Delta-Variante auf dem Vormarsch: Drosten appelliert zu schnellem Impfen
Die Gesamtzahl der Corona-Neuinfektionen in Deutschland sinkt weiter. Die Sieben-Tage-Inzidenz lag am Mittwoch (23. Juni 2021) bei 7,2 Infektionen pro Woche und 100.000 Einwohner:innen. Sie hat sich damit im Vergleich zur Vorwoche fast halbiert. Derweil verbreitet sich jedoch die gefährlichere Delta-Variante zunehmend. Das berichtet die Deutsche Presse-Agentur. Am Mittwochabend (23. Juni 2021) werden neue Daten des Robert-Koch-Instituts erwartet. Man rechne damit, dass die Mutante bereits in vielen Teilen Deutschlands auf dem Vormarsch ist.
Anteil der Delta-Variante nimmt zu
Laut Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sei nicht die Frage ob, sondern wann Delta das Infektionsgeschehen dominieren werde. Der Anteil der Variante lag Anfang Juni in einer Zufallsstichprobe des RKI bei etwa 6 Prozent. Im Vergleich zu den Vorwochen hatte die Mutante demnach zugenommen, die absoluten Zahlen waren jedoch rückläufig.
Mutante bereits in einigen Bundesländern auf dem Vormarsch
In einigen Bundesländern macht sich der Vormarsch der Variante jedoch bereits bemerkbar. So macht sie in Hessen bereits mehr als ein Fünftel der Ansteckungen aus. In Bayern hat sich die Zahl in einer Woche fast verdoppelt. In einzelnen Laboren liege der Anteil der Mutante bei fast einem Viertel.
Drosten erwartet Trendumkehr durch Delta
Virologe Christian Drosten befürchtet, dass die Mutante den derzeitigen Abwärtstrend umkehren könnte. Ob es bereits im Sommer zu einer Trendwende kommen könnte, sei nicht klar. Aber: Die Inzidenz werde spätestens im Herbst auf jeden Fall wieder steigen. Die Impfung von Eltern von Schulkindern sei daher besonders wichtig.
Virologe warnt vor höherer Viruslast und schweren Verläufen
Laut Drosten gebe Hinweise aus Labordaten, dass Menschen, die sich mit der Delta-Variante infiziert haben, eine höhere Viruslast haben, als mit der Alpha-Variante. Zudem verursache Delta wohl etwas schwerere Verläufe. Die vollständige Impfung schütze jedoch gleichwertig. Allerdings gilt der Schutz durch die Erstimpfung bei der Mutante als schwächer.
Könnten neuerliche Kontaktbeschränkungen drohen?
„Wir müssen einfach schnell impfen“, appelliert der Virologe. Sollte das nicht ausreichen, müsse man erneut mit Kontaktbeschränkungen gegensteuern. „Aber es gibt auch gute Gründe zu denken, dass das in Deutschland nicht notwendig wird.“ Die Situation sei nicht vergleichbar mit der Lage etwa in England, wo die Inzidenz von einem Niveau von 25 ausgehend wieder angestiegen ist. Dort ist sie bereits die dominierende Form. „Man hatte nicht so weit runtergebremst, wie wir das jetzt in Deutschland schon gemacht haben.“
„Wer sich nicht impfen lässt, wird sich infizieren.“
Drosten pocht in Hinblick auf die Entwicklung der Delta-Variante darauf, das Bewusstsein für die Wichtigkeit der Impfung zu stärken. „Das ist wirklich das, was wir jetzt machen müssen“, so der Experte der Berliner Charité im Podcast „Coronavirus-Update“.
Auch der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, forderte, stärker auf „Impfskeptiker und Impfleugner“ zuzugehen. „Wenn wir nicht auch einen Teil dieser Gruppe vom Sinn der Impfung überzeugen, werden wir die Herdenimmunität nicht erreichen“, so Montgomery. Gerade mit Blick auf die Delta-Variante erklärte er: „Wer sich nicht impfen lässt, wird sich früher oder später mit dem Coronavirus infizieren.“
Verwendete Quellen:
– Deutsche Presse-Agentur