Apotheken-Sterben im Saarland geht weiter – Hier drohen jetzt besonders lange Wege

Im Saarland gibt es immer weniger Apotheken. Besonders im Norden könnten die Menschen künftig weite Wege zur nächsten Notdienst-Apotheke fahren müssen, befürchtet die Interessenvertretung der Inhaber:innen.
Einen "dramatischen" Rückgang verzeichnet die Apothekerkammer im Saarland. Foto: Marijan Murat/dpa-Bildfunk
Einen "dramatischen" Rückgang verzeichnet die Apothekerkammer im Saarland. Foto: Marijan Murat/dpa-Bildfunk

Immer weniger Apotheken im Saarland

Die Zahl der Apotheken im Saarland ist zum 18. Mal in Folge gesunken. Im vergangenen Jahr ging sie um neun zurück, insgesamt gibt es laut Apothekerkammer jetzt noch 273 Apotheken im gesamten Bundesland. Sie bezeichnete den Rückgang am heutigen Mittwoch (4. Januar 2023) als „dramatisch“.

2004 gab es noch 80 Apotheken mehr

„Wir sind nunmehr an einem Punkt angelangt, an dem auch unsere Patientinnen und Patienten den Rückgang deutlich zu spüren bekommen werden“, sagte Apothekerkammer-Präsident Manfred Saar. Lag die Zahl der Apotheken 2004 noch bei 353, seien es heute 80 weniger. „Die für eine sichere Arzneimittelversorgung notwendige Infrastruktur der öffentlichen Apotheke ist seit Jahren staatlich unterfinanziert, bei stetig steigenden gesetzlichen Belastungen und immer neuen versorgungspolitischen Zumutungen“.

Weitere Schließungen befürchtet

Seit 2004 sei die Apothekenhonorierung quasi nicht angehoben worden. Die nunmehrige Inflation verbunden mit der Energiekrise ließen befürchten, dass auch 2023 zahlreiche Betriebe für immer ihre Türen schließen werden.

Viele Inhaber sind älter als 60 Jahre

Wegen der Altersstruktur unter den Apothekeninhaber:innen drohen künftig noch mehr Schließungen. Eine Auswertung habe ergeben, dass von den 221 Inhaber:innen 80 über 60 Jahre alt seien. „Immer weniger junge Apotheker:innen sind bereit, das wirtschaftliche Risiko einer Neugründung beziehungsweise Übernahme einer Apotheke einzugehen. Wer als angestellter Apotheker bei deutlich geringerer Arbeitszeit und deutlich weniger Verantwortung nicht viel weniger verdient als ein:e Apothekeninhaber:in, wird sich zweimal überlegen, ob er sich selbständig macht“, so Manfred Saar.

Apothekerkammer fordert höhere Honorierung

Er forderte die Politik auf, mit einer deutlichen Anhebung der Apothekenhonorierung entgegenzusteuern – „oder die Politik wird sich Gedanken darüber machen müssen, wer zukünftig eine alternde Bevölkerung wohnortnah mit Arzneimitteln versorgt. Dass hier die von Gesundheitsminister Karl Lauterbach angedachten Gesundheitskioske sicherlich nicht die erste Wahl sind, müsste sich auch bis nach Berlin rumgesprochen haben“, sagte Saar.

Nördliches Saarland stark betroffen

Im Schnitt versorge eine Apotheke im Saarland rund 3.600 Patient:innen. Weniger Apotheken bedeuteten auch weniger notdienstbereite Apotheken. Gerade im nördlichen Saarland müsse man sich darauf einstellen, künftig 25 Kilometer und mehr bis zur nächsten Notdienst-Apotheke fahren zu müssen.

Verwendete Quellen:
– Mitteilung der Apothekerkammer des Saarlandes, 04.01.2023