Reise-Riese Bur Busse gibt Urlaubs-Geschäft auf: Corona und Fachkräftemangel sind schuld

Erst die Corona-Krise, dann der Fachkräftemangel: Das saarländische Traditionsunternehmen Bur Busse gibt sein Reisegeschäft auf. Nach fast 50-jähriger Erfolgsgeschichte bedeutet dies das Ende für die bekannten rot-gelben Reisebusse aus Kleinblittersdorf. 📺 MIT VIDEO
Die markanten roten Busse mit gelb-rotem Schriftzug vor dem Reise-Terminal in Kleinbittersdorf. Foto: Bur Busse
Die markanten roten Busse mit gelb-rotem Schriftzug vor dem Reise-Terminal in Kleinbittersdorf. Foto: Bur Busse
Die markanten roten Busse mit gelb-rotem Schriftzug vor dem Reise-Terminal in Kleinbittersdorf. Foto: Bur Busse
Die markanten roten Busse mit gelb-rotem Schriftzug vor dem Reise-Terminal in Kleinbittersdorf. Foto: Bur Busse

Der Nachrichten-Hammer zum Wochenende kommt aus der Saar-Wirtschaft: Die Firma Geschwister Bur GmbH („Bur Busse“) aus Kleinblittersdorf zieht sich aus dem Reisegeschäft zurück. Die rot-gelbe Busflotte fährt künftig nicht mehr nach Paris, Rom oder an die Adria. Schon Ende dieses Jahres ist Schluss mit den Ausflugs- und Urlaubstouren. Stattdessen steuern die Busfahrer:innen in Zukunft nur noch saarländische Städte und Gemeinden an. Denn „mit großem Wehmut“ zieht sich das Unternehmen aus dem Touristik-Geschäft zurück und konzentriert sich auf sein zweites Standbein: den öffentlichen Personennahverkehr.

In 50 Jahren zum größten Reisebus-Unternehmen im Südwesten

Den Rückzug teilt das Kleinblittersdorfer Unternehmen auf seiner Website mit. Mit dem Ende des Reiseverkehrs geht eine lange und erfolgreiche Geschichte zu Ende: In knapp 50 Jahren wuchs Bur Busse von einer kleinen lokalen Firma zum größten Busunternehmen im Südwesten Deutschlands. Die Ursprünge der Firma gehen sogar bis ins Jahr 1926 zurück, als Gründer Josef Bur Arbeiter von ihrem Heimatort Bliesransbach zur Halberger Hütte und wieder zurück brachte.

Daraus entwickelte sich ein starkes Familienunternehmen: Josef und Christoph Bur sowie Maria Lang führen es aktuell in der dritten Generation – und bereiten dem Reisegeschäft nun auch das bittere Ende. Zuletzt waren 20 Urlauber-Busse für den Reise-Riesen aus Kleinblittersdorf unterwegs.

Geschäftsführerin Maria Lang und ihr Bruder Josef Bur stehen vor den Reisebussen der Firma Bur in Kleinblittersdorf. Aus dem Urlaubsgeschäft ziehen sie sich nun zurück. Foto: BeckerBredel

Geschäftsführerin Maria Lang und ihr Bruder Josef Bur stehen vor den Reisebussen der Firma Bur in Kleinblittersdorf. Aus dem Urlaubsgeschäft ziehen sie sich nun zurück. Foto: BeckerBredel

Fast jeder im Saarland dürfte schon mit den rot-gelben Bussen unterwegs gewesen sein, zum Beispiel zur Tagestour nach Paris oder zum Sightseeing nach Prag. Vor einigen Jahren eröffnete das Bus-Unternehmen noch ein großes, modernes Reiseterminal in Kleinblittersdorf.

