USA bauen XXL-Krankenhaus am Stützpunkt Ramstein

Bei ihrem Militärstützpunkt Ramstein errichten die USA derzeit die größte amerikanische Klinik im Ausland. Wo heute Kräne und Bagger den Blick verstellen, sollen bald Ärzte operieren. Ein Besuch.
Baukräne stehen auf der Baufläche für das geplante US-Militärkrankenhaus in unmittelbarer Nähe zur Air Base Ramstein. Foto: picture alliance/dpa
Baukräne stehen auf der Baufläche für das geplante US-Militärkrankenhaus in unmittelbarer Nähe zur Air Base Ramstein. Foto: picture alliance/dpa

Riesiges Krankenhaus wird gebaut

In einem riesigen Krankenhaus werden hier künftig Menschen operiert, Wunden genäht, Kinder geboren. Es wird eine Klinik der Superlative: rund 600 mal 300 Meter groß mit mehr als 4.000 Räumen, davon 120 Untersuchungsräume und 9 OP-Säle auf einer Fläche von mehr als 90.000 Quadratmetern. Doch noch drehen sich im Westen der Pfalz die Arme mächtiger Baukräne in luftiger Höhe. Um die bis zu 70 Meter großen Stahlriesen bei Weilerbach aufstellen zu dürfen, war gar eine luftverkehrsrechtliche Genehmigung nötig.

So teuer wird die Klinik

„Wir befinden uns hier direkt in der Einflugschneise der US Air Base Ramstein“, sagt Matthias Göbel vom Amt für Bundesbau. „Auf dem Radar des Stützpunkts sind die Kräne als Hindernisse sichtbar.“ Die USA sind auch Bauherr der Klinik: Fast eine Milliarde Euro investieren die Vereinigten Staaten in das größte amerikanische Krankenhaus im Ausland bei Gesamtkosten von rund 1,1 Milliarden Euro. Das wird auch an der geplanten Fassade sichtbar: Aufwendig geschwungen soll sie eine riesige wehende US-Fahne symbolisieren – als Stück Heimat für US-Soldaten und ihre Angehörigen in der Fremde.

2027 soll alles fertig sein

An diesem kühlen April-Tag stampft Göbel mit Bettina Bachem, der örtlichen Leiterin der Niederlassung Weilerbach des Landesbetriebs Liegenschafts- und Baubetreuung (LBB), über die Baustelle. „Wir haben im November den ersten Beton von insgesamt rund 100.000 Kubikmetern gegossen und sind absolut im Zeitplan“, sagt Göbel. Ziel sei ein Rohbau im Juli 2024, drei Jahre später soll das Gebäude komplett fertig sein. „Wir gießen hier, wie es ein US-Ingenieur einmal ausdrückte, ein Wunder in Beton.“

So soll das Krankenhaus aussehen, wenn es fertig ist. Computer-Darstellung: HOK/HWP Architekten/dpa-Bildfunk

Vollversorgung für Tausende Amerikaner

Das Krankenhaus neben dem US-Stützpunkt Ramstein ist keine Reaktion auf den Ukraine-Krieg, sondern ein lange geplanter Ersatz für eine Klinik bei Landstuhl von 1953. Es ist nicht nur für verwundete US-Soldaten aus Kriegsgebieten gedacht, sondern auch zur Vollversorgung der Tausenden US-Amerikaner in Rheinland-Pfalz.

Zehn Kräne stehen in Betonfundamenten auf dem Areal, in der Spitze werden es 15 sein. „Baustellenlogistik ist entscheidend“, sagt Bachem vom LBB. „Wir haben hier aktuell 150 Arbeiter, später werden es 1.200 bis 1.400 sein – plus 160 Mann Büropersonal und Objektüberwachung.“ Das gelte es abzustimmen. „Nicht jeder kann mit seinem Auto kommen, dafür wäre kein Platz. Plus Verpflegung und Übernachtungsmöglichkeiten. Das ist eine Herausforderung.“ Sie sei extrem glücklich, wie es laufe. „Gelegentliche Dispute sind normal.“

Dutzende Hektar Wald gerodet

Für die Baustelle der Superlative wurden rund 47 Hektar Wald gerodet. Eine Betonplatte der Energieversorgung lässt die Struktur des gigantischen Projekts erahnen. Von dort führt ein bisher halb fertiger Tunnel unter der Straße zum geplanten Klinikgebäude.

„Wir arbeiten uns von der West- zur Ostseite vor“, schildert Göbel vom Amt für Bundesbau. „Die USA übernehmen die Baukosten für die Klinik. Der Bund beteiligt sich mit 151 Millionen Euro an den Planungs-und Baubetreuungskosten.“ Mehr als 1,1 Milliarden Euro werden für den Bau sowie die Infrastrukturarbeiten veranschlagt.

Deutsche Anforderungen müssen erfüllt werden

Das Krankenhaus muss deutsche Anforderungen erfüllen, Betreiber sind aber die USA – dort gelten zum Teil andere Regeln. „Das klingt banal, hat aber weitreichende Folgen für Planung und Ausführung“, betont Bachem. Es gehe etwa um die Frage, ob Patienten mit dem Kopf oder mit den Füßen voran in einen Operationssaal gefahren werden.

In Zeiten von Fachkräftemangel, Lieferketten-Engpässen und steigenden Preisen müssten die meisten Fragen vor Beginn geklärt werden, sagt die örtliche Leiterin der LBB-Niederlassung Weilerbach. „Wenn Sie sich etwa für eine bestimmte Türklinke im Krankenhaus entscheiden, müssen Sie sicherstellen, dass davon Tausende verfügbar sind. Sonst müssen Sie am Ende zehn unterschiedliche Modelle verbauen.“

Doch auch während des Baus seien Änderungen zu erwarten. „Wenn der Bauherr etwa einen moderneren Zahnarztstuhl entdeckt und diesen statt des bisherigen Stuhls wünscht, müssen Sie schauen, ob die Anschlüsse passen.“ Die meisten Alltagsfragen beträfen aber die Menschen, sagt Bachem. „Manchmal klemmt eine Einlasskarte, dann wieder stauen sich Lastwagen.“ Doch ob Deutsche oder US-Amerikaner: „Wir gehen hier vertrauensvoll miteinander um. Denn wir haben alle das gleiche Ziel.“

Deutsche Presse-Agentur