Augenzeuge berichtet von rassistischer Attacke auf zwei Mädchen in Saarbrücken

Der 22-jährige Justin Hayo aus Saarbrücken wurde zum Zeugen eines rassistischen Angriffs auf zwei junge Frauen in der Landeshauptstadt. In einem emotionalen Video schildert der Musiker und Lehramtsstudent, wie ein schwarzes Mädchen und ihre Freundin von einer Gruppe junger Männer beleidigt und geschlagen worden sind. Doch das Video ist viel mehr als die Schilderung eines Einzelfalles. Hayo berichtet unter Tränen von strukturellem Rassismus, den People of Color (PoC) im Saarland jeden Tag über sich ergehen lassen müssen.
In einem Instagram-Video berichtet Justin Hayo von einer rassistischen Attacke in Saarbrücken sowie strukturellen Rassismus, den er jeden Tag erlebt. Screenshot: Instagram
In einem Instagram-Video berichtet Justin Hayo von einer rassistischen Attacke in Saarbrücken sowie strukturellen Rassismus, den er jeden Tag erlebt. Screenshot: Instagram
In einem Instagram-Video berichtet Justin Hayo von einer rassistischen Attacke in Saarbrücken sowie strukturellen Rassismus, den er jeden Tag erlebt. Screenshot: Instagram
In einem Instagram-Video berichtet Justin Hayo von einer rassistischen Attacke in Saarbrücken sowie strukturellen Rassismus, den er jeden Tag erlebt. Screenshot: Instagram

Aktuell sorgt ein Instagram-Video von dem 22-jährigen Justin Hayo aus Saarbrücken für viel Aufmerksamkeit. In dem Video berichtet der Saarbrücker von einer rassistischen Attacke auf zwei junge Mädchen, die sich in der Kaltenbachstraße, besser bekannt als die „Fressgasse“, abgespielt hat.

Rassistischer Angriff auf Mädchen in Saarbrücken

Als Hayo sich zusammen mit einem Freund auf dem Nachhauseweg befand, vernahmen sie schon von weitem einen lauten Streit. Zwei Mädchen, eine davon schwarz, wurden von einer Gruppe von jungen Männern beleidigt. Dabei wurde die PoC unter anderem auch „Nigger“ genannt. Da sie eine Kurzhaarfrisur trug, musste sie sich weiter anhören: „Wenn du schon aussiehst wie ein Junge, dann kannst du auch Schläge einstecken wie ein Junge“. Es kam zu Handgreiflichkeiten. Als das zweite Mädchen ihrer Freundin helfen wollte, musste auch sie eine Ohrfeige einstecken.

Als es zu der körperlichen Gewalt kam, schritten Hayo und sein Freund ein und brachten die Mädchen weg von der Gruppe. Im Anschluss sei das Opfer des rassistischen Angriffs dann zusammengebrochen. Sie habe in seinen Armen heftig geweint und geschildert, dass sie schon seit der Grundschule grundlos beleidigt, bespuckt und attackiert werde.

Rassistische Attacke ist kein Einzelfall

Justin Hayo wusste in diesem Moment genau, wie das junge Mädchen sich fühlte. Der Musiker und Lehramtsstudent, dessen Vater aus Ghana stammt, ist aufgrund seiner Hautfarbe selbst schon von klein auf mit Rassismus konfrontiert worden. Der Schmerz und die Tränen des Mädchens brachten Hayo jetzt allerdings dazu, den Rassismus nicht weiter hinzunehmen. Er entschied sich noch in derselben Nacht, ein Video aufzunehmen und den Vorfall publik zu machen.

So berichtet Hayo in dem sehr emotionalen Video, dass der Vorfall am Abend keineswegs ein Einzellfall sei. „Das, was hier passiert, passiert jeden Tag. Das ist der Alltag von vielen Menschen im Saarland“, erklärt Hayo. Normalerweise rede er nicht über solche Themen und drehe schon gar keine Videos darüber, weil er sich das abtrainiert habe. Als Person of Color könne man sich gewisse Emotionen und auch das Gefühl der Gerechtigkeit oft einfach nicht leisten, so Hayo.

Justin Hayo beweist Mut und Courage

Doch Hayo beweist Mut und Courage. Er nimmt das Video nicht nur auf, er veröffentlicht es auch, damit die Welt hören kann, was er zu sagen hat. Und das, was er zu sagen hat, ist gleichermaßen traurig und wichtig zugleich. Er berichtet von dem Rassismus, der schwarzen Menschen tagtäglich widerfährt. Im Fall der Attacke auf das Mädchen in Saarbrücken bedeutete dies, dass sie zunächst grundlos beleidigt und attackiert wurde. Und als sie und ihre Freundin sich wehren wollten, wurden sie dann auch noch geschlagen. Dabei seien laut Hayo alle anderen Personen einfach weitergegangen und hätten die rassistische Attacke komplett ignoriert. Und das, obwohl die jungen Männer deutlich größer, stärker und dabei auch noch viermal so viele Leute wie die Mädchen waren.

Auf SOL.DE-Anfrage erklärt Hayo, dass es für ihn schwierig gewesen war, sich in einem Video so offen und verletzlich zu zeigen: „Es hat mich große Überwindung gekostet es überhaupt aufzunehmen, aber ich habe gespürt, dass es ein sehr ehrlicher Moment sein würde“.

Tausende Reaktionen auf emotionales Video

Ein ehrlicher Moment, der viele Menschen berührt hat. So habe der Saarbrücker im Anschluss an das Video über 4.000 Privatnachrichten erhalten. Das Video selbst wurde bereits knapp 100.000 Mal angesehen. Darunter finden sich fast 700 Kommentare. Und die Reaktionen sind laut Hayo durchweg positiv. Er habe viel Zuspruch, auch von Politikern und Medien erhalten. In diesem Zusammenhang äußerte der 22-Jährige gegenüber SOL.DE allerdings einen Wunsch: „Ich bitte darum, dass mich noch mehr saarländische Politiker kontaktieren, um Verantwortung zu übernehmen und gemeinsam an strukturellen Veränderungen zu arbeiten“.

Gemeinsam eine Veränderung einläuten

Denn eines ist für Justin Hayo jetzt wichtig: Es muss sich etwas ändern. Und das geht nur, wenn jetzt alle zusammenhalten. „Schaut nicht weg, hört aufmerksam zu, bildet euch und werdet aktiv“, empfiehlt Hayo allen, die für eine positive Veränderung in unserer Gesellschaft sorgen wollen.

Hayo selbst arbeitet gerade gemeinsam mit einigen anderen jungen Aktivistinnen und Aktivisten vom „Change Network“ an einem großen Konzept für strukturelle Veränderungen im Saarland. Ziel sei es, antirassistische Strukturen aufzubauen und Rassismus in allen Formen sowie an allen Orten des privaten und öffentlichen Lebens systematisch zu bekämpfen. Das Konzept wolle man gegen Mitte August veröffentlichen.

Gegenüber den Medien erhebt Hayo abschließend den folgenden Wunsch: „Die Medien können dafür sorgen, dass wir, unsere Geschichten und Lösungsansätze gehört und gesehen werden. Wir als Betroffene wollen und müssen in
Entscheidungsprozesse eingebunden werden und Teil der Lösung sein“.

Verwendete Quellen:
– eigene Recherche