Aus dem Homeoffice lässt sich kein Bus steuern

Der Abschied klingt bitter: „Seit Jahren beobachten wir die Entwicklung des Busreisetourismus mit großer Sorge“, heißt es aus dem Hause Bur. Dabei ist es nicht die aktuelle Energiekrise mit stark gestiegenen Benzin- und Dieselpreisen, die das Unternehmen in die Knie zwingt. Als Gründe nennt die Familie: den Fachkräftemangel, die Folgen der Corona-Pandemie und den sich insgesamt ändernden Zeitgeist. Das alles lässt die Kleinblittersdorfer nicht mehr an die Zukunft ihrer Branche glauben. Deshalb der schmerzhafte Rückzug!

Die Personalsorgen haben das Busunternehmen ganz besonders gedrückt: „Die bildungspolitische Ausrichtung des Studiums für alle macht sich insbesondere bei den Bewerberzahlen zur Besetzung freier Stellen in Verwaltung und im Kerngeschäft, der Personenbeförderung, äußerst negativ bemerkbar“, heißt es in der Erklärung. Jobs wie der des Reisverkehrskaufmanns/-frau oder des Busfahrers bzw. der Busfahrerin fehlen „jegliche politische Lobby, damit Perspektive und Wertschätzung“. Im Saarland fehlten schon heute mehr als 300 Omnibusfahrer:innen.

Corona hat der Reisebranche schwer zugesetzt

Die Corona-Lockdowns hätten der Branche außerdem enorm zugesetzt: „Im Vorfeld mühsam erbrachte Arbeiten waren von einem auf den anderen Tag obsolet. Komplett ausgebuchte Fahrten mussten storniert, Kunden zufriedenstellend rückerstattet werden.“ Viele Kooperationspartner hätten sich in dieser kritischen Phase zudem nur wenig solidarisch verhalten.

Die Politik sei in dieser Zeit zwar eine große Hilfe gewesen. „Aber die Corona-Pandemie hat auch den Zeitgeist verändert“, beschreibt das Unternehmen die Situation. Die Folge seien neue Arbeitszeitmodelle, die sich nicht auf den Job eines Reisebusfahrenden adaptieren ließen. Aus dem Homeoffice lässt sich nun mal kein Bus steuern.

Die Erklärung zum Aus für das Reisegeschäftes: Endes des Jahres ist Schluss.

Die Erklärung zum Aus für das Reisegeschäft: Ende des Jahres ist damit Schluss.

Eine ausgeglichene „Work-life-balance“ werde medial „als oberstes Lebensziel propagiert“. Beruflicher Ehrgeiz verkomme zur „Sekundärtugend“, formuliert das Unternehmen frustriert. Gleichzeitig haben die Kleinblittersdorfer wenig Hoffnung, dass die Busreisebranche überhaupt noch eine Zukunft haben wird – zum Beispiel bei der Ansprache des jüngeren Klientels für Bus- und Städtereisen. Auch damit tat sich das Unternehmen zunehmend schwerer: Auf Instagram hat das Unternehmen kaum mehr als 700 Follower. Seit Silvester gab es erst fünf neue Posts.

Zukunft sehen die Kleinblittersdorfer nur noch im Nahverkehr

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Die Gesellschafter der Geschwister Bur GmbH haben viele dieser Zukunftsfragen für sich mit Nein beantwortet. Deshalb konzentrieren sich die Kleinblittersdorfer nun auf den Nahverkehr. Was ein Zurück zu den Anfängen der Unternehmensgeschichte ist, denn mit dem lokalen Passagiergeschäft fing alles an. Dank der Weitsicht ihres Geschäftsführers Josef Bur habe man sich mit mehreren saarländischen Mitbewerbern zum Unternehmen Saar-Mobil zusammengeschlossen. Bur Busse besitzt neben seiner Reise-Flotte 20 Nahverkehrsbusse. Saar-Mobil sei mittlerweile – mit mehr als 200 Bussen – das größte im Saarland operierende Verkehrskonsortium im Personennahverkehr.

In diesem Geschäft sieht die Familie Bur noch eine Zukunft für ihr Unternehmen und verbindet damit auch die Hoffnung, viele der Arbeitsplätze zu erhalten.

Quellen: Website des Unternehmens, eigene Recherche