ist anders. Lassen Sie sich nicht entmutigen, bleiben Sie am Ball.
Viele Menschen haben auch Angst vor möglichen Nebenwirkungen. Ja, die gibt es manchmal. Aber sie sind viel weniger problematisch als die Gefahren eines unbehandelten Hochdrucks. Sie können sicher sind, mit etwas Geduld findet sich das für Sie perfekte Arzneimittel.
Grundpfeiler der Therapie sind ACE-Hemmer (z.B. Ramipril), Angiotensin-Rezeptorblocker (z.B. Valsartan), Kalziumantagonisten (z.B. Amlodipin), niedrig dosierte Wassertabletten (Diuretika, z.B. HCT) und Betablocker (z.B. Bisoprolol). Diese Medikamente sind sehr gut erprobt, sicher und unproblematisch. Ihr Arzt entscheidet, welches Substanz genau für Sie richtig ist. Häufig ist es sinnvoll, mehrere Medikamente miteinander zu kombinieren.
Welches ist das größte Problem mit den Medikamenten?
Eine unregelmäßige oder abgebrochene Medikamenteneinnahme! Durch Absetzen der Medikamente kann es zu einem überschießenden Blutdruckanstieg und zu einer erheblichen Gefährdung kommen. Sprechen Sie vor jeglichen Therapieänderungen mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt.
Sind Kontrollen erforderlich?
Ja. Insbesondere die regelmäßige Selbstkontrolle des Blutdrucks. So stellen Sie sicher, dass Ihre Einstellung nicht aus dem Ruder läuft. Ihr Arzt entscheidet darüber, welche weiteren Kontrolluntersuchungen (Labor, EKG, Echokardiografie, fachärztliche Spezialdiagnostik) in Ihrem Einzelfall zur Verlaufskontrolle erforderlich sind.
Dr. Dirk Jesinghaus ist Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Angiologie,
Zusatzbezeichnungen Hypertensiologie (DHL®), Sportmedizin.
Seit 2020 ist Dr. Dirk Jesinghaus angestellter Kardiologe und Angiologe in Völklingen.
Dieser Beitrag erscheint in Zusammenarbeit mit der Kassenärztlichen Vereinigung des Saarlandes. Mehr unter: www.kvsaarland.de