„Saarhundert“: Das Saarland feiert 100-jährigen „Geburtstag“
Alles begann noch ein bisschen kleiner und ziemlich französisch. Und erstmals tauchte „Saar“ im Namen eines politischen Gebildes auf: Es war die Geburtsstunde des Saarlandes, als das „Saargebiet“ am 10. Januar 1920 mit Inkrafttreten des Versailler Vertrags als eigenständige Region unter Verwaltung des Völkerbunds entstand.
Veranstaltungen zur Feier
Ein Jahrhundert an der Saar – zur Feier des Jahres als „Saarhundert“ bezeichnet – wird nun groß gefeiert: mit einer Wanderausstellung, Bürgerfahrten und mehreren Feier-Veranstaltungen. Der Startschuss fällt am 10. Januar beim Neujahrsempfang des Ministerpräsidenten Tobias Hans (CDU).
Mit dem Jubiläum feiern die Saarländer auch ihre Identität. „Erst nach 1920 hat sich überhaupt eine eigene Mentalität der Saarländer entwickelt“, sagt Jochen Wagner von der Staatskanzlei, der das „Saarhundert“-Programm federführend gestaltet.
„Mentalitätsgrenzen“ sind die „Landesgrenzen“
„Vorher gab es Preußen und Bayern.“ Nach dem Start sei der Kern des Saarlandes immer gleich geblieben, auch wenn es im Vergleich zu vor 100 Jahren noch um ein Fünftel größer wurde. Aufgrund der Geschichte gebe es an der Saar eine Besonderheit: „Die Mentalitätsgrenzen sind identisch mit den Landesgrenzen.“
Das „Saargebiet“ war vor 100 Jahren als „Kunstobjekt“ gegründet worden – rund um Industriestädte, Bergwerke plus Einzugsgebiete der Arbeiter. Damit wollte sich Frankreich nach dem Ersten Weltkrieg als Reparationsleistung für erlittene Kriegsschäden den Zugriff auf die Saarkohle sichern.
Bewegte Geschichte des Saarlands
Danach gab es noch einige Grenzveränderungen, auch nach dem Zweiten Weltkrieg: 1957 war „die Sache aber abgeschlossen“, wie der Vizedirektor des Historischens Museum Saar, Reiner Jung, sagt. Dann trat das Saarland als damals jüngstes Bundesland der Bundesrepublik bei. Heute sind im kleinsten Flächenland Deutschlands knapp eine Million Saarländer zuhause.
Das Saarland, das an Frankreich grenzt, blicke auf eine einmalige Geschichte zurück, sagt Jung. „Die hat man sonst nirgendwo in Deutschland. Zweimal war man getrennt von Deutschland.“ 1920 wurde die Region aus dem Deutschen Reich getrennt und unter das Mandat des Völkerbunds mit einer internationalen Kommission gestellt. 1935 dann kehrte das Saarland nach einer Abstimmung der Bevölkerung mit gut 90 Prozent Ja-Stimmen nach Deutschland zurück.
Land schloss sich Deutschland an
Der zweite Sonderweg kam nach dem Zweiten Weltkrieg. Anfang 1946 wurde das Saarland aus der französischen Besatzungszone ausgegliedert und bekam eine eigene Verfassung. Wirtschaftlich wurde das Land Frankreich angeschlossen, auch bildungs- und kulturpolitisch gab es einen starken französischen Einfluss. Dagegen regte sich immer mehr Widerstand: 1955 votierten die Saarländer gegen das Saarstatut und somit für die Rückkehr nach Deutschland.
„Das war der saarländische Sonderweg„, sagt Wagner, Abteilungsleiter für Öffentlichkeitsarbeit der Landesregierung ist. „Wir hätten auch immer mal wieder anders abbiegen können.“ Der Wunsch der Saarländer, wieder zurück nach Deutschland zu kommen, habe auch zur Identitätsstiftung geführt: „Man hat gesagt: Wir Saarländer, wir von der Saar.“ Die saarländische Mentalität habe sich auch herausgebildet, „weil wir niemandem gehörten, nur uns selbst. Wir wurden lange Zeit fremdverwaltet“.
Lokalpatriotismus im Saarland
Bis heute habe die Historie die Saarländer geprägt: Es gebe einen Lokalpatriotismus und eine starke Ehrenamtskultur, die auch auf dem Zusammenhalt der Saarländer beruhe. „Wir haben im Saarland bundesweit auf die Zahl der Einwohner bezogen die höchste Zahl an freiwillig Engagierten„, sagt Wagner. Zudem sei die Zahl der Vereine sehr hoch: Es gebe Saarländer, die in sieben oder acht Vereinen aktiv seien.
Um die Saar-Geschichte lebendig zu machen, geht sie im „Saarhundert“ als Wanderausstellung auf Tour zu Kommunen und Schulen im Land.
Verwendete Quellen:
– Deutsche Presse-Agentur