Kaufhof Saarbrücken ist Geschichte: Wie überlebt der Handel im Saarland?

Die Schließung von Galeria Kaufhof in Saarbrücken war wenigen Tagen war ein Schock. Das saarländische Startup alocalo glaubt dennoch an die Zukunft der Geschäfte in Saarbrücken und im Saarland. Von Landesregierung und IHK gibt es weitere Initiativen.

Kaufhof-Ende in Saarbrücken: Ist der Handel noch zu retten?

Dass große Einkaufs-Dinosaurier wie Kaufhof oder Karstadt ins Wanken kommen, ist die Folge des Internet-Handels. Warum in ein Riesen-Kaufhaus gehen, teures Geld für Parkgebühren zahlen – wenn Online-Händler wie Amazon alles an die Haustür liefern? Corona hat diesen Trend noch verstärkt.  

Wie können lokale Geschäfte gegen Online-Riesen wie Amazon und Co. bestehen? Können sie es überhaupt? Denn: Einkaufen bei Online-Händlern ist bequem und nur einen Klick entfernt. Eine Idee aus dem Saarland könnte dabei helfen, den lokalen Handel zu stärken. Sie greift genau dort an, wohin viele gerade abwandern – beim Online-Shopping. So funktioniert die Idee: Mit einer kleinen Erweiterung für den Browser macht alocalo das Angebot von lokalen Geschäften präsent. alocalo heißt das Startup mit Sitz in Friedrichtsthal – und Ideen, die unter anderem in HTW Saarland ihren Ursprung haben.

Aha-Erlebnis für Online-Shopper

Mit einem Klick lässt sich die alocalo-Erweiterung installieren. Dann kommt das Aha-Erlebnis: Während man zum Beispiel bei Amazon nach einer Kaffeemaschine sucht, blendet alocalo ein, wo es das gewünschte Produkt bei einem Geschäft ganz in der Nähe gibt. Übrigens oft sogar günstiger.

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Diese Idee aus dem Saarland war dem European Innovation Council (kurz: EIC) bereits im vergangenen Jahr 2,3 Millionen Euro wert. Das Geld fließt nach Friedrichsthal, damit das alocalo-Team seine Retter-Software für den lokalen Handel technisch weiter verfeinern kann. Auf Wunsch kann alocalo außerdem weitere 2 Millionen Euro Eigenkapital für den Markteinstieg und den Ausbau seines Geschäftsmodells abrufen.

alocalo macht lokalen Handel wieder präsent

Was ist das Besondere an der alocalo-Idee? Die Anwendung rückt das Angebot des lokalen Handels sehr offensiv in den Blickpunkt von Online-Käufern. Denn: Wer häufig online bestellt, vergisst mit der Zeit, dass es die gewünschten Produkte auch direkt vor der Haustür gibt. Der Preisvergleich zeigt auch: Online-Shopping-Portale sind häufig gar nicht die günstigsten Anbieter – sie haben sich nur dieses Image erarbeitet. Schnäppchen sind auch lokal möglich – persönliche Beratung inklusive. Eine Reihe saarländischer Händler ganz unterschiedlicher Branchen sind bei alocalo mittlerweile vertreten.

Das Beispiel zeigt, wie alocalo arbeitet: Oben rechts blendet der Service lokale Alternativen zu Amazon ein. Screenshot: SOL.DE

Studierende der htw Saarland hatten die Idee

alocalo ging mit seiner Idee im Jahr 2020 als Startup an den Start, zunächst als Projekt von findigen Studierenden der htw Saarland – gefördert vom saarländischen FITT-Programm. Förderer sind außerdem die saarländischen Unternehmen Globus und Ianeo. 2021 gab es einen ersten Prototypen. Mittlerweile zählt das Team rund um Geschäftsführer David Eisenbeis elf Mitarbeiter:innen. Ergänzt wird das Führungsteam durch die beiden Mitgründer Prof. Frank Hälsig (htw Saarland) und Dirk Frank (Ianeo).

Künstliche Intelligenz hilft lokalen Händlern

Mit dem Fördergeld aus Brüssel erhielt alocalo weitere finanzielle Ressourcen. Herzstück der alocalo-Anwendung ist übrigens eine selbstlernende KI, die Online-Shopping-Portale als Quelle nutzt und nach denselben oder ähnlichen Produkten in der Produktdatenbank von alocalo sucht. Lokale Händler, die an dem System teilnehmen, müssen übrigens nicht unbedingt selbst einen Online-Shop betreiben, was die Hürden fürs Mitmachen niedrig macht.

Zukunftskonzept Handel 2023 im Saarland

Dass die Uhr tickt für den lokalen Handel, hat auch der saarländische Wirtschaftsminister Jürgen Barke (SPD) auf dem Schirm. In seinem Ministerium hat er die Stabsstelle für Handel und Innenstadtentwicklung eingerichtet. Hierzu gibt es auch ein Online-Portal, das sich mit dem „Zukunftskonzept Handel 2023 im Saarland“ beschäftigt.

Auf der Website gibt es die Ergebnisse einer Untersuchung zur Situation des saarländischen Handels, gleichzeitig sammelt das Portal „Best Practice“-Beispiele aus den Kommunen sowie Schulungs- und Weiterbildungsangebote für Händler:innen und Angestellte im Handel. Die Stabstelle arbeitet eng mit der IHK Saarland zusammen – dort entwickelt Marie Markens von der Servicestelle Handel neue Ideen für den Einzelhandel. Auch wenn das Kaufhof-Ende schmerzt: Es tut sich wenigstens etwas im Saarland.

Mehr zum Thema:
Website von Alocalo
Zukunftskonzept Handel 2023

Quellen:
– Eigene Recherche
– Website Stabsstelle für Handel und Innenstadtentwicklung
– Pressemitteilung