Fast 4 Millionen Impfdosen verfallen: Scharfe Kritik an Gesundheitsminister Lauterbach

In Deutschland sind zwischen Dezember und Juni fast vier Millionen Impfdosen wegen Überschreitung der Haltbarkeitsfristen verfallen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) muss sich deshalb schwere Kritik vonseiten der Union gefallen lassen.
Karl Lauterbach (SPD) muss sich aufgrund eines millionenfachen Verfalls von Impfdosen heftige Kritik gefallen lassen. Archivfoto: picture alliance/dpa | Fabian Sommer
Karl Lauterbach (SPD) muss sich aufgrund eines millionenfachen Verfalls von Impfdosen heftige Kritik gefallen lassen. Archivfoto: picture alliance/dpa | Fabian Sommer

In Deutschland sind seit Dezember 3,9 Millionen Corona-Impfdosen verfallen

In Deutschland muss deutlich mehr Corona-Impfstoff wegen Überschreitung der Haltbarkeitsfristen vernichtet werden als bisher angenommen. Wie aus einer Antwort des Bundesgesundheitsministeriums auf eine parlamentarische Anfrage des Abgeordneten Stephan Pilsinger (CSU) hervorgeht, sind allein zwischen Anfang Dezember 2021 und Ende Juni etwa 3,9 Millionen Corona-Impfdosen verfallen. Dabei handele es sich ausschließlich um Impfdosen des US-Herstellers Moderna. Die Vakzine seien laut Gesundheitsstaatssekretär Edgar Franke (SPD) auf „unterschiedlichen Stufen der logistischen Lieferkette verfallen“, wie es in dem Antwortschreiben heißt.

Menge an verfallenen Impfdosen könnte sogar noch höher ausfallen

Franke ließ in dem Schreiben laut übereinstimmenden Medienberichten der Deutschen Presse-Agentur und des „Spiegel“ zudem durchblicken, dass die Zahl der verfallenen Dosen sogar noch höher liegen könnte. Demnach lägen der Regierung die Daten über den Verfall nur insoweit vor, wenn Ärzt:innen und Apotheken sie an den pharmazeutischen Großhandel gemeldet hätten. Ein weiterer brisanter Punkt in dem Antwortschreiben des Gesundheitsministeriums: Von den in den vergangenen sieben Monaten insgesamt bestellten 134,3 Millionen Corona-Impfdosen ist nicht eine einzige gespendet worden.

Scharfe Kritik an Karl Lauterbach: „Geld aus dem Fenster geworfen“

Für den massenweisen Verfall der Impfdosen hagelte es für Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) von vielen Seiten heftige Kritik. Pilsinger sagte gegenüber dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“, dass besonders in Zeiten knapper Kassen und von Inflation der Staat das Geld nicht sinnlos aus dem Fenster werfen dürfe. Lauterbach sitze demnach auf einem „wachsenden Berg von Impfstoff, der zu verfallen droht“, so Pilsinger, der dem Bundesgesundheitsminister eine „Bestellwut“ attestiert. „Wenigstens hätten die fast vier Millionen Moderna-Impfdosen an bedürftige Länder verschenkt werden können. Aber auf diese Idee ist Lauterbach nicht einmal gekommen“, kritisiert Pilsinger Lauterbach gegenüber dem „Spiegel“.

Grünen-Gesundheitspolitikerin Piechotta: Bund muss wieder umsichtiger mit Steuergeldern umgehen

In eine ähnliche Richtung geht auch die Kritik der Grünen-Gesundheitspolitikerin Paula Piechotta am Vorgehen des Bundesgesundheitsministeriums. Für sie müsse das Gesundheitsministerium künftig wieder „stärker an der tatsächlichen Nachfrage orientiert einkaufen“, so Piechotta gegenüber der Nachrichtenagentur „Agence France-Presse“(AFP). Gerade angesichts der Vielzahl der aktuellen Krisen müsse der Bund „wieder umsichtiger mit dem Geld der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler umgehen“, mahnte die Grünen-Politikerin.

„Weiterer Tiefpunkt der Corona-Politik“

Die gesundheitspolitische Sprecherin der Linken-Bundestagsfraktion, Kathrin Vogler, bezeichnete die Vernichtung von Millionen Impfstoffdosen gegenüber der AFP als „weiteren Tiefpunkt der von organisatorischen und kommunikativen Fehlern geprägten Corona-Politik der Ampelkoalition“. Vogler kritisierte, dass Lauterbach unter einer Impfkampagne „offenbar überwiegend die Beschaffung von möglichst vielen Impfstoffdosen“ verstehe, statt dafür zu sorgen, dass diese auch tatsächlich verimpft würden. Laut der Linken-Politikerin müsse man endlich mit einer „echten Impfkampagne“ dafür sorgen, dass man gezielt die Gruppen der Bevölkerung anspreche, die von der Impfung den größten Nutzen hätten. Nur so könne man die dramatischen Impflücken schließen.

Verwendete Quellen:
– Berichte von „Spiegel“, „Tagesspiegel“ und „Redaktionsnetzwerk Deutschland“
– Informationen der Agenturen Deutsche Presse-Agentur und Agence France-Presse (AFP)