Christine Funk: Ihre sehr persönliche Foto-Reise nach Neunkirchen

Die Fotografin Christine Funk ist in Neunkirchen aufgewachsen. Sie hat die Stadt vor 20 Jahren verlassen und war seither nicht mehr wirklich dort. "Es gab einfach keinen konkreten Anlass dafür", sagt sie. Für SOL.DE hat sich Christine Funk ihrer ehemaligen Heimatstadt wieder genähert - in einer Bilderserie. Das Interview zu ihrem Foto-Projekt.
Das Bild zeigt Fotografin Christine Funk
Bilderreise in ihre ehemalige Heimatstadt: Nach 20 Jahren hat Fotografin Christine Funk Neunkirchen besucht - und ihre Eindrücke mit ihrer Kamera festgehalten. Fotos. Christine Funk
Das Bild zeigt Fotografin Christine Funk
Bilderreise in ihre ehemalige Heimatstadt: Nach 20 Jahren hat Fotografin Christine Funk Neunkirchen besucht - und ihre Eindrücke mit ihrer Kamera festgehalten. Fotos. Christine Funk

Rückkehr in die Heimatstadt Neunkirchen nach 20 Jahren

Frage: Wie war es für dich, nach 20 Jahren Neunkirchen als Stadt deiner Kindheit und Jugend intensiv zu erleben – durch den Blick deiner Kamera?

Christine Funk: Seit meinem 23. Lebensjahr wohne ich in Saarbrücken, und obwohl es nicht weit entfernt ist, war ich lange nicht mehr wirklich dort. Es gab einfach keinen konkreten Anlass dafür. Es hat mir jedoch großen Spaß gemacht, nach fast 20 Jahren wieder nach Neunkirchen zu fahren, um die Stadt fotografisch darzustellen. Vieles kam mir sehr vertraut vor, zum Teil stimmten sie mit meiner Erinnerung überein, aber zum Teil war ich überrascht, wie sich vieles tatsächlich, auch positiv, entwickelt hat.

Frage: Wie würdest du deinen Fotografie-Stil beschreiben?
Christine Funk: Mein Fotografie-Stil ist von einer natürlichen und realistischen Perspektive geprägt. Ich strebe danach, so zu fotografieren, dass man sich fühlt, als wäre man selbst an diesem Ort gewesen oder so, dass man sich an ihn erinnert bzw. gerne mal dorthin fahren würde. Ich mag es die positiven Aspekte darzustellen und die schönen Seiten des Lebens hervorzuheben.



Eine Foto-Reise durch Neunkirchen:
Christine Funk hat sich der Stadt ihrer Jugend mit ihrer Kamera und mit der Drohne genähert. Herausgekommen ist eine spannende Bilder-Sammlung mit Neunkircher Stadtansichten. Besonders angetan war die Fotgrafin von den neu gestalteten Blies-Terrassen. Foto: Christine Funk

Christines Foto-Reise beginnt im Wagwiesental

Frage: An welchem Ort hast du deine Foto-Reise in Neunkirchen begonnen – und warum?

Christine Funk: Ich habe meinen Spaziergang im Wagwiesental begonnen, da ich direkt daneben gewohnt habe und jeden Tag durch diesen Park zur Schule gegangen bin. Ich war neugierig auf die neu erbaute Skateranlage und darauf, wie die Jugendlichen heute hier leben. Es hat mich besonders gefreut, dass mich so viele Kinder gegrüßt haben, während ich fotografiert habe. Das ist in Saarbrücken eher selten der Fall und fand ich total schön.

Frage: Neunkirchen hat sicher nichts Liebliches wie das historische Ottweiler, das auch zum Landkreis gehört. Welche Orte oder Motive machen die Neunkirchen dennoch für dich als Fotografin attraktiv?

Das Foto zeigt das Neunkircher Hüttenareal

„Ähnlich wie in Völklingen finde ich es schön, wie das Hüttengelände teilweise erhalten wurde und in die Stadt integriert ist“, sagt Christine Funk zum Areal – hier in der Perspektive von oben. Foto: Christine Funk

„Liebliche Orte finde ich wenig spannend“

Christine Funk: Liebliche Orte finde ich bis heute eigentlich immer noch wenig spannend, obwohl ich mittlerweile auch für sie etwas übrig habe. Neben dem Wagwiesental war ich besonders gespannt auf die neu errichteten Bliesterrassen, von denen ich zuvor nur aus den Medien gehört hatte. Ich finde, sie sind wunderschön geworden.
Besonders beeindruckt hat mich auch der Umbau der Gebläsehalle, die heute für großartige Veranstaltungen genutzt wird. Damals war sie größtenteils offen, sogar noch und leerstehend. Ähnlich wie in Völklingen finde ich es schön, wie das Hüttengelände teilweise erhalten wurde und in die Stadt integriert ist. Leider fehlt der Hüttenpark heute hinter dem Wasserturm durch den Neubau des Globus. Und natürlich darf man den Zoo nicht vergessen, mein persönliches Highlight dort sind die Orang-Utans, aktuell mit Nachwuchs. Dort könnte ich stundenlang verweilen.

Frage: Ist die ehemalige Hütte der heimliche Star der Stadt? Oder findest du andere Orte und Plätze in der Stadt vielleicht sogar faszinierender?

