Antisemitismus-Beauftragter will Umgang mit Judenfeindlichkeit in Ausbildungen integrieren
„Mir geht es darum, zu integrieren, was Antisemitismus ist, woran man ihn erkennt und darauf aufmerksam zu machen, dass jüdische Mitbürger aus der Geschichte heraus vielleicht eine niedrigere Verletzungsschwelle haben als andere“, äußerte der Beauftragte für Antisemitismus im Saarland, Roland Rixecker gegenüber der deutschen Presseagentur. Aus gutem Grund.
Antisemitismus nimmt besorgniserregende Formen an
Antisemitismus habe nach Ansicht des Vorsitzenden der Synagogengemeinde Saar, Richard Bergmann in vielen Regionen besorgniserregende Formen angenommen – auch im Saarland: „Auch hier gibt es Judenfeindlichkeit seitens Rechtspopulisten, Neonazis, Islamisten, linker Antizionisten, aber auch aus dem gutbürgerlichen Milieu.“
Beispielweise kam es im Januar in der Synagogengemeinde zu einem Anruf, bei dem ein Unbekannter zur Melodie eines Kinderliedes „Im Buchenwald, im Buchenwald da machen wir die Juden kalt“ sang. Anschließend imitierte der Anrufer Adolf Hitler. Bei einem Jugendtreffen im Haus der Synagogengemeinde beschimpfte ein Mann die Gruppe am Eingang und trat wiederholt gegen die Tür. Zudem komme es zunehmend zu Schändungen auf den 16 jüdischen Friedhöfen oder auch zu anonymen Zuschriften und Anrufen. An Hauswänden finden sich immer mehr Schmierereien mit Hakenkreuzen, SS-Runen und anderen Parolen. Auf Schulhöfen gelte das Wort „Jude“ als Beleidigung.
Polizisten, Juristen und Mediziner sensibilisieren
Um für das Thema zu sensibilisieren, will Rixecker darum den Umgang mit Antisemitismus in der Ausbildung von Polizisten, Rechtswissenschaftlern und Medizinern verankern. Sowohl mit der Fachhochschule für Polizei und Verwaltung, als auch mit den rechtswissenschaftlichen und medizinischen Fakultäten seien bereits Treffen geplant. In der Ausbildung sollen Lernmodule geschaffen werden. Im Jahr 2018 wurden im Saarland 30 Delikte von „politisch motivierter Kriminalität“, die in die Kategorie „antisemitisch“ fielen, erfasst. Elf davon fanden im Internet statt.
Aber auch unterhalb der Strafbarkeitschwelle fänden Verletzungen statt, meint Rixecker. Darum wolle er eine Recherche- und Informationsstelle einrichten, in der antisemitisch motivierte Pöbeleien, Drohungen und Beleidigungen dokumentiert werden. „Dann könnten vielleicht auch jene Menschen, die mit dem Thema nicht befasst sind, sehen, dass es ein Thema ist – und dass wir als Zivilgesellschaft dafür eintreten müssen, dass es kein Thema bleibt.“
Verwendete Quellen:
• Deutsche Presseagentur