Ende der Briefträger: Post plant Umstrukturierung der Sendungszustellungen

Die Anzahl von Paketzustellungen steigt seit Jahren an - dagegen sinkt die Zahl der Briefsendungen. Aus einem Strategie-Papier der Deutschen Post, das der Welt am Sonntag vorliegt, geht hervor, dass Paket- und Briefzustellungen zusammengelegt werden sollen.
Reine Briefträger:innen werde es in Zukunft nicht mehr geben. Foto: Deutsche Post DHL/Oliver Lang
Reine Briefträger:innen werde es in Zukunft nicht mehr geben. Foto: Deutsche Post DHL/Oliver Lang

Auf dem Land ist es bereits üblich, dass Zustellerinnen und Zusteller Pakete und Briefe in einem Postauto zusammen ausfahren. Künftig soll auch in städtischen Gebiete eine Person für alle Sendungen verantwortlich sein. Der Welt am Sonntag lag vor einigen Wochen ein internes Strategie-Papier der Deutschen Post DHL vor, das einen gänzlichen Zusammenschluss der beiden Zustellarten vorsieht.

Künftig kaum noch Briefbezirke

Aus dem „Planungsleitfaden Zustellnetz der Zukunft“ beschreibt die Welt am Sonntag, wie der Konzern die Trennung von Brief- und Paketzustellungen aufheben und die Sendungen in Zukunft von einer Person austragen lassen will. Größtenteils sollen die Zustellungen dann mit dem Autotransport erfolgen. Zusteller:innen, die mit dem Fahrrad oder zu Fuß unterwegs sind, wird es dann nicht mehr brauchen, weil es kaum noch reine Briefbezirke geben soll. Stattdessen werde „eine deutliche Ausweitung der Verbundzustellung in die suburbanen Bereiche“ geplant, dafür werden „neue Fahrzeuge und E-Trikes“ gebraucht, heißt es in dem Papier weiter.

Mehr Arbeit für Zusteller:innen

In dem Leitfaden seien konkrete Vorgaben formuliert: Bis 2025 sollen mindestens 75 Prozent der Pakete zusammen mit Briefen zugestellt werden, heißt es im Bericht von Welt am Sonntag weiter. Umfangreiche Planungsteams würden sich mit der Umsetzung beschäftigen. Auch werde es keine festen Zustellbezirke mehr geben – vielmehr sollen Gebiete täglich neu verteilt werden und die Steuerung der Pakete und Briefe so flexibel sein.

Rückgang der Briefe – Zuwachs von Paketen

Im Planungsleitfaden wird die geplante Umstrukturierung mit Zahlen begründet. Rein rechnerisch seien im Jahr 2010 etwa 20 Briefe auf eine Paketsendung gekommen. 2030 sollen nur noch drei Briefe auf ein Paket kommen. „Heute liegt dieses Zahlenverhältnis bei acht zu eins: An jedem Werktag sind 49 Millionen Briefe und sechs Millionen Pakete unterwegs.“, schreibt die Welt am Sonntag.

Keine reinen Briefträger:innen mehr

„Der klassische Briefträger wird irgendwann Geschichte sein“, wird Christina Dahlhaus, Vorsitzende der Fachgewerkschaft DPVKOM, in dem Bericht zitiert. Zudem habe die Ausweitung der Verbundzustellung enorme Auswirkungen auf die Arbeitsbedingungen. Nicht jede:r Briefzusteller:in könne in die Verbundzustellung wechseln, führt Dahlhaus weiter aus. Eine Person soll für Briefe, Pakete und Werbung zuständig sein.

Artikel von Welt am Sonntag (22.02.2022)