BUND will Bauprojekte in Saarbrücken aufhalten
Der BUND Saarbrücken fordert, aktuelle Bauprojekte zu streichen oder anzupassen, wenn eine Gefahr für das Stadtklima und den Starkregenschutz entstehen könnte. Bestehende Planungen in der Stadt und auch dem gesamten Saarland sollten, wenn möglich, durch klimafreundliche Alternativen ersetzt werden.
Wälder im Saarland in schlechtem Zustand
„Der Klimawandel schreitet auch bei uns in Saarbrücken und im Saarland ungebremst voran“, heißt es in einer Pressemitteilung. Daher müsste die Stadt Grün- und Waldflächen erhalten. Extreme Wetterlagen wie etwa Dürren in den Jahren 2018, 2019 und 2020 hätten jedoch dazu geführt, dass die Wälder im Saarland im schlechtesten Zustand seit Jahrzehnten sind.
Waldboden dient als Schutz bei Starkregen
Auf der anderen Seite entstünden Gefahren durch Starkregen, wie die aktuelle Hochwasserkatastrophe verdeutlicht. „Der beste Starkregenschutz ist die Erhaltung und Pflege von Wald„, so der BUND. Der Waldboden nehme das Wasser wie ein Schwamm auf. Er könne 200 Liter pro Quadratmeter, also 2 Millionen Liter pro Hektar speichern.
Ereignisse wie im Ahrtal auch im Saarland möglich
„Bereits bei deutlich geringeren Niederschlagsmengen als im Ahrtal und in NRW können auch bei uns extreme Schäden durch solche Ereignisse eintreten, wie beispielsweise 2018 in Kleinblittersdorf „, erklärt der Sprecher des BUND Saarbrücken Ronald Maltha. Er ist beim BUND für sämtliche Bauverfahren in Saarbrücken zuständig.
Folgende Bauprojekte stehen in der Kritik des BUND
Laut Maltha sollten Projekte, die den Abfluss von Niederschlagswasser beschleunigen, gestoppt werden. „Beispiele mit großen ökologischen Schäden“ sind für ihn folgende Vorhaben:
- Das Helmholtz-Zentrum an der Universität mit über neun Hektar Waldverlust
- Pläne „Im Kesselgrund“ Dudweiler, einem etwa zwei Hektar großen bewaldeten Hang, der trichterförmig auf Dudweiler-Süd zuläuft
- Neue Wohnungen an einem Steilhang „Im Sauerbrod“/“Am Homburg“: Dieser liegt oberhalb der Dudweiler Landstraße, die einer der Hauptzugangswege in die City von Saarbrücken ist. Dafür sind Rodungen von circa drei Hektar Mischwald nötig.
- Bebauung eines steilen, bewaldeten Hangs oberhalb von Scheidt
- Bauprojekt auf einer Feuchtwiese mit abfallendem Gelände in Riegelsberg
- Bauplanungen auf bisher landwirtschaftlichen Flächen in Dilsburg
„Alle diese Bauverfahren sind kritische Bauplanungen in Zeiten des rasanten Klimawandels“, so der Sprecher.
Kleinblittersdorf stoppte bereits Bebauung an Hang
So sei es etwa folgerichtig gewesen, dass der Gemeinderat in Kleinblittersdorf die Bebauung einer Grünfläche in unmittelbarer Nähe des Starkregen-Katastrophengebietes von 2018 mit 16 zu 15 Stimmen zurückzog. Noch im Frühjahr wollte die Stadt dort 13 Häuser oberhalb des Ortes am Hang bauen. Eine Bürgeriniative stellte sich jedoch erfolgreich dagegen.
Bestände nutzen, statt neue Flächen zu versiegeln
„Wir müssen künftig eine andere Baupolitik in den Kommunen verfolgen – nachhaltiger planen und bauen“, so Maltha.
Statt immer neue Flächen zu versiegeln, müsse man Innenentwicklung, Sanierung, Modernisierung, Aufstockung und Umbau bestehender Gebäude fördern.
Viele Leerstände und Baulücken in Saarbrücken
Aktuell liege die Leerstandsquote im Saarland bei 11,1 Prozent. Jährlich braucht Saarbrücken 0,35 Prozent neue Wohnungen. „Allein mit Leerstandsnutzung ließe sich schon Vieles an neuem Wohnungsbedarf decken, auch wenn die Leerstandsquote in Saarbrücken niedriger sein sollte“, so Maltha.
Laut Angaben des Regionalverbandes Saarbrücken kommen dazu noch 1.267 Baulücken in der Landeshauptstadt. Darüber hinaus gibt es 61 Hektar Reserve-Bauflächen für Wohnen und Gewerbe. Auch auf diesen könne man rechtskräftige Bebauungspläne entwickeln.
Nur noch bestehende Industrieflächen für Neuansiedlungen
Ähnlich ist die Lage im Industrie- und Gewerbebereich. Laut BUND sollte die Stadt Saarbrücken auch hier vorrangig den Bestand nutzen. „Statt einem Investor 80 Hektar Grünflächen auf einem Wasserschutzgebiet in Überherrn für ein Batteriewerk anzubieten“, sollte das Saarland für Neuansiedlungen nur noch bestehende ehemalige Industrieflächen zur Verfügung stellen. Das hätte zudem zum Vorteil, dass es bereits eine bestehende Infrastruktur aus Kanalisation, Stromversorgung, Straßen, ÖPNV und teilweise auch existierende Schienen- und Schiffsanbindungen gibt wie am ehemaligen Kohlekraftwerk in Ensdorf.
Der BUND sei bereit, bei der Umsetzung von Anpassungen an den Klimaschutz und an der Hebung von Baupotentialen im Bestand mitzuwirken.
Verwendete Quellen:
– Pressemitteilung des BUND Saarbrücken