Sodbrennen und Reflux: Was Sie vermeiden sollten – und wie man es behandeln kann

Sodbrennen: Viele wissen was das bedeutet. Etwa 20% der Menschen in Deutschland kennen den sauren Geschmack morgens beim Aufwachen oder, besonders stark nach üppigem beziehungsweise fettem Essen, ein Brennen hinter dem Brustbein. Dr. Wolfgang Nieveler bescheibt in Zusammenarbeit mit der Kassenärztlichen Vereinigung Saarland Symptome und Behandlungsmöglichkeiten.
Wie entsteht Sodbrennen? Und wie lässt es sich behandeln?
Wie entsteht Sodbrennen? Und wie lässt es sich behandeln?
Wie entsteht Sodbrennen? Und wie lässt es sich behandeln?
Wie entsteht Sodbrennen? Und wie lässt es sich behandeln?

Die Symptomatik bei Sodbrennen ist vermutlich so alt wie die Menschheit. Das Wort „Sodbrennen“ kommt vom mittelhochdeutschen Wort „Sud“ – scharfes Gebräu – und beschreibt die brennende Empfindung.

Wie entsteht Sodbrennen?

Sodbrennen entsteht, wenn Magensäure in die Speiseröhre gelangt. In kleinen Mengen und während weniger Minuten des Tages ist dieser Säurerückfluss normal und kommt bei jedem Menschen vor. Werden jedoch Menge (sogenannter Volumenreflux) oder Dauer des „normalen“ Rückflusses überschritten, spricht man von einer sogenannten Refluxkrankheit. Reflux ist das lateinische Wort für Rückfluss ist.

Diesen Reflux gibt es „spontan“; häufig findet sich als Ursache jedoch eine Erweiterung der Durchtrittsstelle der Speiseröhre durch das Zwerchfell. Dies kann entstehen durch eine massive Druckerhöhung im Bauchraum, für die es viele Ursachen geben kann, z.B. körperliche Anstrengung nach üppigem Essen.
Eine weitere Ursache für Druck im Bauchraum ist Übergewicht. Eine genetische Veranlagung gibt es übrigens nicht.

Welche Symptome gibt es bei Sodbrennen?

Die typischen Symptome des Sodbrennens sind – wie oben beschrieben – meist so eindeutig, dass sie bereits von den Patienten richtig zugeordnet wird. Es bestehen allerdings starke Unterschiede in der Ausprägung der Beschwerden.

Nicht selten treten auch atypische Beschwerden auf. Diese sind beispielsweise (nächtlicher) Husten, rasche Ermüdung der Stimme, wiederkehrende Halsschmerzen am Morgen, Schmerzen im Brustkorb nicht nur hinter dem Brustbein, sondern auch zwischen den Schulterblättern oder auch diffuse, schwer lokalisierbare Schmerzen.

Die genaue Diagnose

Die Diagnosestellung erfolgt aus medizinischer Sicht einerseits anhand der Symptome bzw. deren Schilderung durch den Patienten, andererseits durch eine Magenspiegelung, auch bekannt als Gastroskopie.

Die Gastroskopie, eine – zu Unrecht – von vielen Menschen mit großer Angst besetzte Untersuchung, nimmt in der Diagnostik der Refluxkrankheit eine Schlüsselposition ein. Die Angst und die Vorbehalte gegen diese Untersuchung entstammen einer Zeit, als diese Untersuchung noch ohne begleitende Sedierung („Schlafspritze“) durchgeführt wurde. Heute ist diese Untersuchung sehr komfortabel und sicher durchführbar: die Patient:innen verschlafen die Untersuchung, wobei es sich tatsächlich um einen Schlaf und nicht um eine Narkose handelt.

Unter Umständen besteht eine Diskrepanz zwischen der Empfindung der Patient:innen und dem gastroskopischen Befund, wobei auch die Magenspiegelung nicht den Vorgang des Säurerückflusses erkennen kann, wohl aber dessen Folgen: die Entzündung der Schleimhaut. Diese betrifft, typischerweise einige Zentimeter des untersten Abschnitts der Speiseröhre. Etwa 30% der Menschen mit Sodbrennen haben eine Entzündung der Speiseröhre. Es gibt Patient:innen mit entzündeter Speiseröhre, aber mit wenigen bis hin zu gar keinen Beschwerden. In anderen Fällen, gibt es Patient:innen mit deutlichen typischen Reflux-Symptomen, aber ohne endoskopisch erkennbare Schleimhautrötung. Die Wahrnehmung der Säure in der Speiseröhre ist abhängig von der Menge der Schmerz- und Säure-Rezeptoren und daher individuell unterschiedlich.

Kaffee, Wein (insbesondere säurebetonte Weißweine), Sekt, und Spirituosen begünstigen Sodbrennen

Kaffee, Wein (insbesondere säurebetonte Weißweine), Sekt, und Spirituosen begünstigen Sodbrennen

Allen Menschen, die nach dem 35. Lebensjahr Sodbrennen oder andere Reflux-verdächtige Symptome neu entwickeln, empfehle ich eine einmalige Magenspiegelung. Diese einmalige Gastroskopie dient zur Klärung der Frage, ob eine Entzündung der Speiseröhre besteht. Gastroskopisch untersucht werden müssen aber auch alle Patienten, die beim Schlucken von fester Nahrung Schmerzen im Bereich der Speiseröhre empfinden, oder die gelegentlich das Gefühl haben, dass feste Nahrung (typischerweise im untersten Abschnitt der Speiseröhre) stecken bleibt Dies sind „Alarmzeichen“, die einer weiteren Klärung bedürfen.

