Nationale Gedenkfeier für Todesopfer in der Corona-Pandemie am Sonntag

Fast 80 000 Tote - so viele Opfer beklagt Deutschland schon in der Corona-Pandemie. Ihrer soll jetzt in einer nationalen Veranstaltung gedacht werden. Der Bundespräsident will den Blick nicht nur auf diejenigen richten, die an den Folgen des Virus gestorben sind.
Bundespräsident Steinmeier ruft zum Innehalten auf. Archivfoto: Bernd von Jutrczenka/dpa-Bildfunk
Bundespräsident Steinmeier ruft zum Innehalten auf. Archivfoto: Bernd von Jutrczenka/dpa-Bildfunk
Bundespräsident Steinmeier ruft zum Innehalten auf. Archivfoto: Bernd von Jutrczenka/dpa-Bildfunk
Bundespräsident Steinmeier ruft zum Innehalten auf. Archivfoto: Bernd von Jutrczenka/dpa-Bildfunk

Nationale Gedenkfeier für Verstorbene in der Pandemie

An diesem Sonntag will Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier all denen ein Gesicht und eine Stimme geben, die in diesem Alltag allzu oft zu kurz kommen: die Verstorbenen und ihre Angehörigen. 79.628 Leben hat die Corona-Pandemie bis zum Freitag schon gekostet – „eine erschütternde, verstörende Dimension“, hatte Steinmeier bereits Anfang März in einem Gespräch mit Hinterbliebenen gesagt, als die Zahl der Toten noch um einige Tausend niedriger lag.

So werden an diesem Sonntag die Spitzen der fünf Verfassungsorgane als höchste Repräsentanten des Staates zusammenkommen – erst zu einem ökumenischen Gottesdienst in der Berliner Gedächtniskirche und später zur eigentlichen Gedenkveranstaltung im Konzerthaus am Gendarmenmarkt. Es wird ein Gedenken im kleinsten Kreis werden, zusammen mit fünf Menschen, die während der Pandemie Angehörige verloren haben. Das ist der Infektionslage geschuldet und steht zugleich sinnbildlich für die Einsamkeit, in der während der Pandemie viele Menschen sterben und in der ihre Angehörigen oft genug zurückbleiben.

Steinmeier: In Würde Abschied nehmen

Ein öffentlicher Akt – der Bundespräsident versteht ihn als Angebot an die Gesellschaft, wohl wissend, dass sich Trauer, Mitgefühl und Empathie nicht staatlich verordnen lassen. Und dass mit einem Gedenkakt allein nicht zu bewältigen ist, was Corona für den Einzelnen und die Gesellschaft bewirkt. Dieser Akt soll nicht nur an die Verstorbenen erinnern und ihren Angehörigen Trost geben. Steinmeier will den Bogen weiter spannen. Er spricht bewusst nicht von den Verstorbenen oder Opfern der Pandemie, sondern in der Pandemie. Aus seiner Sicht geht es darum, in Würde auch von jenen Abschied zu nehmen, „die nicht dem Virus zum Opfer gefallen sind, aber genauso einsam gestorben sind“, wie er bei dem Gespräch mit Hinterbliebenen sagte.

Innehalten für weitere Opfer der Pandemie

Steinmeier will, so hieß es vorab aus dem Präsidialamt, auch auf das Schicksal jener hinweisen, die – ohne infiziert worden zu sein – durch das Virus und seine Bekämpfung Schaden genommen haben. Die beispielsweise durch Isolation und Einsamkeit erkrankt sind oder die Opfer von häuslicher Gewalt und Missbrauch wurden. Nicht zuletzt will er an die Ärzte und Pfleger:innen erinnern, die Tag und Nacht um das Leben ihrer Patienten gekämpft haben. Und noch immer kämpfen. Und die gerade an den Rand der Überforderung geraten, weil sich die Intensivstationen rasend schnell mit schwer kranken Patienten füllen.

Gedenkfeier wird im Fernsehen übertragen

Der Moment des Innehaltens, um den es Steinmeier geht, er soll möglichst das ganze Land erfassen. Gottesdienst und Gedenkakt werden live in ARD und ZDF übertragen. In vielen Kommunen sind kleinere Gedenkveranstaltungen geplant. Bundesweit werden am Sonntag die Flaggen an öffentlichen Gebäuden auf Halbmast gesetzt sein.

Und die Ministerpräsident:innen aller 16 Länder riefen ihre Bürger am Freitag dazu auf, bis einschließlich sonntagabends eine Kerze ins Fenster zu stellen. Diese Form des Gedenkens unter dem Hashtag «#lichtfenster» geht ebenfalls auf Steinmeier zurück.

Verwendete Quellen:
– Deutsche Presse-Agentur