Entscheidung über Zukunft von Ford Saarlouis könnte schon morgen fallen

Der Ford-Konzern will in Kürze entscheiden, in welchem Werk das neue E-Modell produziert werden soll. Im Rennen sind Valencia und Saarlouis. Die Anspannung bei den 4.600 Beschäftigten im Saarland ist groß.
Im Ford-Werk herrscht weiter großes Bangen um die Zukunft. Symbolfoto: BeckerBredel
Im Ford-Werk herrscht weiter großes Bangen um die Zukunft. Symbolfoto: BeckerBredel

Voraussichtlich am morgigen Mittwoch (22. Juni 2022) soll bei Ford die Entscheidung fallen: Saarlouis oder Valencia? Am Saar-Standort herrscht Sorge und Nervosität.

Betriebsversammlung am Mittwochmittag

Die rund 4.600 Beschäftigten sollen um 12:15 Uhr bei einer Betriebsversammlung erfahren, wie es im Bieterverfahren steht. Die Entscheidung bestimmt über die Zukunft des Werkes nach 2025. Je nach Ergebnis könnte die Versammlung am darauffolgenden Morgen weitergehen. „Uns wurde immer von der Ford-Geschäftsführung seit 2018 gesagt, dass für Saarlouis an einem Zukunftsplan gearbeitet wird“, so der Betriebsratsvorsitzende Markus Thal der Deutschen Presse-Agentur. „Es wird sich jetzt zeigen, wie glaubwürdig das Ford-Management ist.“

Gespräche zwischen Landesregierung und Ford-Spitze

Der Automobilhersteller ist einer der größten Arbeitergeber im Saarland. Um diesen zu erhalten, flogen Ministerpräsidentin Anke Rehlinger und Wirtschaftsminister Jürgen Barke kürzlich zu Ford nach Dearborn in die USA. In der vergangenen Woche war Europa-Chef Stuart Rowley mit einem vierköpfigen Führungsteam für weitere Gespräche zu Besuch im Saarland. Das Wirtschaftsministerium hatte das Treffen zwar bestätigt, über die Zwischenstände jedoch geschwiegen. Auch der Ford-Konzern hält sich bedeckt. „Das ist ein interner Prozess, der noch nicht final abgeschlossen ist“, erklärte eine Firmensprecherin am Montag. „Erst wenn der Prozess abgeschlossen ist, werden wir uns dazu äußern.“

Autoexperte schätzt Chancen für Valencia besser ein

Autoexperte Stefan Bratzel glaubt, dass Valencia die besseren Chancen hat. „Zurzeit gibt es vieles, was dafür spricht, wenn man jetzt die Kostensituation vergleicht, dass da Valencia das Rennen wahrscheinlich machen wird“, so der Direktor des Centers of Automotive Management in Bergisch Gladbach. Zudem gebe es um Valencia herum inzwischen große Zuliefererparks. Es bleibe dann die Frage, ob Saarlouis in geringerem Maße gehalten werden könne. „Aber dafür braucht es eben weitere Modelle.“ Möglicherweise könne der Ford Focus über 2025 hinaus produziert werden.

Saar-Wirtschaftsminister glaubt an Zuschlag für Saarlouis

Wirtschaftsminister Barke dagegen zeigte sich zuversichtlich, dass der Standort im Saarland nicht schließen muss. „Im Moment bin ich optimistisch, dass wir, wenn in einem transparenten, fairen Verfahren entschieden wird, gute Chancen haben, einen Zuschlag zu bekommen.“ Seiner Kenntnis und Interpretation der Zahlen zufolge habe Saarlouis einen Vorteil. Ein Zuschlag für Valencia bedeute jedoch keine weiteren Zugeständnisse. In Europa seien zu gewährende Förderungen nach oben begrenzt. Die beiden Standorte befänden sich in der gleichen Kategorie.

Paket im Bieterverfahren gehe an die Grenzen des wirtschaftlich vertretbaren

„Wir haben alles getan, um in einem dicken Paket alle wirtschaftlich möglichen, rechtlich zulässigen und an der Grenze vertretbaren Fördermöglichkeiten aufzuzeigen“, erläutert Barke. „Ich glaube, dass wir mit dem Paket sehr gut im Rennen liegen und bei jeder fairen Entscheidung im Sinne von Saarlouis bestehen können.“ Laut SR sei das Paket, das die Landes- und Bundesregierung gemeinsam mit der Bundesagentur für Arbeit und der Belegschaft vorgelegt hatten, zwar rechtlich haltbar, gehe aber „bis an die Grenzen des für das Land wirtschaftlich vertretbaren„.

Nerven der Beschäftigten liegen seit Monaten blank

Laut Ford-Betriebsrat zehre die Ungewissheit seit Monaten an Nerven und auch Gesundheit der Beschäftigten. „Viele sind in großer Angst um ihren Arbeitsplatz“, erklärte Betriebsratschef Thal. Die Ankündigung von Ford-Manager Rowley, dass der Zuschlag für einen Standort nicht automatisch das Ende des anderen bedeuten müsse, habe nicht für Erleichterung gesorgt. „Bis heute weiß niemand, was diese Aussage zu bedeuten hat“, so Thal am Montag. „Ford muss für Saarlouis und Valencia eine Perspektive haben.“

Auch 1.500 Arbeitsplätze bei Zulieferern auf dem Spiel

Das fordert auch der neue Vorsitzende der CDU-Fraktion im Saarland, Stephan Toscani: „Es braucht jetzt eine Entscheidung für eine sichere Zukunft für das Ford-Werk Saarlouis.“ Diese sei grundlegend für den gesamten Autostandort Saarland. Neben den 4.600 Arbeitsplätzen bei Ford selbst, stehen auch rund 1.500 Arbeitsplätze von Zuliefer-Betrieben auf dem Spiel.

Verwendete Quellen:
– Deutsche Presse-Agentur
– Saarländischer Rundfunk