Riesen-Empörung über Nazi-Gedenkstein bei Volmunster
Auf einem Privatgrundstück nahe Volmunster im Bitscher Land in Lothringen stand diese Woche plötzlich ein Gedenkstein zu Ehren der 17. SS-Panzergrenadier-Division. Gut sichtbar auch das Motto dieser Truppe „Drauf, dran und durch!“. Ein Bericht darüber in der Tageszeitung „Le Républicain Lorrain“ löste in ganz Frankreich eine Welle der Empörung aus.
Denn diese SS-Einheit ist nicht nur in Lothringen berüchtigt, wo sie versuchte, die Stadt Metz vor dem Vormarsch der alliierten Truppen zu verteidigen. Vor allem werden die Soldaten dieser Division beschuldigt, am 25. August 1944 in der Gemeinde Maillé (nahe Tours) ein Massaker verübt zu haben. Dabei wurden 124 Dorfbewohner, darunter viele Kinder, ermordet. In der französischen Geschichte ging dieses Kriegsverbrechen eher unter, da es sich am Tag der Befreiung von Paris eignete. Doch in Lothringen ist die dafür verantwortliche Schreckenstruppe nicht vergessen.
Das Entdecken des Gedenksteines
Umso größer war das Entsetzen, als die Spaziergänger den Gedenkstein entdeckten. „Ich bin zutiefst wütend und empört“, teilte Jacques Maréchal, Vorsitzender der kommunistischen Partei PCF im Département Moselle, mit. Die Sache sei äußerst gravierend und eine Beleidigung für die Republik, ihre Werte und alle Opfer des Kriegs und des Nazi-Regimes. Er forderte, den Gedenkstein so schnell wie möglich verschwinden zu lassen.
Und in der Tat: Am Donnerstagabend ließ die Staatsanwaltschaft Saargemünd den Gedenkstein von der Gendarmerie mit Hilfe eines Spezialkrans beschlagnahmen. Er befinde sich zwar auf einem Privatgelände, sei aber von außen sichtbar – deshalb sei der Tatbestand einer offensichtlichen Störung der öffentlichen Ordnung erfüllt, bestätigte Staatsanwalt Jean-Luc Jaeg gegenüber der SZ.
Ermittlungen
Der Gedenkstein sei nun ein Beweisstück. Außerdem beauftragte Jaeg die Gendarmerie und das Zentrale Amt für Bekämpfung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Völkermord und Kriegsverbrechen mit Untersuchungen. Der Vorwurf lautet auf Verherrlichung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
Wer wann genau den Gedenkstein aufgestellt hat, wollte der Staatsanwalt aus Ermittlungsgründen nicht verraten. Soviel steht fest: Das Grundstück gehört einem Deutschen, der aber nicht dort, sondern in Deutschland lebt. Seine Identität werde zurzeit geprüft und er werde in den nächsten Tagen vorgeladen, heißt es von der Staatsanwaltschaft.
Mit Verwendung von SZ-Material (Hélène Maillasson).