Brutaler Angriff auf Trierer Polizei: Das ist bisher bekannt

Wer war bei dem gewalttätigen Angriff auf Trierer Polizisten dabei? Was war das Motiv? Zwei zentrale Fragen, die bei der Polizei im Zentrum von Ermittlungen nach der Attacke vom Freitag stehen. Mittlerweile sind weitere neue Hinweise zur Tat beziehungsweise zu tatverdächtigen Personen eingegangen:
Rund 40 Menschen seien in Trier-West auf Polizeikräfte losgegangen. Foto: Florian Blaes
Rund 40 Menschen seien in Trier-West auf Polizeikräfte losgegangen. Foto: Florian Blaes

Polizeikräfte in Trier-West angegriffen

Rund 40 Angreifer gehen vor einer Trierer Diskothek plötzlich auf Polizeikräfte im nächtlichen Einsatz los. Sie schlagen mit Flaschen, Stöcken und Fäusten auf sie ein. Auch ein Einkaufswagen wurde gegen die Beamten geschleudert. „Die Kollegen haben dort wirklich um ihr Leben gebangt“, sagte der Trierer Polizeisprecher Uwe Konz. Die Bestürzung ist groß.

Fünf Polizisten wurden bei der nächtlichen Attacke verletzt – drei durch die Aggressoren und zwei weitere, als die Polizei Pfefferspray eingesetzt habe. Sie seien alle nach der Behandlung wieder aus dem Krankenhaus entlassen worden. „Mit einer so massiven Gewalt gegen Polizeibeamte vorzugehen – diese Eskalation haben wir in Trier noch nicht erlebt“, erklärte Konz. Und zwar während die Kollegen dort nur ihre Arbeit gemacht hätten. Entgegen einer ersten Mitteilung der Polizei seien Eisenstangen aber nicht benutzt worden.

Am nächsten Morgen laufen die Ermittlungen vor Ort auf Hochtouren. Foto: picture alliance/dpa | Harald Tittel

Reaktionen aus der Politik

Politiker in Land und Bund verurteilten den Angriff auf die Beamten scharf. Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) sprach von einem „unfassbaren Gewaltausbruch“, der für die Täter schwere Folgen haben werde. „Wer die Polizei angreift, greift jeden von uns an und er greift unseren Staat an“, sagte Dreyer, die in Trier lebt. Landesinnenminister Michael Ebling (SPD) betonte: „Die Täter sollen die ganze Härte des Gesetzes spüren“. Auch die Bundesregierung reagierte mit Entsetzen auf den Angriff.

Was ist bisher bekannt?

Die Polizei wurde nach eigenen Angaben kurz nach Mitternacht wegen einer Körperverletzung zu dem Club gerufen. Die Kontrahenten seien dann vor die Tür gebracht worden, wo die Polizisten mit den Ermittlungen begonnen hätten. Nahezu zeitgleich hätten sich Gäste aus der Disco und andere von draußen „zusammengerottet“ und „schlagartig eine Anti-Position“ gegen die Polizisten eingenommen. Ein Club-Mitarbeiter schilderte den Vorfall aus seiner Sicht.

Aus der Gruppe heraus habe es dann einen gezielten körperlichen Angriff von einem Mann gegeben, der von weiteren Personen unterstützt worden sei. Als die Polizei zwei „Aggressoren“ festgenommen habe, sei dies der Auslöser für die Gruppe gewesen, die Polizisten zu attackieren. Aufgrund der aufgeheizten Stimmung und der großen Zahl alkoholisierter Menschen hatten sich laut Polizei bereits mehrere Streifenwagen zur Verstärkung auf den Weg gemacht.

Um die Lage zu entschärfen, habe ein Polizist zwei Warnschüsse in die Luft abgegeben: Daraufhin sei ein Großteil der Angreifer weggelaufen. Die rund 40 Tatverdächtigen seien daher auch noch nicht ermittelt. „Vor Ort ging es zuerst darum, sich um die Verletzten zu kümmern“, sagte der Sprecher. Neben den Polizisten seien zwei oder drei weitere Personen aus der Gruppe durch Pfefferspray verletzt worden.

Wieso eskalierte die Lage vor Ort?

Zu möglichen Gründen sagte Konz: „Sicherlich ist das Thema Alkohol eines. Dann ist es vielleicht sogar eine grundsätzliche Distanz zu staatlichen Institutionen, zur Polizei ganz konkret.“ Da die Angreifer aber noch nicht gestellt worden seien, könne man über Motive nur mutmaßen. In dem Club war von Weiberdonnerstag auf Freitag eine Party gefeiert worden.

In Trier-West wurden vor einem Club fünf Polizeikräfte verletzt. Foto: Screenshot von Tiktok/ kristiyantsekov1

Zwei Tatverdächtige kommen aus Trier

Beide Festgenommene im Alter von 42 und 21 Jahren seien Deutsche aus Trier, sagte Konz. „Die in sozialen Medien aufkommenden Gerüchte und Spekulationen zu beteiligten Angreifern mit Migrationshintergrund können anhand der bisherigen Ermittlungsergebnisse nicht bestätigt werden. Die Polizei Trier bittet darum, von derartigen Mutmaßungen abzusehen und sich nicht an solchen Spekulationen zu beteiligen.“, heißt es in einer veröffentlichten Meldung.

Welche Strafe droht?

Die Polizei ermittelt nun wegen des Verdachts auf Körperverletzung, auf Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, auf schweren Landfriedensbruch und auf versuchte Gefangenenbefreiung.

  • Körperverletzung: Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder Geldstrafe (§ 223 StGB)
  • Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte: Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe (§ 133 StGB)
  • Schwerer Landfriedensbruch: Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren (§ 125a StGB)
  • Versuchte Gefangenenbefreiung: Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren oder Geldstrafe (§ 120 StGB)

Anzumerken ist, dass bei einer Erstverurteilung in der Regel nicht das volle Strafmaß ausgeschöpft wird, betont Focus Online in einem aktuellen Bericht.

Portal für Hinweise wird bereits genutzt

Die Polizei bittet bittet Zeugen, Videos und Fotos in einem Hinweisportal hochzuladen. Erste Hinweise und auch private Videoaufzeichnungen seien bereits eingegangen, hieß es am späten Freitagabend. Demnach seien über das geschaltete Onlineportal und das Zeugentelefon elf Hinweise eingegangen. Dazu gehöre auch eine Auswertung von Videos, sagte ein Sprecher der Polizei am heutigen Samstagvormittag. Einen durchschlagenden Ermittlungserfolg habe es bislang noch nicht gegeben, hieß es.

Deutsche Presse-Agentur, Eigener Bericht, MItteilung Polizeipräsidium Trier (17.02.2023)