„Die schießen auf uns…“ Chronologie des Mordes an zwei Polizeikräften (24 und 29 Jahre) – mit Video

Heute wird der Haupttatverdächtige im Fall der zwei getöteten Polizeikräfte dem Haftrichter vorgeführt, nachdem er gestern festgenommen wurde. Wir blicken auf den gestrigen Tag zurück.
Festnahme am Abend (c) Florian Blaes
Festnahme am Abend (c) Florian Blaes

Am späten Montagabend, 31.01.2022, kam es in der Innenstadt von Sulzbach im Saarland zu der gewaltfreien Festnahme des mutmaßlichen Haupttatverdächtigen und eines mutmaßlichen Mittäters. Hierzu kam ein Sondereinsatzkommando aus dem Saarland und Rheinland-Pfalz zum Einsatz. Wie die Polizei noch am Abend berichtet, habe sich der 38-jährige Festgenommene in einer ersten Vernehmung durch die Polizei nicht zu den Gründen geäußert.

Am heutigen Dienstag, 01.02.2022, wird der Haupttatverdächtige in Kaiserslautern dem Haftrichter vorgeführt. Zeitgleich gehen die Ermittlungen zu diesem Fall weiter. Noch ist unklar, ob in dem Fluchtfahrzeug nur dieser eine Täter, zwei oder mehrere Insassen waren. In einem letzten Funkspruch ruft die Polizistin (24): „Die schießen auf uns“, und dann kam am Ende jede Hilfe zu spät.

Chronologie der Ereignisse

Kontrolle auf der K 22 und letzter Funkspruch

Um 04:20 Uhr am Montagmorgen, 31.01.2022, kommt es auf der K 22 zwischen Mayweilerhof und Ulmet zu einer routinemäßigen Verkehrskontrolle. In Zivil sind die beiden Polizeikräfte, 24 Jahre und 29 Jahre, auch im Zivilauto unterwegs. Über Funk wird die Kontrolle angekündigt. Wenige Minuten später erfolgt der letzte Funkspruch „Die schießen auf uns“. Ein Großaufgebot von Polizei aus der gesamten Umgebung rollt an. Doch es ist zu spät: Die Kollegen sind tot, die Täter flüchtig.

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Großräumige Absperrungen

Es folgt eine groß angelegte Suchaktion im gesamten Umkreis. Der kleine Ort Ulmet mit 750 Einwohnern wird abgeriegelt. Die K 22 ebenfalls komplett gesperrt. Die Feuerwehr rückt an, um den Tatort auszuleuchten. Die Ermittler nehmen ihre Arbeit auf. Um kurz nach 7 Uhr veröffentlicht die Polizei eine Pressemeldung zu den Ereignissen und gibt Anweisungen an den Rundfunk, dass keine Anhalter mitgenommen werden sollen. Es kommt weiter zu zahlreichen Sperrungen rund um die Orte Mayweilerhof und Ulmet. An den Sperrungen stehen Polizeikräfte aus der gesamten Pfalz und der Region Trier. Schwer bewaffnet, da man nicht weiß, wo der oder die Täter sich aufhalten.

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Personalausweis wird gefunden, Beratungszentrum in Ulmet

Im Verlauf des Morgens treffen immer mehr Pressevertreter an der Sperrung in Mayweilerhof ein. Weitere Spezialeinsatzkräfte der Polizei treffen ein. Die Fahrbahn zum Tatort, etwa 1,5 Kilometer ab der Absperrung entfernt, wird links und rechts abgesucht. Laut Polizei wurde man fündig: Es soll wohl der Personalausweis eines Täters gefunden worden sein. Diesen muss der 38-Jährige auf der Flucht verloren haben, wie die Polizei mitteilte. Unterdessen werden die Sperrungen ausgeweitet. Die viel befahrene Bundestraße 420 wird ab Kusel gesperrt. An allen Kreuzungen stehen sichtbare Polizeifahrzeuge und kontrollieren den Verkehr. Zeitweise kreisen zwei Polizeihubschrauber in der Luft. Suchhunde kommen zum Einsatz.

In Ulmet positioniert sich die Polizei mit einem Beratungszentrum für Menschen im Ort, die Ängste haben oder Fragen stellen wollen. Die Ermittlungen am Tatort dauern über mehrere Stunden bis zum zum späten Nachmittag gegen 16 Uhr an. Dann kommen schließlich zwei Leichenwagen mit den erschossenen Polizisten und ein Abschleppfahrzeug mit dem Zivilauto der Polizei an der Absperrung in Ulmet vorbeigefahren, wenig später werden alle Sperrungen aufgehoben.

Beileidsbekundungen aus ganz Deutschland

In der Zwischenzeit gibt es Beileidbekundungen aus ganz Deutschland. Es melden sich die Bundesinnenministerin, der Innenminister RLP und die Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Ministerpräsident Tobias Hans aus dem Saarland zu Wort. In beiden Bundesländern wird Trauerbeflaggung angeordnet. Auch die Gewerkschaft der Polizei bekundet ihr Beileid. Polizeikollegen und Familie werden von Seelsorgern betreut. In der Nacht meldet sich auch der Bundeskanzler Scholz zu Wort.
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Ermittlungen im Saarland

Unterdessen gehen die Ermittlungen weiter. Allerdings nicht mehr rund um den Tatort, sondern im Saarland. Nachdem der Ausweis gefunden wurde, wissen die Ermittler, wo sie suchen müssen. Alle möglichen Anlaufstellen des Tatverdächtigen werden von Polizeikräften, teils in Zivil bewacht, wie die Polizei am Abend mitteilte. In seinem Wohnhaus in Spiesen-Elversberg beginnen ebenfalls Ermittlungen in und um die Wohnanschrift. Nachbarn erzählen uns, dass zum Nachmittag hin zahlreiche Polizeifahrzeuge vorgefahren sind. Die Polizei veröffentlicht ein Foto mit Namen des Gesuchten und bittet die Bevölkerung um Mithilfe.

SEK Einsatz in Sulzbach-Festnahme

Wurde es da dem Haupttatverdächtigen doch zu eng? Zog sich die Schlinge zusammen? Offensichtlich ja! Er ruft seine Anwältin an, erklärt was passiert ist und will, das sie die Polizei informiert, so die Polizei am Abend. Und dann geht alles schnell. Ein Sondereinsatzkommando aus dem Saarland und Rheinland-Pfalz trifft schwer bewaffnet in der Innenstadt von Sulzbach im Saarland ein. Ein Haus wird umstellt. Der Haupttatverdächtige (38) steht vor dem Haus und lässt sich widerstandlos festnehmen. Das Haus wird gestürmt und darin wird ebenfalls ein zweiter Tatverdächtige festgenommen.

Die Menschen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland atmen auf und trauern. Der 38-Jährige wird heute dem Haftrichter vorgeführt. Um 14 Uhr gibt es ein Pressetermin in Kaiserslautern mit Polizei und Staatsanwaltschaft.

Videobeitrag: Statement der Pressesprecherin des Landespolizeipräsidiums Saarland

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