Früherer Trierer Bischof Stein soll Missbrauch vertuscht haben – Studie erhärtet Vorwürfe

Eine Missbrauchsstudie erhärtet schwere Vertuschungsvorwürfe gegen den früheren Trierer Bischof Bernhard Stein.
Eine Missbrauchsstudie erhärtet schwere Vertuschungsvorwürfe gegen den früheren Trierer Bischof Bernhard Stein. Symbolfoto: picture alliance / dpa | Harald Tittel
Eine Missbrauchsstudie erhärtet schwere Vertuschungsvorwürfe gegen den früheren Trierer Bischof Bernhard Stein. Symbolfoto: picture alliance / dpa | Harald Tittel

Studie erhärtet Vertuschungsvorwürfe gegen früheren Trierer Bischof

Stein sei „Teil des Systems“ gewesen, das Missbrauchtäter gedeckt und geschützt habe, teilte die Unabhängige Aufarbeitungskommission im Bistum Trier (UAK) am heutigen Freitag (16. Dezember 2022) bei der Vorstellung des Berichts der Universität Trier mit. Der Vorwurf der „zumindest moralischen und systemischen Mitverantwortung“ treffe auch auf ihn zu. Stein war von 1967 bis 1980 Bischof von Trier.

Mindestens 305 Betroffene und 81 Beschuldigte

Die Zahlen von Fällen sexuellen Missbrauchs seien zu Steins Amtszeit „deutlich höher“ gewesen als die Fallzahlen während anderer Amtszeiten, teilte die Kommission mit. Nach Auswertung von knapp 500 Akten gebe es mindestens 305 Betroffene und 81 Beschuldigte, von denen 17 Täter den damaligen Verantwortlichen des Bistums bekannt gewesen seien. Die Taten erfolgten an Messdienern in Sakristeien, in Wohnungen von Pfarrern und Kaplänen sowie in Ferienlagern und Freizeitheimen.

„Ringe des Schweigens“

Die Studie offenbare „ein dem Grunde nach systematisches und planmäßiges, den mutmaßlichen Täter schützendes Vorgehen durch den Führungskreis des Bistums“, teilte die Kommission mit. Die Vorgänge seien geheimgehalten und mündlich bearbeitet worden, es habe „Ringe des Schweigens“ gegeben. Wenn Täter strafversetzt wurden, habe es keine „ausreichende Nachkontrolle“ am neuen Einsatzort gegeben. Bischof Stein habe in keinem Fall mit Opfern gesprochen, es habe keine seelsorgerischen oder andere Hilfsangebote gegeben.

Auch wenn Stein nur in wenigen belegten Fällen am Umgang mit ihm bekannten Missbrauchsfällen beteiligt gewesen sei, habe es die gleichen Reaktionen gegeben wie in anderen Fällen: „Von ihm sind der UAK keine Bemühungen bekannt, beim Umgang von Missbrauchsfällen umzusteuern“, teilte die Kommission mit. Daher gehe man davon aus, dass Stein das damalige System gestützt habe.

Wird Ehrenbürgerwürde posthum entzogen?

Der Bericht zu Bischof Stein sei „eine Art Zwischenbilanz“, da weitere Dokumente zu dessen Amtszeit noch ausgewertet werden müssten. In Trier gibt es seit längerem eine Debatte, ob Stein (1904-1993) posthum die Ehrenbürgerwürde der Stadt entzogen und ein nach seinem Namen benannter Platz am Trierer Dom umbenannt werden soll.

Verwendete Quellen:
– Deutsche Presse-Agentur