Auftakt „Hartz und herzlich – Trier-West“: Einschaltquote und Reaktionen

Eine von drei neuen Folgen "Hartz und herzlich" aus Trier wurde bereits ausgestrahlt - und der Sender freut sich über sehr gute Einschaltquoten. "Sowas wie Hartz & Herzlich Trier hab ich noch nie gesehen.", schreibt eine Facebook-Nutzerin nach der Sendung.
Hartz-IV-Empfängerin Nina hofft auf Unterstützung des Jobcenters. Foto: RTLZWEI
Hartz-IV-Empfängerin Nina hofft auf Unterstützung des Jobcenters. Foto: RTLZWEI

Unterschiedliche Reaktionen: von „Brechreiz“ bis hin zu „Geil Assi TV vom feinsten“

Eine Facebook-Nutzerin wollte aus Neugier einschalten, allerdings „musste ich nach fünf Minuten Assigelaber wegen Brechreiz umschalten“, schreibt sie. Auf Facebook wurde eine Gruppe gegründet „Hartz und herzlich Trier“, in der sich Nutzer:innen über die Sendung austauschen. In der öffentlichen Gruppe sind bereits 255 Mitglieder.

RTL2 konnte sich am Dienstagabend über gute Einschaltquoten freuen. Die erste Folge „Hartz und herzlich“ aus Trier erzielte einen Marktanteil von 6,4 Prozent. Bei der jungen Zielgruppe (14 bis 29 Jahre) sogar 7,1 Prozent. Insgesamt erzielte der Sender einen Tagesmarktanteil von 5,5 Prozent, verkündet RTL2 einen Tag nach der Ausstrahlung.

Die meisten Sympathiepunkte gingen wohl an einen Kioskbesitzer, der „viel zu gut für diese Welt“ ist. Er hat Bernd und Nina bereits für über 500 Euro für Tabak und Alkohol anschreiben lassen. Die beiden wohnen in einer Wohngemeinschaft und das Geld ist dauernd knapp. Bernd ist Alkoholiker und bezieht Erwerbsminderungsrente, die gebürtige Saarländerin Nina ist seit sieben Jahren arbeitslos. Hier gibt’s mehr Infos zu den Teilnehmer:innen aus der Sendung.

Rauchen im Beisein des Kindes geht gar nicht

Die größte Kritik hagelt es für die junge Familie um Elias. Während seine unheilbare Stoffwechselkrankheit thematisiert wird, greifen die Erwachsenen in seinem Beisein zur Zigarette. „Ich finde es total schlimm wenn Erwachsene ein Kind zuqualmen. Der kleine Elias ist doch schon so krank. Muss man seine Lunge dann auch noch krank machen.“, schreibt ein Nutzer innerhalb der Facebook-Gruppe. „Genau das habe ich eben auch gedacht, schlimm solche Eltern und verwandte“, stimmt eine Nutzerin zu.

In diesem Punkt sind sich viele Kommentare einig: „Hab gerade mal ein Stück reingeschaut und muss sagen. Wenn ich sehe, das wenn ein kleines Kind im Raum ist und man als Eltern daneben sitzt und raucht und Oma zündet sich auch noch eine an, sorry da kommt mir die Grütze. Schämt euch! Geht gar nicht. Man kann ja arm und faul und sonst was sein, aber wenn ihr nicht einmal an die Gesundheit euer Kinder denkt, dann weiß ich auch nicht.“, schreibt ein weiterer Nutzer.

Kritik an „Hobby-Mutter“ Valeska

Valeska ist die Mutter von zwei Kindern, die auf eigenen Wunsch in einer Einrichtung des Jugendamts leben. Nur in den Ferien und am Wochenende sind die beiden zu Besuch. „Warum geht die net schaffen und warum wird sowas unterstützt? Dafür geh ich Vollzeit arbeiten? Damit sie sich ihre Lippen aufspritzen lassen kann?“, hagelt es in einem Kommentar auf Facebook.

Dass Valeska kein Vorbild sei, darin sind sich die meisten Nutzer:innen einig: „Bei dem Pflegepersonalmangel kann ich nicht nachvollziehen das Valeska lieber von Hartz 4 lebt als arbeiten zu gehen. Zumal sie sich nicht mal um ihre Kindern kümmern muss unter der Woche. Kein Vorbild für die Kinder“

“Voyeurismus zur Prime-Time!”

Vor der Ausstrahlung hatte sich bereits der Ortsbeirat von der Sendung distanziert und geraten, den Fernseher auszuschalten. Auch der Runde Tisch Trier-West/Pallien, eines der Stadtteilnetzwerke Triers, zeigt sich besorgt über die Trierer Folgen der Sozialdoku: „Dieses Unterhaltungsformat, das ausschließlich darauf ausgelegt ist, die vermeintlich negativen Lebensverhältnisse der Menschen zu portraitieren, stellt die wirkliche Lebenssituation in den Quartieren falsch dar und bereichert sich an der Stigmatisierung. Bloßstellung, Inszenierung und Falschaussagen prägen dieses TV-Format und die TV-Zuschauer:innen werden dazu eingeladen Vorurteile gegenüber den Stadtteilen aufzubauen.“

Jahrelange Stadtteilarbeit werde durch die Ausstrahlung einer solchen Sendung gefährdet. Auch sorgt sich der Runde Tisch über die Zeit nach der Show. „Die Protagonist:innen werden in den nächsten Wochen einer öffentlichen Hetze ausgeliefert sein, welche für sie jetzt noch nicht absehbar ist. Der Runde Tisch Trier-West/Pallien setzt sich daher für die Menschen und deren Familien ein, die in der Sendung vorgeführt und bloßgestellt werden.“

Sendetermine von „Hartz und herzlich – Trier-West“

Insgesamt drei neue Folgen werden aus Trier gezeigt. Am Dienstag, 05.07.2022, wurde bereits die erste der neuen Folgen ausgestrahlt. Wer die Folge im Fernsehen verpasst oder noch sehen möchte, kann sie bei RTL+ schauen – dort sind auch alle Folgen nach Ausstrahlung 30 Tage lang kostenlos verfügbar. Die zweite wird am 12. Juli 2022, die dritte Folge am 19. Juli ausgestrahlt, jeweils um 20:15 Uhr auf RTL2.

Einschaltquoten RTL2 (06.07.2022), Eigene Berichte, Facebook-Kommentare