Ausstellung „Der deutsche Film“ in Völklingen: Warum ihr hin solltet
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Gebläsehalle ist selbst ganz großes Kino
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Die historische Gebläsehalle des Weltkulturerbes Völklinger Hütte ist selbst ganz großes Kino. Die riesigen Schwungräder in der gigantischen Halle sind eine Faszination für sich. Bei der Ausstellung „DER DEUTSCHE FILM“ verschmelzen Gebläsehalle und Exponate nun zu einer außergewöhnlichen Einheit. Dem Weltkulturerbe Völklinger Hütte ist mit der Ausstellung zur deutschen Filmgeschichte ein Coup gelungen: Diese Gesamtschau zu 128 Jahre Kino in Deutschland gab es so noch nie. Die Gebläsehalle bildet auf 6000 Quadratmeter Fläche die perfekte Kulisse hierfür. Dass die Macher, das Weltkulturerbe und die Deutsche Kinemathek Berlin den Titel der Ausstellung konsequent in Großbuchstaben schreiben, belegt einen gewissen Stolz auf das Gezeigte.

Nach dem Abgang des übergroßen Gründungs-Generaldirektors Meinrad Maria Grewenig war es fast etwas still geworden um das Völklinger Weltkulturerbe. Grewenig verstand es wie kein Zweiter, für seine Ausstellungen zu trommeln. Spätestens jetzt meldet sich Ralf Beil, Nachfolger und aktueller Generaldirektor, mit dem „deutschen Kino“ mit Wucht zurück. Am Samstag, 14. Oktober kommt sogar Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zur offiziellen Eröffnung.
Foto-Rundgang vor der offiziellen Eröffnung
Die Saarbrücker Fotografin Christine Funk durfte für SOL.DE die Ausstellung vorab sehen. „Wunderschön“, meldete sie schon zwischendurch zurück. In der Galerie haben wir ihren Foto-Rundgang durch die Kino-Ausstellung in der Gebläsehalle zusammengestellt. Für SOL.DE unternimmt Christine Funk regelmäßig Foto-Streifzüge durch das Saarland und die Großregion, porträtiert Menschen und spannende Orte.
Die Ausstellung bietet eine einzigartige Gesamtschau des deutschen Films von 1895 bis heute. Es gibt über neun Stunden Filmmaterial auf 100 Großleinwänden, außerdem mehr als 350 Exponate aus der Sammlung der Deutschen Kinemathek Berlin. So bietet diese Ausstellung nicht nur einen umfassenden Einblick in die deutsche Filmgeschichte, sondern auch eine fesselnde Verbindung zwischen Kultur- und Zeitgeschichte sowie der Geschichte der Völklinger Hütte im 20. Jahrhundert.

Klassiker des deutschen Films mit Weltruhm: Metropolis von Fritz Lang aus dem Jahr 1927. Perfekte Symbiose mit der Gebläsehalle als Kulisse. Foto: Christine Funk
Eine Reise durch 128 Jahre deutsches Kino
Die Völklinger Ausstellung „DER DEUTSCHE FILM“ ermöglicht den Besucher:innen eine faszinierende Reise durch 128 Jahre deutsches Kino. Sie ist in zehn Ausstellungskapitel unterteilt, die die verschiedenen Epochen und Genres des deutschen Films abdecken. Von der Pionierzeit um 1900 über die Weimarer Republik und die Zeiten des Nationalsozialismus bis hin zur Filmkultur eines geteilten Landes in BRD und DDR und dem gesamtdeutschen Film nach 1990. Diese Schau bietet ein bewegendes Panorama des 20. und 21. Jahrhunderts in Deutschland. Das alles ist eingebettet in das ganz große Kino – die Gebläsehalle. „Der Ort ist unvergleichlich inspirierend und ermöglicht eine gänzlich neue Form der Präsentation zur deutschen Filmgeschichte“, sagt Rainer Rother, Künstlerischer Direktor der Kinemathek Berlin.
Die Gebläsehalle als Schauplatz: Höhepunkte des deutschen Films
Die einzigartige Architektur der Gebläsehalle dient als perfekter Rahmen für die Ausstellung. Sie präsentiert Filme aus verschiedenen Epochen und Genres, darunter Fritz Langs wegweisenden Film „Metropolis“, für den sogar ein Modell der Unterstadt sowie Architekturzeichnungen und Kostümentwürfe von Erich Kettelhut und Aenne Willkomm ausgestellt sind. Ebenfalls beeindruckend ist die Präsentation des kommerziell erfolgreichsten Films des Dritten Reiches, das Nazi-Durchhalte-Werk „Die Große Liebe“, in einem engen, bunkerartigen Tiefgeschoss, während die Flügelfiguren aus Wim Wenders‘ Film „Himmel über Berlin“ in luftiger Höhe thronen.

