Pädophile Neigungen des Assistenzarztes in Homburg waren wohl bereits früher bekannt
In einem Untersuchungsausschuss zum mutmaßlichen Missbrauchsskandal am Mittwoch (20. Mai 2020) wurde offen gelegt, dass es bereits früher als bislang bekannt Hinweise auf Pädophilie bei Matthias S. gab. Die Neigungen des Assistenzarztes sollen bereits 2010 in einer Oberarztbesprechung diskutiert worden sein.
Assistenzarzt soll Kinder lange allein untersucht haben
Eine Ärztin sagte im Ausschuss aus, dass ein Kollege der Kinderklinik von Beschwerden berichtet habe. Das Stationsteam habe damals bemerkt, dass der Mediziner Kinder oftmals auffallend lang und ohne das Beisein weiterer Personen körperlich untersuchte. Das berichtet der SR.
Trotz Verdacht in Oberarztrunde kein Eingreifen
In besagter Oberarztrunde sei das Verhalten des Assistenzarztes schon damals als Hinweis auf sexuellen Missbrauch gedeutet worden. Wie die Ärztin weiter berichtete, sei jedoch danach nichts weiter geschehen. Klinikleiter Profession von Gontard habe auf die Unschuldsvermutung verwiesen. Die Angelegenheit sei dann im Sand verlaufen – offenbar im stillen Einvernehmen, so der SR.
Krankenschwester berichtet von Gewalt bei Untersuchung
Im darauffolgenden Jahr sei Matthias S. erneut aufgefallen, wie eine Krankenschwester berichtete. In ihrem Beisein habe der Assistenzarzt ein Kind, das die Untersuchung verweigern wollte, auf die Liege gestoßen und ihm den Mund zugehalten. Sie habe den Vorfall der Pflegedienstleitung gemeldet, jedoch geschah auch hier – nichts.
Vertuschung vermutet
Erst vier Jahre nach dem ersten bekannten Vorfall, wurde Strafanzeige gegen den Assistenzarzt erstattet. Bei den Ermittlungen wurden immer wieder Stimmen laut, die seitens der Klinikleitung Vertuschung vermuten.
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Verwendete Quellen:
– Saarländischer Rundfunk
– Eigene Artikel