Dieser Mann sammelt Flugzeuge nahe der Grenze zum Saarland

Mehr als 100 Unikate der Luftfahrtgeschichte stehen in einer "Flugausstellung" in Hermeskeil. Familie Junior hat sie über 50 Jahre zusammengesammelt. Eine Maschine hätte der Chef aber gerne noch.
Peter Junior sammelt Flugzeuge. Foto: Harald Tittel/dpa-Bildfunk
Peter Junior sammelt Flugzeuge. Foto: Harald Tittel/dpa-Bildfunk

Hermeskeiler sammelt Flugzeuge

Peter Junior hat eine besondere Leidenschaft: Er sammelt Flugzeuge. Viele große Namen stehen bereits in seiner „Flugausstellung“ in Hermeskeil im Hunsrück, die zugleich ein Gang durch die Geschichte der Luftfahrt ist: von der Blériot, mit der der erste Mensch 1909 über den Ärmelkanal flog, über die legendäre (Junkers) Ju 52 aus den 1930er Jahren bis zum modernen Düsenjäger.

120 Flugzeuge und Hubschrauber gesammelt

Rund 120 Flugzeuge und Hubschrauber hat Junior mit seiner Familie über die vergangenen Jahrzehnte zusammengesammelt. „Es ist die größte private Flugzeugsammlung Europas“, sagt Junior. An diesem Wochenende (8. und 9. Juli) feiert das Museum 50-jähriges Bestehen.

Die Super Constellation („Super-Connie“) der Lufthansa, mit der Bundeskanzler Konrad Adenauer 1955 nach Moskau geflogen ist. Foto: Harald Tittel/dpa-Bildfunk

Das sind die Highlights

Besonderer Hingucker ist die Super Constellation („Super-Connie“) der Lufthansa, mit der Bundeskanzler Konrad Adenauer 1955 nach Moskau zu Verhandlungen über die Freilassung der letzten deutschen Kriegsgefangenen reiste. Höhepunkte seien auch die VC 10, die Präsidentenmaschine der Vereinten Arabischen Emirate aus Abu Dhabi, sowie das erste Düsenverkehrsflugzeug der Welt, die Comet.

Sammelleidenschaft vom Vater übernommen

„Wir wollen Flug-Geschichte zeigen und einen Einblick in die Luftfahrttechnik vermitteln“, sagt Junior, der die Sammelleidenschaft von seinem Vater übernommen hat. Dieser war es, der 1973 mit einem Hubschrauber der Bundeswehr (H 21) den Grundstein für das Museum legte. Anfangs sei sein Vater eher belächelt worden, sagt Junior. Und: „Es war schwer, Originalmaschinen zu bekommen.“

Die Ausstellung gibt es seit 50 Jahren. Foto: Harald Tittel/dpa-Bildfunk

Flugzeuge stehen auf 80.000 Quadratmetern

Doch nach und nach kamen immer mehr Flugzeuge hinzu – militärische und zivile. Das Gelände musste von anfangs 7.000 auf heute 80.000 Quadratmeter erweitert werden, vier Ausstellungshallen gehören dazu. Auf dem Freigelände stehen die Flugzeuge dicht an dicht. Platzmäßig sei die Grenze bald erreicht. „Es ist auch nicht mehr viel da, was wir noch bräuchten, um unsere Sammlung zu vervollständigen.“

Flugzeugsammler Peter Junior steht in einer Halle inmitten von Flugzeugen. Foto: Harald Tittel/dpa-Bildfunk

Sammeln eine „besondere Herausforderung“

„Unser neuester Zugang in diesem Jahr ist ein Learjet, der Urvater des Geschäftsreiseflugzeugs in der Kategorie Düsenflugzeug“, sagt Junior, der Maschinenbau studiert hat. Er sei noch nicht fertig aufgebaut, könne aber schon besichtigt werden. Flugzeuge zu sammeln, sei eine besondere Herausforderung. A und O seien „spezielle Kontakte“, um nötige Informationen zu bekommen.

Flugzeuge stehen und hängen in einer Halle der Flugausstellung in Hermeskeil. Foto: Harald Tittel/dpa-Bildfunk

Wie die Flugzeuge nach Hermeskeil kommen

Und wie kommen die Maschinen in den Hunsrück? „Das ist jedes Mal anders, je nach Modell. Da gibt es keine Formel“, erklärt Junior. In der Regel würden die Flugzeuge auseinandergebaut und auf Lastwagen als Schwertransport Stück für Stück nach Hermeskeil gebracht. So sei es auch jüngst bei dem zweimotorigen Propellerflugzeug Jetstream aus Großbritannien gewesen. In seltenen Fällen würden die Flugzeuge noch auf Airports in der Nähe geflogen.

