Neunkircher Geschichte(n): Von Stahlbaronen und Ottweiler Grafen

Die Geschichte der Stadt Neunkirchen ist sehr bewegt. Aber wann wurde Neunkirchen gegründet? Und warum heißt es überhaupt Neunkirchen? Wir haben für euch die interessantesten Fakten rund um die Neunkircher Geschichte zusammengetragen.
Neunkirchen Hüttenareal
Nachtaufnahme
Neunkirchen Hüttenareal
Nachtaufnahme

Erste urkundliche Nennung Neunkirchens 1281

Ein genaues Datum (oder auch nur ein konkretes Jahr) zu ermitteln, an dem eine Stadt gegründet wurde, ist für gewöhnlich recht schwer. Im Falle der Stadt Neunkirchen ist die erste urkundliche Nennung aber gut dokumentiert und geht auf das Jahr 1281 zurück. 83 Jahre später wurde Neunkirchen dann eine von Wiebelskirchen unabhängige Pfarrei.

Erste Erwähnung der Neunkircher Hütte 1593

Dass die Geschichte von Neunkirchen eng mit der Eisen- und Stahlindustrie zusammenhängt, ist allgemein bekannt. Aber wisst ihr, auf welches Jahr die erste schriftliche Erwähnung des Neunkircher Eisenwerks zurück geht? Die ist tatsächlich auf das Jahr 1593 datiert, und zwar in Form eines Eintrags in einem Schuldenbuch. Nach dem Tod des Betreibers der damaligen Hütte, dem Graf Albrecht von Nassau-Weilburg, wurden die Rechnungen einiger Handwerker nämlich nicht bezahlt.

Zerstörung von Stadt und Eisenwerk 1635

Der Dreißigjährige Krieg hinterließ auch in Neunkirchen seine Spuren. Tatsächlich wurde Neunkirchen (damals noch ein recht überschaubares Dorf) mitsamt dem Eisenwerk im Zuge der Kriegshandlungen vollständig zerstört. Der Wiederaufbau des Hüttenwerks erfolgte erst im Jahr 1635. Auch während des Zweiten Weltkriegs wurde das Eisenwerk durch Fliegerangriffe weitgehend beschädigt und musste bis 1950 vorübergehend außer Betrieb genommen werden.

Zwei Prunkschlösser werden dem Erdboden gleich gemacht

In der Geschichte Neunkirchens tauchen gleich zwei prachtvolle Schlösser auf: einmal das zwischen 1570 und 1585 erbaute Neunkircher Renaissanceschloss, das auf der Höhe des heutigen Oberen Marktes errichtet wurde, und einmal das 1752/53 von Friedrich Joachim Stengel auf der Höhe der heutigen Schloßstraße erbaute Barockschloss Jägersberg. Das Renaissanceschloss wurde 1752 abgetragen, um stattdessen das Barockschloss als Neubau zu errichten. Bei Übergriffen im Rahmen der Französischen Revolution wurde das Barockschloss geplündert und schließlich in Brand gesteckt.

Geschichte der Stadt Neunkirchen eng verbunden mit der Familie Stumm

Wenn es einen Namen gibt, der in Bezug auf die Geschichte der Stadt Neunkirchen immer wieder auftaucht, dann ist es der Name Stumm. Da gibt es zum Beispiel die Stummsche Reithalle, den Stummplatz und das Denkmal des Freiherrn von Stumm auf dem gleichnamigen Platz. Der Grund: Das Neunkircher Eisenwerk war seit 1806 im Besitz der Familie Stumm, zunächst unter der Leitung der Gebrüder Stumm und später (ab 1858 um genau zu sein) unter der Leitung von Karl-Ferdinand von Stumm (später Freiherr von Stumm). Letzterer steigerte kontinuierlich die Produktion am Standort Neunkirchen, was immer mehr Menschen anzog und letztlich zur Verleihung der Stadtrechte an Neunkirchen führte. An der Entwicklung der Stadt war Stumm in vielerlei Hinsicht maßgeblich beteiligt.

