Vorwürfe gegen Saar-Polizei: Wurde Beweismaterial im Fall Dillinger vernichtet?

Im Fall des unter Missbrauchsverdachts stehenden und Ende 2022 gestorbenen saarländischen Priesters Edmund Dillinger hat dessen Neffe Vorwürfe gegen die Behörden erhoben.
Der Bistumspriester hat offenbar jahrzehntelang Minderjährige missbraucht. Foto: Wikimedia Commons/Okami-san/CC3.0-Lizenz/Bild bearbeitet
Der Bistumspriester hat offenbar jahrzehntelang Minderjährige missbraucht. Foto: Wikimedia Commons/Okami-san/CC3.0-Lizenz/Bild bearbeitet

Neffe des verstorbenen Priesters Dillinger erhebt neue Vorwürfe

Die saarländische Polizei habe wichtige Unterlagen aus der Hinterlassenschaft seines Onkels, die zur Aufarbeitung von Betroffenenseite wichtig gewesen wären, vernichtet, sagte Steffen Dillinger am heutigen Donnerstag, 13.07.2023. Es handle sich unter anderem um Kalender, in denen der Geistliche täglich Termine, Anrufe und Treffen !akribisch“ festgehalten habe. Zuvor hatte die „Rhein-Zeitung“ darüber berichtet.

Besitz von Dillinger wurde verbrannt

Die Terminbücher mit den Einträgen reichten bis 1962/63 zurück, sagte Dillinger. Er habe diese und andere Unterlagen am vergangenen Freitag bei der Polizei in Saarbrücken abholen wollen. „Und da hat man mir gesagt, das Material sei der Müllverbrennung zugeführt worden“, sagte Dillinger, der beim Bundeskriminalamt in Wiesbaden arbeitet. „Ich habe gedacht, ich bin im falschen Film.“ Lediglich „einen dickeren DIN A4-Ordner“ mit Papieren habe man ihm gegeben.

Staatsanwaltschaft kündigt Stellungnahme an

Die Staatsanwaltschaft Saarbrücken teilte am Donnerstag mit, sie werde „so zeitnah wie möglich“ zu den Vorwürfen Stellung nehmen. Dies werde spätestens im Laufe des Freitags der Fall sein, sobald „die entsprechenden Informationen“ vorliegen würden, sagte ein Sprecher.

Über Jahrzehnte soll der Priester vor allem Jugendliche sexuell missbraucht haben und seine Opfer in teils pornografischen Posen fotografiert haben. Nach dem Tod des Mannes hatte dessen Neffe rund 1.000 ungerahmte Dia-Aufnahmen in dessen Haus in Friedrichsthal gefunden – und war damit im April an die Öffentlichkeit gegangen.

Schwerer Schlag für die Aufarbeitung

Der ehemalige Koblenzer Generalstaatsanwalt Jürgen Brauer, der den Missbrauchsfall in einem eigenständigen Projekt der Unabhängigen Aufarbeitungskommission im Bistum Trier untersuchen soll, teilte mit: „Sollte das Material tatsächlich vernichtet worden sein und den behaupteten Inhalt gehabt haben, wäre das ein schwerer Schlag für die Aufarbeitung. Wir hatten uns von den Unterlagen wichtige Ansätze für weitere Recherchen insbesondere nach Betroffenen erhofft.“

Deutsche Presse-Agentur