Eine Familie aus Steinfuhrt besucht die Flugausstellung in Hermeskeil. Foto: Harald Tittel/dpa-Bildfunk

Stücke werden nicht weiterverkauft

Wenn ein Flieger einmal in der Ausstellung sei, hebe er nicht mehr ab, sagt der 61-Jährige. Auch weiterverkauft würden die Stücke nicht. „Wir haben viele einmalige Stücke.“ Dazu würden auch der große Transporthubschrauber Mil Mi-6 aus Russland und das Kampfflugzeug Saab Viggen aus Schweden gehören.

Eine Antonov AN 2 Colt steht in einer Halle der Flugausstellung in Hermeskeil. Foto: Harald Tittel/dpa-Bildfunk

100.000 Besucher jedes Jahr

Mehr als 100.000 Menschen zieht es jährlich zu dem Museum im Hunsrück, das von Anfang April bis Anfang November geöffnet ist. „Die Mehrheit der Besucher kommt aus dem Ausland“, sagt Junior. Viele kommen aus europäischen Ländern. „Wir hatten aber auch schon Gruppen aus Australien und Japaner, die eigens angereist waren.“ „Viele sind Flugzeugfreaks und bleiben gleich zwei Tage“, sagt Junior. Darunter seien auch sogenannte Spotter, die von Ausstellung zu Ausstellung reisen würden, um Fotos von Flugzeugen zu machen. „Sie haben Listen dabei und arbeiten die dann ab.“

Ein Besucher der Flugzeugausstellung in Hermeskeil fotografiert einen sowjetischer Hubschrauber vom Typ MIL MI 6 A. Foto: Harald Tittel/dpa-Bildfunk

Diese Luftfahrt-Museen gibt es noch

Zum Thema Luftfahrt gibt es in Deutschland etliche Museen. Im Technik Museum Speyer beispielsweise können Besucher mehr als 70 Flugzeuge und Hubschrauber aus vielen Epochen besichtigen. „Wir haben zwei sehr große Maschinen: Eine Boeing 747 von der Lufthansa und eine Antonov AN-22, die beide begehbar sind“, sagt Museumssprecherin Corinna Siegenthaler. Bei der Boeing 747 könne man auch außen auf den linken Flügel gehen. „So sieht man das Flugzeug mal von einer anderen Perspektive“, sagt sie.

Eine BAC Vickers VC 10 steht in der Flugzeugausstellung in Hermeskeil hinter einer Iljuschin IL-14 (rechts). Foto: Harald Tittel/dpa-Bildfunk

Im Otto-Lilienthal-Museum in Anklam/Mecklenburg-Vorpommern geht es um die Anfänge der Fliegerei. Das Deutsche Technik Museum in Berlin trägt alles rund um Luft- und Raumfahrt zusammen und das Luftfahrtmuseum Laatzen-Hannover in Niedersachsen bietet eine historische Zeitreise zum Fliegen.

Bürgermeisterin: Ausstellung ist größtes Aushängeschild

Die „Flugausstellung“ sei in Hermeskeil „das größte Aushängeschild“, meint Stadtbürgermeisterin Lena Weber (SPD). Sie bringe auch viele Besucher aus den benachbarten Ländern, vor allem aus den Niederlanden und Belgien, in die Region. „Sie ist ein großes ‚Komm her!‘.“

Mehr als 100 Flugzeuge, Hubschrauber und andere Luftfahrt Originale aus der Luftfahrt sind auf der Freifläche und in den Hallen der Flugausstellung in Hermeskeil zu sehen. Foto: Harald Tittel/dpa-Bildfunk

Welche Flugzeug Junior unbedingt noch will

Schon länger arbeitet Junior an seinem Traum, für die Sammlung noch ein Kampfflugzeug vom Typ F-16 von den US-Amerikanern zu bekommen. Bisher habe er nur ein Cockpit erhalten können. „Aber man fängt als Sammler ja bekanntlich klein an. Am Ende kommt dann vielleicht doch was Großes bei raus“, hofft er.

Eine Tupolev TU-134A. Foto: Harald Tittel/dpa-Bildfunk

Verwendete Quellen:
– Deutsche Presse-Agentur