Neunkirchen offiziell Stadt seit 1922

Letztes Jahr waren es genau 100 Jahre, seit Neunkirchen offiziell den Rang und die Rechte einer Stadt erhielt. Davor hatte Neunkirchen lediglich den Rang eines Dorfes – wenn auch eines ziemlich großen Dorfes. Der genaue Tag war der 1. April 1922. Zuvor hatte der Aufschwung des Neunkircher Eisenwerks unter der Leitung von Karl Ferdinand Stumm zu einem konstanten Bevölkerungswachstum geführt. Da Stumm selbst jedoch gegen die Verleihung der Stadtrechte an Neunkirchen war, begann die Bewegung zur Stadtwerdung erst nach dessen Tod.

Explosion des Gasometers der Neunkircher Hütte 1933

Der Gasometer explodierte im Jahre 1933 und legte dabei den Großteil des damaligen Stadtteils Niederneunkirchen in Schutt und Asche. 63 Menschen kamen bei der Explosion ums Leben, viele weitere wurden verletzt. An der Stelle stand bis ins Jahr 2020 ein neuer Gasometer. Er wurde im Sommer gesprengt.

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Bedeutender archäologischer Fund im Kasbruchtal 1954

Das Kasbruchtal stand historisch gesehen unter starkem Einfluss der römischen Kultur. Ausgrabungen im Tal, die ab 1922 stattfanden, enthüllten nach und nach verschiedene archäologische Funde. Von besonderer Bedeutung war die Ausgrabung der Überreste der römischen Villa am Käsbrunnen 1954. 2003 erhielt das Kasbruchtal schließlich den Titel eines archäologischen Landschaftsschutzgebietes. Heute führt der Historische Wanderweg Kasbruchtal vorbei an römerzeitlichen Steinbrüchen, einer Römertreppe und mehreren Felsengräbern.

Landkreis Neunkirchen hieß ursprünglich Landkreis Ottweiler

Seit der Aufteilung des Gebiets der ursprünglichen Grafschaft Saarbrücken unter den Söhnen des Grafen Johann Ludwig im Jahr 1545 war das Gebiet des heutigen Landkreises Neunkirchen unter vielen Bezeichnungen bekannt: Herrschaft Ottweiler, (Ober-)Amt Ottweiler und – zur Zeit Napoleons – als Kanton Ottweiler. 1814 ging man dann zum Landkreis Ottweiler über. Die Umbenennung zum Landkreis Neunkirchen erfolgte erst 1973. Der Sitz des Landkreises ist aber bis heute noch in Ottweiler, genauer gesagt im Ottweiler Witwenpalais.

Ende der Eisenstadt Neunkirchen 1982

Vor 41 Jahren kam die Produktion der Neunkircher Hütte zum Erliegen. Die Hochöfen, die Stahlwerke und die Kokerei wurden stillgelegt. Lediglich die beiden Walzstraßen blieben in Betrieb. Bis auf einige wenige Teile des ehemaligen Eisenwerks, die man heute noch als Denkmäler auf dem Alten Hüttenareal bestaunen kann, wurde die Anlage in den Folgejahren weitgehend in ihre Einzelteile zerlegt beziehungsweise abgerissen. Gerüchten zufolge gingen die Teile nach China.

Name „Neunkirchen“ hat nichts mit „neun Kirchen“ zu tun

Betrachtet man die Zusammensetzung des Namens Neunkirchen einmal genauer, ist es für viele naheliegend, dass sich der Name der Stadt von der Anzahl ihrer Kirchen ableitet. Dem ist aber tatsächlich nicht so. Denn bei der Namensgebung der Stadt spielte tatsächlich nur eine dieser Kirchen eine Rolle: die “neue Kirche”, die als Gegenstück zur alten Pfarrkirche in Wiebelskirchen im zehnten Jahrhundert auf dem Gelände des Oberen Marktes errichtet wurde. Der Name ist also gewissermaßen eine Kontraktion der Bezeichnung “Zur neuen Kirche” zuerst zu “Neuenkirchen” und später zu “Neunkirchen”.

Verwendete Quellen: