Zukunft von Ford Saarlouis: Betriebsrat spricht von „Hinhaltetaktik“ des Managements

Die Zukunft des Ford-Werks in Saarlouis bleibt weiter ungewiss. Auch die jüngste Absichtserklärung des Ford-Europa-Chefs Rowley, die Werke in Saarlouis und Valencia beide erhalten zu wollen, kann kaum für Erleichterung sorgen. Der Saarlouiser Ford-Betriebsrat sieht darin sogar eine "Hinhaltetaktik":
Wie geht es weiter mit Ford in Saarlouis? Symbolfoto: picture alliance/dpa | Oliver Berg
Wie geht es weiter mit Ford in Saarlouis? Symbolfoto: picture alliance/dpa | Oliver Berg

Am gestrigem Mittwoch (5. Mai 2022) wurden die Beschäftigten des Ford-Werks in Saarlouis im Rahmen einer Betriebsversammlung über den aktuellen Stand der Verhandlungen im offenen „Bieter-Wettstreit“ mit dem Ford-Werk im spanischen Valencia informiert. Eine Entscheidung soll erst Ende Juni fallen.

Ford-Europa-Chef Rowley sorgt mit Schreiben für Aufsehen

Im Vorfeld der Betriebsversammlung sorgte vor allem ein Schreiben des Ford-Europa-Chefs Stuart Rowley für großes Aufsehen. Darin kündigte Rowley an, dass der Automobilhersteller daran interessiert sei, sowohl das Werk in Saarlouis als auch das in Valencia zu erhalten. Und das unabhängig von der Entscheidung, an welchem der beiden Standorte künftig ein Elektroauto gebaut werde. Der Ford-Europa-Chef versicherte, dass der Zuschlag für das eine Werk nicht zwingend die Schließung des „unterlegenen“ Werks bedeute. Vielmehr suche die Ford-Unternehmensleitung aktiv nach einer Folgenutzung des jeweiligen Standorts. „Dafür brauche es aber auch die Unterstützung der lokalen und nationalen Regierungen“, so Rowley in dem Schreiben.

Saarlouiser Ford-Betriebsrat äußert Zweifel

Große Zweifel an den Aussagen von Rowley hegt unterdessen der Betriebsrat von Ford in Saarlouis. So sprach der Betriebsratsvorsitzende Markus Thal gegenüber der „Saarbrücker Zeitung“ und dem „Saarländischen Rundfunk“ sogar von einer „Hinhaltetaktik“.

Grund für diese Annahme sei demnach vor allem der Zeitpunkt der Äußerungen, nämlichen ausgerechnet einen Tag vor der Betriebsversammlung. Dass das Ford-Management, das bereits seit Jahren um die Situation wisse, sich rein zufällig jetzt über den Erhalt beider Werke Gedanken mache, daran mag Thal nicht glauben. Zudem blieben die Aussagen von Rowley abstrakt und schwammig. Ein konkretes Konzept, das man sowohl für Saarlouis als auch für Valencia brauche, gebe es hingegen immer noch nicht.

Zudem merkte Thal in den vergangenen Wochen bereits mehrfach an, dass auch das Werk, das den Zuschlag im Bieter-Wettstreit erhält, keineswegs gesichert sei. Denn voraussichtlich erst im kommenden Jahr werde die Ford-Unternehmensleitung bekannt geben, ob überhaupt ein E-Auto auf einer hauseigenen Plattform in Europa gebaut wird.

Verwendete Quellen:
– Berichte von „SZ“ und „SR“
– eigene Berichte