4000 Saarländer demonstrieren gegen Rechtsextremismus

Die NPD veranstaltet im Saarbrücker Schloss ihren Bundesparteitag – und bekommt heftigen Gegenwind zu spüren.
Tausende Menschen zogen gegen die NPD durch Saarbrücken. Bei der Kundgebung am Schloss fanden die Redner deutliche Worte. Foto: becker&bredel
Tausende Menschen zogen gegen die NPD durch Saarbrücken. Bei der Kundgebung am Schloss fanden die Redner deutliche Worte. Foto: becker&bredel
Tausende Menschen zogen gegen die NPD durch Saarbrücken. Bei der Kundgebung am Schloss fanden die Redner deutliche Worte. Foto: becker&bredel
Tausende Menschen zogen gegen die NPD durch Saarbrücken. Bei der Kundgebung am Schloss fanden die Redner deutliche Worte. Foto: becker&bredel

Junge, Alte, Männer, Frauen, manch einer mit Rollator, viele mit Kinderwagen: Bei strahlendem Sonnenschein und unterstützt von den mitreißenden Klängen der Percussion-Gruppe „Samba O’Leck“ haben am Samstag 4000 Menschen gegen den Bundesparteitag der NPD im Saarbrücken Schloss demonstriert. Von der CDU bis zu den Linken waren alle politische Parteien des Saarlandes äußerst prominent vertreten. Fast das gesamte Kabinett zog mit vom Tbilisser Platz bis zum Schloss, darunter auch Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) und ihre Herausforderin Anke Rehlinger (SPD). Allen war es wichtig, unter dem Motto „Bunt statt Braun“ ein Zeichen gegen Rassismus und Rechtsextremismus zu setzen.

Der Saarbrücker Markus Ehses nahm zum ersten Mal mit seinen beiden Töchtern im Grundschulalter an einer größeren Demonstration teil: „Vielfalt ist für unser Land unglaublich wichtig. Wenn diese bedroht wird, müssen wir uns für sie einsetzen.“ Vor allem die Wahl des Saarbrücker Schlosses für das Treffen der rechtsextremen Partei empfanden viele Demonstranten als reine Provokation. „Hier im ehemaligen Gestapo-Keller ist mein Vater gestorben. Er war Widerstandkämpfer, wurde in Frankreich verhaftet und hierher gebracht“, erzählte ein 75-jähriger Mann mit weißem Bart aus Lebach. Sein Knie tue ihm zwar weh und er sei lange nicht mehr auf die Straße gegangen, doch: „Es ist unsere Pflicht, hier zu sein!“ Unter Tausenden stand er auf dem Schlossplatz mit einer Trillerpfeife im Mund und einem Plakat in der Hand: „Im Schloss tagt der Verfassungsschmutz“.

Derweil tagten im Festsaal die rund 180 NPD-Delegierten aus ganz Deutschland. Bereits mehrere Stunden vor der Kundgebung auf dem Vorplatz hatten ihnen Mitglieder der Antifa den Weg ins Schloss blockiert, so dass der Bundesparteitag mit einer Stunde Verspätung anfing. Dabei konnte sich der bisherige Bundesvorsitzende, der Völklinger Frank Franz, in einer Kampfabstimmung gegen den Thüringer Thorsten Heise durchsetzen. Programmatisch will sich die Partei am rechten Rand von der derzeit deutlich populäreren AfD abgrenzen. „Die AfD ist eine Mogelpackung“, sagte Peter Richter, der für die NPD in der Saarbrücker Regionalversammlung sitzt.

Das sahen viele Menschen draußen auf dem Schlossplatz anders. Die NPD sei leider nicht die einzige Partei, die Demokratie und Vielfalt gefährde, sagte Tobias Wolfanger vom Landesjugendring in seiner Rede: „Da hilft kein blauer Anstrich.“ Weitere Redner stellten sich auch vor Minderheiten wie Flüchtlinge, die immer wieder ins Visier der rechtsextremen Parteien geraten. „In Deutschland ist genug für alle da. Das Boot ist nicht voll, wir haben genug Geld und Platz“, sagte Frank-Matthias Hofmann von der Evangelischen Kirche und ermutigte die Menschen auf dem Schlossplatz: „Bleibt wachsam und werdet nicht feige!“ Beifall von allen Seiten, auch von der 18-jährigen Jacqueline Alexander aus Homburg. Sie war mit ihrer Freundin Noelle Gundlach aus Bexbach gekommen. „In einer Zeit, in der jeder oft mit seinem eigenen Kram beschäftigt ist, ist es so wichtig auch Solidarität zu zeigen und ein Zeichen gegen Rechtsextremisten zu setzen“, sagte Gundlach. Diese Bot

schaft wollen die beiden Schülerinnen auch nach der Kundgebung vom Wochenende nicht verhallen lassen. Jacqueline und Noelle werden dieses Jahr zum ersten Mal wählen und freuen sich schon darauf, mit ihren Stimmen „auch politisch dagegenzuhalten“.