Polizistenmord bei Kusel: Verteidigung stellt neue Beweisanträge – Richter spricht von „vielen Unwägbarkeiten“
Polizisten-Mord bei Kusel: Verteidigung des Hauptangeklagten stellt neue Beweisanträge
Im Mordprozess um tödliche Schüsse auf zwei Polizeikräfte Ende Januar bei Kusel (Pfalz) haben die Verteidiger des Hauptangeklagten Andreas S. (39) am Freitag weitere Beweisanträge gestellt. Sie zielten darauf ab, zu zeigen, dass der Nebenangeklagte Florian V. (33) in seinen Vernehmungen bei der Polizei die Unwahrheit gesagt habe, begründeten die Anwälte. So solle ein Gutachten beweisen, dass der Hauptangeklagte von den räumlichen Gegebenheiten her gar nicht den ersten Schuss auf die Polizistin habe abgeben können.
Die Anklage wirft dem Hauptangeklagten aus dem Saarland vor, bei einer nächtlichen Fahrzeugkontrolle eine Polizeianwärterin (24) und einen Polizeikommissar (29) mit Gewehrschüssen in den Kopf ermordet zu haben – weil er Jagdwilderei verdecken wollte. Der Komplize (33) ist wegen versuchter Strafvereitelung angeklagt. Er soll geholfen haben, Spuren zu verwischen.
Vorsitzender Richter berichtet von „vielen Unwägbarkeiten“
Der Vorsitzende Richter Raphael Mall kündigte am Landgericht Kaiserslautern an, die Anträge zu prüfen. Bei der Frage, wer wo bei der Tat gestanden habe, gebe es „viele Unwägbarkeiten“, die schwer zu klären seien. „Es gibt keine Anknüpfungstatsachen.“
Nebenangeklagter schweigt im Prozess
Der 33-jährige Nebenangeklagte Florian V. schweigt im Prozess, hatte aber davor bei der Polizei ausgesagt und seinen Komplizen für den Tod der beiden Polizisten verantwortlich gemacht. Der 39-Jährige dagegen will aus Notwehr nur den Polizisten getötet haben: Für den Tod der Polizistin sei der 33-Jährige verantwortlich.
So soll der Prozess weitergehen
Am nächsten Verhandlungstag am 9. September 2022 soll möglicherweise das Video der beiden Vernehmungen des Nebenangeklagten vorgespielt werden. Vielleicht könnte man dem 33-Jährigen dann auch Fragen stellen, erhoffte sich Mall. Oberstaatsanwalt Stefan Orthen sagte, die Videovorführung könnte „erhellend“ sein.
Anwalt von getöteter Polizistin kritisiert Länge des Verfahrens
Kritik kam am Freitag von der Nebenklage. „Wir können noch zehn Gutachten hören, aber am Ende sind wir auch nicht schlauer“, sagte Anwalt Olaf Möller, der die Familie der getöteten Polizistin vertritt. Die Familie leide darunter, dass sich der Prozess ziehe „wie Kaugummi“ und dem Hauptangeklagten immer wieder eine Bühne geboten werde für seine Ausführungen. „In jeder anderen Kammer wären wir schon längst fertig.“
Verwendete Quellen:
– Deutsche Presse-Agentur