Christine Funk: Ich bin mir nicht sicher, ob es überhaupt einen richtigen ‚Star‘ in Neunkirchen gibt. Wahrscheinlich wäre das früher das Saarpark-Center gewesen. Früher habe ich dort viel Zeit verbracht, vor allem in meiner Jugend, als meine finanziellen Möglichkeiten sehr begrenzt waren. Damals gab es wenige Alternativen, und es war schwierig, aus der Stadt herauszukommen, da es den SaarVV oder kein günstiges Deutschland-Ticket gab und Zugfahrten recht teuer waren. Es gab auch noch kein Internet und wenig alternative Angebote. Ich denke, heute ist das nicht mehr so, und es verbringen nicht mehr so viele Jugendliche ihre Zeit dort.

Das Foto zeigt das Saarpark-Center in Neunkirchen

Das Saarpark-Center: Für Christine Funk Sehnsuchtsort während ihrer Jugend. Heute fasziniert sie eher die Lichtsituation für ihre Bilder. Foto: Christine Funk

„Verwandlung der Bliesterrassen haben mich beeindruckt“

Frage: Welche Veränderungen in Neunkirchen haben dich am meisten beeindruckt oder überrascht?

Christine Funk: Besonders beeindruckt hat mich tatsächlich die Verwandlung der Bliesterrassen. Ganze Reihen von Gebäuden, zum Beispiel entlang der Bahnhofstraße, wurden abgerissen, teilweise neu bebaut, die „Keksdose“ vorm Corona-Hochhaus gibt es nicht mehr, und der Platz ist nun wunderbar offen und weitläufig. Auch der Stummplatz wurde mit dem Brunnen schön umgestaltet. Mir fällt auf, dass es heute nicht mehr so viele Menschen gibt, die in der Stadt herumlungern, im Gegensatz zu früher. Eine Momentaufnahme oder tatsächlich so? Das kann ich nicht beurteilen.

Frage: Gibt es bestimmte Gebäude oder Viertel, die sich besonders stark verändert haben?

Christine Funk: Erstaunt hat mich, dass das Viertel um Bahnhof-, Wellesweiler- und Wilhelmstraße sehr multikulturell geprägt ist. Statt Kleintierfachgeschäften z. B., findet man auch hier hauptsächlich Wettbüros, Shisha-Bars und Barber-Shops.

„Menschen waren überrascht, als sie meine Bilder gesehen haben“

Frage: Erste Bilder aus deiner Serie hast du bereits in deinem Instagram-Account veröffentlicht. Die Reaktionen waren sehr positiv, weil du es schaffst, Neunkirchen mit seiner eigenen Schönheit zu zeigen. Wird die Stadt unterschätzt?

Christine Funk: Ich glaube nicht, dass die Stadt unterschätzt wird. Es wäre jedoch nicht fair, sich ausschließlich auf die negativen Aspekte zu konzentrieren, denn es gibt durchaus auch positive Seiten an dieser Stadt. Einige Menschen waren überrascht, als sie meine Bilder gesehen haben und erkannten, dass Neunkirchen durchaus auch schöne Stellen hat.

Das Foto zeigt eine Drohnenaufnahme de Bliesterrassen in Neunkirchen

Die Drohnenaufnahmen der Bliesterrassen in Neunkirchen haben Christine Funk am meisten fasziniert. Foto: Christine Funk

Frage: Welche Bedeutung hat Heimat für dich persönlich?

Christine Funk: Das finde ich eine schwere Frage. Heimat ist glaube ich für mich ein Ort, wo ich aufgewachsen bin, wo mir vieles vertraut ist, sowohl von Erinnerungen geprägt ist und irgendwie auch da, wo unser Dialekt tatsächlich gesprochen wird.

Frage: Welches Bild aus deiner Serie bedeutet dir persönlich am meisten?

Christine Funk: Am meisten mag ich die Drohnenbilder – sie eröffnen für mich immer noch eine neue Perspektive auf die Motive generell und insbesondere auch bei meiner Tour durch Neunkirchen.

Herzlichen Dank, Christine, für das Gespräch und die Einblicke in deine Fotos.


Mehr über Christine Funk

Christine Funk, Fotografin

Christine Funk spielt bei ihren Bildern gerne mit Licht und Perspektiven, übermäßige Computerbearbeitung nutzt sie nicht. Die Saarbrücker Fotografin bevorzugt einen natürlichen und realistischen Stil. Die Leidenschaft für Fotografie begann schon in jungen Jahren, als sie sich mit 12 Jahren ihren ersten Fotoapparat wünschte. Christine Funk fotografiert gerne Menschen, Kunst und urbane Szenen, gerne wählt sie auch den besonderen Blick mit der Drohne. „Ein gutes Foto ist ein Foto, auf das man länger als eine Sekunde schaut“ – das Zitat des französischen Fotografen Henri Cartier-Bresson hat sie als Leitspruch über einen ihrer Socialmedia-Accounts geschrieben. Diesen Anspruch löst sie mit ihren Bildern beeindruckend ein.

Für SOL.DE unternimmt Christine Funk regelmäßig Foto-Streifzüge durch das Saarland und die Großregion, porträtiert Menschen und spannende Orte.

instagram.com/christinefunkphotography
christinefunkphotography.de