Dillinger Hütte zählt zu den „schmutzigsten“ Fabriken in Deutschland

Die Dillinger Hütte ist eines der CO₂-intensivsten Industrieunternehmen in Deutschland. In einer Liste der "dreckigsten" Fabriken belegt sie mit ihren Tochterunternehmen gleich drei Plätze in den "Top" 30.
Im Bild: die Dillinger Hütte. Foto: picture alliance/dpa | Andreas Arnold
Im Bild: die Dillinger Hütte. Foto: picture alliance/dpa | Andreas Arnold

Die dreißig „dreckigsten Unternehmen“ machen acht Prozent der Emissionen aus

Im vergangenen Jahr verursachten die dreißig CO₂-intensivsten Industrieanlagen in Deutschland 58 Millionen Tonnen an Emissionen. Das geht aus einem Bericht im Auftrag des WWF Deutschland hervor. Damit entfielen rund ein Drittel der Emissionen des Industriesektors, die im Klimaschutzgesetz definiert sind, auf die „Dirty Thirty“. Acht Prozent des gesamten Treibhausausstoßes der Bundesrepublik.

Dillinger Hütte gleich dreifach unter den „Dirty Thirty“

Gleich dreimal in der Liste vertreten ist die Dillinger Hütte mit ihren Tochtergesellschaften. So landet die ROGESA Roheisengesellschaft Saar auf dem dritten Platz mit 4,0 Millionen Tonnen Emissionen im Jahr 2022. Nur bei thyssenkrupp (7,9 Mio. t) und den Hüttenwerken Krupp Mannesmann in Duisburg (4,2 Mio. t) wurden noch mehr Treibhausgase erzeugt. Auch Platz 19 und 20 gehen nach Dillingen. Dort liegen die Dillinger Hüttenwerke und das ROGESA Gichtgaskraftwerk sowie die Zentralkokerei Dillingen mit je 1,0 Millionen Tonnen Emissionen.

Eisen- und Stahlerzeugung ist CO₂-intensivster Sektor

Die ersten 13 Ränge der „Dirty Thirty“ entfallen alle auf die Eisen- und Stahlerzeugung. Mit insgesamt 51 Millionen Tonnen gehen 47 Prozent der industriellen Emissionen auf deren Konto. Es folgt die Zement- und Kalkherstellung mit 25 Prozent (27 Millionen Tonnen) und die Chemieindustrie mit 15 Prozent (14 Millionen Tonnen CO2). Nur die Energiewirtschaft verzeichnet in Deutschland noch höhere Emissionen.

Regierung müsse Strategie für Transformation entwickeln

„Der Industriesektor ist ein Schwergewicht beim CO₂-Ausstoß und damit auch beim Klimaschutz. Ihn zu transformieren, ist eine der wichtigsten Aufgaben für Politik und Wirtschaft“, so Viviane Raddatz, Klimachefin beim WWF Deutschland. Nur mit einer Umstrukturierung schütze man Klima und Arbeitsplätze gleichermaßen. Die Ampelregierung müsse daher eine umfassende Strategie schaffen, sodass die Unternehmen Prozesse und Rohstoffnutzung schneller umstellen und so einen Klimaschutzbeitrag leisten. Dazu brauchten sie jedoch Planungs- und Investitionssicherheit.

Kostenlose CO₂-Zertifikate noch bis 2034

Die Emissionen in der Industrie seien seit der Einführung des europäischen Emissionshandels (ETS) nahezu konstant. „Durch die Vergabe kostenloser CO₂-Zertifikate an die Industrie wurde das CO₂-Preissignal abgeschwächt und der Anreiz, auf klimafreundliche Verfahren und Technologien umzustellen, entfiel“, so Raddatz. Bis 2034 soll die kostenlose Zuteilung zwar auslaufen, das sei jedoch zu spät.

Ehrlicher Blick auf neue Technologien wie Wasserstoff

Es brauche Leitlinien und Förderung auch für kleine Unternehmen, um die Industrie zu dekarbonisieren. Dabei müssten die Parteien einen ehrlichen Blick auf neue Technologien werfen. „Was steht wo und wann tatsächlich im benötigen Maßstab zur Verfügung?“, sei laut Raddatz etwa beim Thema Wasserstoff eine entscheidende Frage. Zudem müsse man eingestehen, wenn Technologien nur ein Deckmantel sind, um unbeirrt weiterzumachen wie bisher.

Förderungen nur noch für Klimaschutz oder bei Gegenleistungen

Laut WWF dürften staatliche Fördergelder nur in klimaschützende Maßnahmen fließen, insbesondere in die Produktion von grünem Wasserstoff. Zudem müssten Subventionen an Gegenleistungen geknüpft sein – etwa Investitionen in Energieeffizienz und Erneuerbare Energien. Firmen sollten zudem Transformationspläne vorlegen. Aber auch die öffentliche Hand müsse mit gutem Beispiel vorangehen und Klimaschutzkriterien bei der Vergabe öffentlicher Bauaufträge berücksichtigen.

Verwendete Quellen:
WWF