Deutsche Filmlegenden wie Hildgard Knef und Klaus Kinski – davor die imposanten Schwungräder der Gebläsemaschinen in der Völklinger Hütte. Foto: Christine Funk
Persönlichkeiten des deutschen Films
Die Ausstellung würdigt auch herausragende Persönlichkeiten des deutschen Films mit Fokus-Vitrinen. Marlene Dietrich, Monika Bauert, Artur Brauner, Robert Herlth, Monika Jacobs, Hildegard Knef, Wolfgang Kohlhaase, Asta Nielsen und Guido Seeber erhalten hier ihren Platz. Doch nicht nur die Erfolgsgeschichten, sondern auch tragische Schicksale wie das von Kurt Gerron erinnern an die Schattenseiten der deutschen Filmbiografien. Er war erfolgreicher Schauspieler, Sänger und Regisseur. Als Jude wurde er von den Nationalsozialisten verfolgt, im KZ Auschwitz interniert und 1994 ermordet. In Berlin erinnert ein Stolperstein an sein Schicksal.
Das 1950er Jahre Filmstudio-Erlebnis
Die angrenzende Verdichterhalle wird in ein authentisches Filmstudio der 1950er Jahre verwandelt, in dem der Film „Mädchen in Uniform“ von 1958 mit Romy Schneider und Lilli Palmer gedreht wird. Besucher haben die Möglichkeit, das Klassenzimmer und die legendäre Kussszene zu erleben, denn alles ist authentisch beleuchtet und ausgestattet, bis hin zum Mikrofongalgen.
Das neue deutsche (West-)Kino
Selbstverständlich wirft die Ausstellung auch einen Blick auf Meisterwerke der Filmgeschichte wie Volker Schlöndorffs „Die Blechtrommel“ oder Rainer Werner Fassbinders „Angst essen Seele auf“. Phantastisch und liebevoll sind auch kleine Details der Ausstellung: Szenen zu Wolfgang Petersens Weltkriegs-Drama „Das Boot“ laufen auf einem Bildschirm, hinter dem es die Treppe hinab in fast klaustrophobische Dunkelheit geht. Die Beklemmung im U-Boot lässt sich so physisch nacherleben.

Genial gelöst: Der dunkle Treppenabgang löst Beklemmung aus – davor „Das Boot“ von Wolfgang Petersen. Foto: Christine Funk
Filmische Zeitreise: Der deutsche Film 1895 bis 2023
Als beeindruckender Schlusspunkt der Ausstellung erwartet die Besucher ein Kino mit originaler Kinokasse, Projektoren und Kinostühlen. Hier wird das Gesamtpanorama noch einmal in Form einer Filmcollage präsentiert, die durch die Zeiten führt und die faszinierende Entwicklung des deutschen Films von 1895 bis 2023 aufzeigt.
In der einzigartigen Kulisse der Völklinger Hütte und mit der geballten Kraft der deutschen Kinemathek bietet „Der deutsche Film“ eine unvergleichliche Möglichkeit, in die bewegende Welt des deutschen Kinos einzutauchen und seine kulturellen und historischen Facetten zu erkunden. Diese Ausstellung ist zweifellos ein Muss für Filmbegeisterte und Geschichtsinteressierte gleichermaßen.

Liebevolle Details wie der historische Kinokarten-Automat sind vielfach in der Ausstellung zu entdecken. Foto: Christine Funk
Nach ihrem Rundgang durch 128 Filmgeschichte ist Fotografin Christine Funk fasziniert von den vielen Details: „Ich bin mehrmals durch die Ausstellung gegangen und habe immer wieder Neues entdeckt, was mir beim ersten Mal nicht aufgefallen ist, kleine Details: Karten, Kostüme, Drehbücher.“ Ihr Fazit nach dem Foto-Einsatz für SOL.DE: „Ich werde auf jeden Fall noch ein zweites Mal hingehen.“ Genug Zeit dafür hat sie: Die Ausstellung „Der deutsche Film“ läuft vom 15. Oktober 2023 bis zum 18. August 2024.
Ausstellung „DER DEUTSCHE FILM“: Öffnungszeiten und Eintritt
Ausstellung vom 15. Oktober 2023 bis zum 18. August 2024 in der Gebläsehalle des Weltkulturerbes Völklinger Hütte.
Adresse:
Weltkulturerbe Völklinger Hütte
Rathausstraße 75-79
66333 Völklingen
Öffnungszeiten:
1. April bis 1. November:
Montag bis Sonntag 10 – 19 Uhr
2. November bis 31. März:
Montag bis Sonntag 10 – 18 Uhr
Tipp: Jeden 1. Dienstag im Monat alle Individualbesucher*innen und Familien ab 15 Uhr kostenloser Eintritt.
24., 25. und 31. Dezember: geschlossen
Eintritt:
Erwachsene: 17 Euro
Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre, Schüler und Studenten (bis 27 Jahre): Eintritt frei

Verwendete Quellen:
– Foto-Rundgang Christine Funk für SOL.DE
– Ausstellungsdokumentation