Corona-Wellen brachten Pflegeheime im Saarland ans Limit

Im Jahr 2022 waren so viele Beschäftigte von Pflegeheimen im Saarland wegen Corona krankgemeldet wie noch nie. Zugleich trafen die Wellen die Bewohner:innen stärker als die übrige Bevölkerung. Aus diesen Erfahrungen müsse man nun für weitere Pandemien lernen.
Das Saar-Gesundheitsministerium hat ein Sechs-Punkte-Programm zum Schutz der Alten- und Pflegeheime auf den Weg gebracht. Foto: dpa-Bildfunk/Sebastian Gollnow
Das Saar-Gesundheitsministerium hat ein Sechs-Punkte-Programm zum Schutz der Alten- und Pflegeheime auf den Weg gebracht. Foto: dpa-Bildfunk/Sebastian Gollnow
Das Saar-Gesundheitsministerium hat ein Sechs-Punkte-Programm zum Schutz der Alten- und Pflegeheime auf den Weg gebracht. Foto: dpa-Bildfunk/Sebastian Gollnow
Das Saar-Gesundheitsministerium hat ein Sechs-Punkte-Programm zum Schutz der Alten- und Pflegeheime auf den Weg gebracht. Foto: dpa-Bildfunk/Sebastian Gollnow

2022 mehr Covid-Erkrankte in Saar-Pflegeheimen als je zuvor

Beschäftigte von Pflegeheimen im Saarland haben sich 2022 häufiger wegen Covid-Erkrankungen krankgemeldet, wie noch nie. Das zeigt der aktuelle Pflegereport der Barmer, der die Zahl ihrer erkrankten Versicherten vergleicht, die in Pflegeheimen tätig sind.

200 Krankmeldungen in einem Monat

Demnach kamen im April des vergangenen Jahres auf 10.000 Pflegefachkräfte ganze 200 Corona-Krankmeldungen. Im Jahr 2021 lagen die Höchstwerte bei 53 im Januar, im Jahr 2020 bei 62 im April. Der höchste Wert seit Pandemiebeginn wurde jedoch bei Pflegehilfskräften erreicht. Er lag im April 2022 mit 207 sogar noch über dem der Fachkräfte.

Mehr Personal, um Überlastung zu verhindern

„Um für weitere COVID-19-Wellen und Pandemien gewappnet zu sein, ist es entscheidend, die Beschäftigtenzahl im Sinne des im Juli dieses Jahres startenden, neuen Personalbemessungsverfahrens für Pflegeeinrichtungen zügig zu erhöhen“, so Dunja Kleis, Landesgeschäftsführerin der BARMER in Rheinland-Pfalz und im Saarland. Nur so könne man eine Abwärtsspirale durch Überforderung von Pflegekräften und erhöhte Arbeitsunfähigkeitszeiten verhindern.

Heim-Bewohner:innen besonders stark von Wellen betroffen

Der Pflegereport zeigt überdies, dass die Corona-Wellen Pflegebedürftige in den saarländischen Heimen überdurchschnittlich stark trafen. So war der Anteil der Corona-erkrankten Heimbewohner:innen im Saarland im Januar 2021 mit 8,6 Prozent am höchsten. Unter allen Pflegebedürftigen im Bundesland lag er nur bei 2,9 Prozent, in der Gesamtbevölkerung des Bundeslandes bei 1,0 Prozent. Die Diskrepanzen zeigen sich auch in den übrigen Monaten der Jahre 2020 und 2021.

Konzepte für künftige Pandemien nötig

„Auch wenn für viele Menschen Corona seinen Schrecken verloren hat, sind die Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeheimen oft besonders schutzbedürftig. Wir brauchen für Pflegeheime praktikable Konzepte, um für künftige Pandemien gerüstet zu sein“, fordert Kleis. Man müsse sich auf neue Varianten und weitere Infektionswellen vorbereiten. Auf Maßnahmen zur Kontaktverminderung solle man dabei jedoch weitestgehend verzichten.

2021 zogen deutlich mehr Menschen in Pflegeheime ein

Der Pflegereport zeigt zudem, dass im Jahr 2021 deutlich mehr Menschen in Pflegeheime eingezogen sind als in den Vorjahren. Zwischen 2017 und 2020 schwankte die Zahl im Saarland zwischen 3.900 und 4.300. Dagegen stieg sie 2021 auf 5.000.

Aufholeffekt aus dem ersten Pandemie-Jahr?

Kleis vermutet, dass hinter diesem Anstieg ein Aufholeffekt aus dem Jahr 2020 steckt. „Im ersten Pandemiejahr gab es bei den Pflegeheimzugängen kaum Zuwachs. Das wird auch Ausdruck der Sorge von Angehörigen gewesen sein, dass ihre Nächsten bei einer Unterbringung in einem Pflegeheim an Corona erkranken und gegebenenfalls sterben könnten.“ Die Zahl stieg erst im weiteren Pandemieverlauf, als Impfungen und routinierte Abstands- und Hygieneregeln das Sterberisiko vermindert hatten.

Verwendete Quellen:
– Pressemitteilung der Barmer