Mettlacher Paar soll Pflegekinder jahrelang schwer gequält haben – Fotos sollen laut Verteidigung jetzt Vorwürfe entkräften

Wegen schwerer Vorwürfe der gemeinschaftlichen Misshandlung von Schutzbefohlenen sitzt derzeit ein Mettlacher Ehepaar auf der Anklagebank. Sie sollen Pflegekinder getreten, geschlagen und misshandelt haben - jahrelang. Zum Auftakt des Mammutprozesses wiesen die Angeklagten die Vorwürfe zurück. Der Verteidiger der Frau kündigte an, Fotos aus dem Familienleben mit den Pflegeeltern zeigen zu wollen:
Die beiden Angeklagten sitzen neben ihrem Verteidiger im Landgericht Saarbrücken. Foto: Katja Sponholz/dpa-Bildfunk
Die beiden Angeklagten sitzen neben ihrem Verteidiger im Landgericht Saarbrücken. Foto: Katja Sponholz/dpa-Bildfunk

Prozessauftakt: Mettlacher Ehepaar soll Pflegekinder schwer gequält haben

Neun Jahre lang sollen Pflegekinder bei einem Ehepaar in Mettlach psychisch sowie physisch gequält worden sein. Seit dem gestrigen Montag (19. Februar 2024) müssen sich der Mann (55) und seine Frau (53) vor dem Saarbrücker Landgericht wegen gemeinschaftlicher Misshandlung von Schutzbefohlenen verantworten. Diese soll erhebliche Schädigungen der Gesundheit und in der körperlichen sowie seelischen Entwicklung verursacht haben, so die Staatsanwältin.

Das sind die Vorwürfe

Den beiden Angeklagten wird vorgeworfen, in der Zeit von Februar 2002 bis Dezember 2011 die Kinder „roh gequält“ und böswillig vernachlässigt zu haben. Dabei handelte es sich um drei Geschwister, die mit sechs und sieben Jahren zu dem Paar kamen. Ihre leibliche Mutter – eine Mieterin der Angeklagten – war an Knochenkrebs gestorben. Später seien noch zwei weitere Pflegekinder hinzugekommen. Der Pflegevater soll zudem ein Mädchen sexuell missbraucht haben.

Laut Anklage sollen die Kinder unter anderem geschlagen und getreten worden sein. Sie sollen keine warmen Mahlzeiten bekommen haben, ein Mädchen soll mit Pudding und Schokolade „regelrecht gemästet“ worden sein. Darüber hinaus hätten die Kinder ohne Erlaubnis nicht miteinander sprechen dürfen und als Bestrafung stundenlang in Unterwäsche oder nackt im Hof oder im Teich stehen müssen. Auch hätten sie morgens vor der Schule schon um vier Uhr die zahlreichen Katzenklos im Haus reinigen oder an Wochenenden und in den Ferien bis zu 15 Stunden täglich bei Renovierungsarbeiten helfen müssen.

Die Zeug:innen befanden sich laut Anklage nach ihrem Auszug in psychologischer oder psychiatrischer Behandlung und litten unter einer komplexen posttraumatischen Belastungsstörung. Sie seien suizidgefährdet oder hätten bereits mehrfach versucht, sich umzubringen.

Angeklagte weisen Vorwürfe zurück

Die Angeklagte (53) betonte in ihrer detaillierten Aussage vor Gericht, sie sei fassungslos gewesen, als sie von den Vorwürfen gehört habe. Niemals habe sie einem ihrer Kinder, ob leiblich oder angenommen, Schaden zugefügt. Ihr Ehemann ließ von seinem Verteidiger eine Erklärung verlesen und bilanzierte darin: „Das Gefühl, Menschen, die einem emotional so nah waren, heute als völlig Fremde vor sich zu haben, ist nicht in Worte zu fassen.“ Er könne nicht verstehen, warum sie aufgrund von Frust, Eifersucht oder anderen Gründen das Leben einer Familie und damit auch ihr eigenes zerstörten.

Verteidiger spricht von „Übertragungstendenzen“

Der Verteidiger der Frau geht davon aus, dass die Schilderungen der Nebenkläger auf Erfahrungen mit der leiblichen Mutter zurückgehen, die selbst Pflegekinder gehabt habe. Diese seien ihr später weggenommen worden. Es gäbe Berichte vom Jugendamt, die genau in das Bild passten, was angeklagt sei. „Man muss davon ausgehen, dass es Übertragungstendenzen gegeben hat“, sagte er.

Fotos sollen Vorwürfe entkräften

Er kündigte an, Fotos aus dem Familienleben mit den Pflegeeltern zeigen zu wollen, die belegten, dass das, was die Zeugen behaupteten, in keiner Weise in Einklang mit den Vorwürfen stehe. Er gehe davon aus, dass von den früheren Pflegekindern in weiten Teilen gelogen worden sei. „Ob es einen psychiatrischen Hintergrund hat, weiß ich nicht“, sagte er.

17 weitere Prozesstage angesetzt

Bis zum 8. Mai sind 17 weitere Prozesstage angesetzt. Es sollen mehr als 25 Zeug:innen gehört werden.

Verwendete Quellen:
– Deutsche Presse-Agentur