Alle ab 12 sollen gegen Corona geimpft werden

Nach den Vorstellungen des Bundesgesundheitsministeriums sollen noch mehr Jugendliche ein Impfangebot bekommen. Heute beraten die Gesundheitsminister der Länder. Auch über Auffrischimpfungen dürfte dabei diskutiert werden.
Die Gesundheitsminister:innn beraten am Montag zu Impfungen von Jugendlichen und Auffrischungen. Foto: Fabian Sommer/dpa-Bildfunk
Die Gesundheitsminister:innn beraten am Montag zu Impfungen von Jugendlichen und Auffrischungen. Foto: Fabian Sommer/dpa-Bildfunk

Die Gesundheitsminister:innen der Länder wollen am heutigen Montag (2. August 2021) über Corona-Impfangebote für Jugendliche beraten. Nach einem Vorschlag des Bundesgesundheitsministeriums sollen 12- bis 17-Jährige in allen Bundesländern ein solches Angebot bekommen. Das geht aus einem Beschlussentwurf hervor.

Noch keine Empfehlung von Stiko

Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA hatte im Mai den Covid-19-Impfstoff von Biontech/Pfizer für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren zugelassen, vor wenigen Tagen folgte auch die Freigabe für Moderna. Für Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) die Impfung trotz heftigen politischen Drucks bisher jedoch nur vor allem Kindern und Jugendlichen mit bestimmten Vorerkrankungen wie Diabetes oder Adipositas, die ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf haben.

Impfungen in Zentren und bei Ärzt:innen?

„Es werden nunmehr alle Länder Impfungen für 12- bis 17-Jährige in den Impfzentren anbieten“, schreibt das Ministerium in dem an die Länder versendeten Beschlussvorschlag. Auch niedergelassene Ärzt:innen und Betriebsärzt:innen, die Angehörige impften, könnten eingebunden werden. In einigen Ländern sind bereits Impfaktionen etwa an Schulen geplant. In Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern beginnt der Unterricht nach den Sommerferien an diesem Montag wieder, in Hamburg am Donnerstag.

Niedrigschwellige Angebote geplant

Für junge Erwachsene sollen die Länder „niedrigschwellige Angebote“ in Universitäten, Berufsschulen und Schulen machen, so der Beschlussentwurf für Montag. „Dies kann maßgeblich zu einem sichereren Start in den Lehr- und Lernbetrieb nach den Sommerferien beitragen.“

Kritik von FDP

Der baden-württembergische Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) befürwortet Impfungen für Jugendliche. Auch aus Sachsen-Anhalt kam Zustimmung. Die amtierende sachsen-anhaltische Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD) sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Die Nachfrage dazu ist vorhanden.“ Das Land plane bereits Sonder-Impfaktionen für Heranwachsende. Kritik kam von der FDP. „Wenn die Gesundheitsminister die Impf-Empfehlung an der Stiko vorbei ändern, kommt das einer Entmachtung gleich“, sagte Andrew Ullmann, Obmann der FDP im Gesundheitsausschuss des Bundestags, dem „Tagesspiegel“.

Auffrischungen ab September?

Ein weiteres Thema der Gesundheitsminister:innen sollen Auffrischimpfungen sein. Für bestimmte Gruppen schlägt das Bundesgesundheitsministerium entsprechende Impfungen ab September vor. Insbesondere bei immungeschwächten, sehr alten und pflegebedürftigen Menschen wiesen Studienergebnisse auf einen verminderten oder schnell nachlassenden Schutz nach einer Impfung hin. Die Länder sollen deshalb laut Entwurf mobile Impfteams unter anderem in Pflegeeinrichtungen schicken. Menschen mit einer Immunschwäche oder in häuslicher Pflege sollen demnach von ihren Ärzt:innen eine Auffrischimpfung angeboten bekommen. Diese Impfungen sollen mit einem der beiden mRNA-Impfstoffe erfolgen, also mit den Mitteln von Biontech/Pfizer und Moderna.

Minister: Es braucht belastbare Aussagen des Bundes

Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) sprach sich für eine Auffrischimpfung aus. Es brauche aber „klare und unbürokratische Vorgaben“ dazu, welche Gruppe als erstes dran sei. Dazu brauche es belastbare Aussagen des Bundes und der Ständigen Impfkommission, sagte er der dpa.

Grüner: Alltagstaugliche Lösungen nötig

Der Grünen-Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen forderte unterdessen verstärkte Aufklärungskampagnen für die Impfungen und „alltagstaugliche Lösungen“. „Offensichtlich fehlt es an überzeugenden, zielgruppenspezifischen Aufklärungskampagnen, an mehr Mobilität des Impfstoffs, also Impfbussen, und an einer Corona-Warn-App, die die Menschen auf Spontan-Impfangebote in der Umgebung hinweist“, sagte er der „Rheinischen Post“. „Es braucht Gestaltungswillen und bessere Informationsangebote, gute Argumente und alltagstaugliche Lösungen“.

Nachteile für Ungeimpfte nicht ausgeschlossen

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Rolf Mützenich schloss Nachteile für Ungeimpfte nicht aus. „Private Anbieter können natürlich Geimpften oder Genesenen Vorteile gewähren. Staatliche Stellen müssen aber allen gleichermaßen ihre Leistungen anbieten, wobei durch Hygienekonzepte oder künftig durch Eigenleistungen für Tests durchaus auch Nachteile für Ungeimpfte entstehen können“, sagte er der „Rheinischen Post“.

Verwendete Quellen:
– Deutsche Presse-Agentur