Das Licht wird zur Kunst – spannende Ausstellung in der Modernen Galerie

Fünf raumgreifende Arbeiten des renommierten Lichtkünstlers Daniel Hausig werden während der Ausstellung „Sunset Guest House“ noch bis zum 13. Oktober 2024 im Erweiterungsbau der Modernen Galerie präsentiert.
Nahaufnahme Neonröhren blaues Licht
Licht ist der Hauptakteur in der Ausstellung "Sunset Guest House" von Daniel Hausig in der Modernen Galerie. Foto: Unsplash/Rich Smith
Nahaufnahme Neonröhren blaues Licht
Licht ist der Hauptakteur in der Ausstellung "Sunset Guest House" von Daniel Hausig in der Modernen Galerie. Foto: Unsplash/Rich Smith

Wer sich auf die Installationen von Daniel Hausig einlässt, taucht ein in eine Welt, in der das Licht die Regie übernimmt – und das nicht nur in seiner klassischen Funktion, um Farben, Bildflächen und Räume zum Leuchten zu bringen, sondern um selbst zu leuchten und selbst zur Kunst zu werden.

Hausig arbeitet mit dem Licht in fast malerischer Manier, schafft mit seinen LED-Schläuchen Interventionen und Zeichnungen im Raum, oder lässt mittels seriell angeordneter Leuchtröhren assoziative Farblandschaften entstehen, die ganze Wände überziehen. Dabei lotet Hausig nicht nur die gestalterischen Möglichkeiten des Lichts aus, sondern konfrontiert uns mit der unmittelbaren Erfahrung von Zeit, Licht und Bewegung.

Den bereits seit Beginn der 2000er-Jahre an der Hochschule der Bildenden Künste Saar lehrenden Künstler beschäftigt Licht seit seiner Studienzeit an der Hochschule der Bildenden Künste Hamburg als (Mal-)Werkstoff und künstlerisches Medium.

X-Ray-Fehlschuss, 2024

In seiner Installation X-Ray-Fehlschuss bezieht sich der Künstler auf Ereignisse aus der Zeit nach der Gründung des Deutschen Reichs 1871, als der Begriff Antisemitismus etabliert und für die politische Debatte instrumentalisiert wurde. Um die Antisemitismus-Diskussion der Vergangenheit in die Gegenwart zu holen und dafür ein künstlerisches Bild zu entwerfen, hat Daniel Hausig auf Fotografien zurückgegriffen, die 1939 in einem radiologischen Lehrbuch veröffentlicht wurden.

Diese Bilder zeigen Modelle, mit denen die optimale Positionierung des menschlichen Körpers für die Anfertigung von Röntgenaufnahmen dargestellt wird. Indem der Künstler das Fotomaterial als hinterleuchtete Bilder in Schießkästen präsentiert, werden die gezeigten Personen nicht als Individuen, sondern stärker in ihrer anonymen Funktion als Demonstrationsobjekte – und noch dazu in Kombination mit Zielscheiben – inszeniert.

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Sunset View, 2004

Der Titel dieser zentralen, Raum greifenden Arbeit bezieht sich auf das Erleben eines Sonnenuntergangs aus dem Blickwinkel eines Hotelgasts: Dabei werden die Besucher in einen Zustand konzentrierten, meditativen Schauens versetzt, der ihnen ihre sinnliche Erfahrung bewusst macht und Gefühle von Freiheit und Entgrenzung hervorruft. Zugleich weist das klischeehafte Motiv auf den Umstand, dass unsere „Erinnerung“ vergangene Ereignisse immer aus der Gegenwartsperspektive rekapituliert und entsprechend einfärbt.

Unterwegssein, 2015-2017

Die fotografischen Bilder von Hausig haben die Aura stiller Momentaufnahmen. Häufig handeln sie vom Unterwegssein, zeigen vorgefundene Situationen im Innen- oder Außenraum, geben Orte und Räume wieder, die er auf seinen Reisen oder nächtlichen Streifzügen angetroffen hat. Mit der Kamera gewährt der Künstler Einblicke in vorübergehend bezogene Quartiere, mal sind es komfortable Hotelzimmer, mal einfache, abgewohnte Absteigen.

Wetterleuchten #7, 2022

Hausig kombiniert seine digitalen LED-Lichtstreifen (stripes) mit satinierten Acrylröhren (tubes) und neutralweißen Hintergründen auf Sperrholz, auf die das farbige Licht abstrahlt. Da die Lichtpunkte vom Betrachter nicht direkt gesehen werden können und das Farblicht gleichzeitig nach vorne in die Röhren und nach hinten auf die Wand strahlt, werden komplexe Farbstrukturen auf mehreren räumlichen Ebenen möglich. Dabei spielt der Künstler mit assoziativen Bezügen, etwa zu Landschaften oder Wetterphänomenen.

Voice.Decoder #2, 2009

In dieser audiovisuellen Lichtinstallation geht es ums Telefonieren ohne konkrete Gesprächsthemen und die Stille am Telefon. Es ist der atmosphärische Moment, in dem keiner mehr etwas zu sagen hat und Stille einsetzt, bis das Gespräch irgendwie zu Ende gebracht wird. Der Künstler hat mit aufgezeichneten Telefongesprächen, besonders mit den Begrüßungsritualen und den Verabschiedungen, ein Hörstück komponiert, das im Raum aufgestellte Farblichttische ansteuert.