Im Zweifelsfall, wenn die Gastroskopie keine eindeutigen Ergebnisse liefert, gibt es weiterführende Untersuchungen: die pH-Metrie (eine kontinuierliche Messung der Säurekonzentration in der Speiseröhre mittels einer in die Speiseröhre eingebrachten Messsonde) und die Manometrie (eine kontinuierliche Druckmessung in der Speiseröhre zum Ausschluss von Störungen der Muskelkontraktionen, die ebenfalls Schmerzen im Brustkorb erzeugen können).

Welche Therapie hilft gegen Reflux?

Die Refluxerkrankung lässt sich sehr gut behandeln. Für milde Beschwerden reichen säureneutralisierende Medikamente (sogenannte Antacida). Bei mittelschweren bis starken Beschwerden oder einer Entzündung helfen Säureblocker. Dies sind Medikamente, die die Säureproduktion des Magens reduzieren (sogenannte Protonenpumpenhemmer oder PPIs). Sie können – da sehr gut verträglich – in einer unklaren Situation auch als Test eingesetzt werden: verschwinden die Beschwerden innerhalb von wenigen Tagen, so ist eine Refluxerkrankung ziemlich sicher bewiesen.

Dauer der Einnahme und Dosierung richten sich in der Regel nach dem Ausmaß der Beschwerden und nach dem Ergebnis der Magenspiegelung, müssen aber vom Arzt individuell und keinesfalls nach „Schema F“ entschieden werden. Oft reicht eine Einnahmedauer von einigen Tagen oder wenigen Wochen.

Auch wenn in Deutschland säurehemmende Medikamente deutlich zu schnell und deutlich zu oft gegeben werden, gibt es Krankheitsbilder, die einer Langzeitbehandlung bedürfen. Dazu gehört der chronische Husten, sofern refluxbedingt, oder die ausgeprägte Entzündung der Speiseröhre. Auch der sogenannte Barrett-Ösophagus, bei dem eine Umwandlung der Schleimhaut im untersten Speiseröhrenabschnitt stattgefunden hat wird typischerweise einer Dauertherapie mit Säureblockern zugeführt. Allerdings sind wissenschaftlichen Daten uneinheitlich, was Abheilung oder weiteres Fortschreiten des „Barrett-Ösophagus“ (auch in Richtung Speiseröhrenkarzinom) betrifft.

Nebenwirkungen der Therapie?

In der Praxis wird oft die Frage gestellt, ob die langjährige Einnahme von PPI’s/Säureblockern zu Nebenwirkungen führt. Die bisher vorliegenden Langzeit-Untersuchungen bestätigen jedoch die gute Verträglichkeit dieser Medikamente. Auch die – vorübergehend von ärztlicher Seite bestehende – Sorge, dass eine Langzeiteinnahme zu Osteoporose, zu vermehrten Magen-Darm-Infektionen oder gar zu Demenz führen könnte, hat sich in groß angelegten Datensammlungen nicht bestätigt.

Ist Sodbrennen eine ernste Erkrankung?

Weit verbreitet ist die Sorge, dass durch eine Refluxerkrankung Speiseröhrenkrebs entstehen könnte. Dies ist erfreulicherweise nur in ganz seltenen Fällen zu erwarten.
Nur etwa 5 – 10% der Patient:innen, die eine langjährige ausgeprägte Entzündung haben, entwickeln über einen Zeitraum von 10 Jahren einen Barrett-Ösophagus. Und von diesen nur etwa 5% ein Karzinom über den Zeitraum weiterer 10 Jahre. Zudem haben sich die Möglichkeiten der Früherkennung während einer Magenspiegelung gerade in den letzten Jahren stark verbessert.

Was kann ich selbst tun?

Häufigkeit und Stärke der Beschwerden durch Sodbrennen, können vom Patienten selbst positiv beeinflusst werden.
Nahrungs- und Genussmittel, die Sodbrennen erzeugen, sollten gemieden werden. Typischerweise sind dies Kaffee, Wein (insbesondere säurebetonte Weißweine), Sekt, Spirituosen (wirken durch Stimulation der Säurebildung) und Nikotin.

Auch Übergewicht hat eine hohe Bedeutung! Nicht selten genügt eine Gewichtsreduktion, um Beschwerden zu lindern oder zum Verschwinden zu bringen oder um Medikamente einzusparen.
Denn allgemein gilt: die besten Medikamente (in diesem Falle PPI/Säureblocker) sind die, die man gar nicht erst braucht!

In diesem Sinne gute Gesundheit wünscht
Dr. Wolfgang Nieveler

Dr. Wolfgang Nieveler

Dr. Wolfgang Nieveler ist Internist und Gastroenterologe. Niedergelassen in Saarbrücken hat er seit 1994 in Gemeinschaftspraxis mit zwei Kollegen, einem weiteren Gastroenterologen und einem Kardiologen/Angiologen. Aufgewachsen im Saarland, Schule und Studium Österreich (Vorarlberg und Wien). 1985 Rückkehr ins Saarland. Hobbys: Musik, Literatur, Sport und Motorradfahren.
Dieser Beitrag erscheint in Zusammenarbeit mit der Kassenärztlichen Vereinigung des Saarlandes. Mehr unter: www.kvsaarland.de