Droht eine „Killervariante“? – Wie sich das Coronavirus weiterentwickeln könnte

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat unlängst vor einer möglichen "absoluten Killervariante" des Coronavirus gewarnt. Und tatsächlich hatten Fachleute bereits Mutanten wie Delta und Omikron in dieser Form nicht für möglich gehalten. Drohen noch schlimmere Varianten?
Könnten neue Corona-Varianten noch tödlicher werden als Delta und sich schneller verbreiten als Omikron? Symbolfoto: Julian Stratenschulte/dpa-Bildfunk
Könnten neue Corona-Varianten noch tödlicher werden als Delta und sich schneller verbreiten als Omikron? Symbolfoto: Julian Stratenschulte/dpa-Bildfunk

Nachdem Lauterbach die Warnung vor einer „Killervariante“ des Coronavirus im Herbst ausgesprochen hatte, betonen Fachleute, dass die Entwicklung unvorhersehbar ist. „Keine Expertin und kein Experte kann derzeit sicher sagen, welche Variante wir im Herbst bekommen“, so der Intensivmediziner Stefan Kluge vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf zur Funke Mediengruppe. „Wir sollten aber darauf vorbereitet sein, dass noch einmal eine Variante kommen kann, die zu einer höheren Krankheitsschwere führt, als dies derzeit bei der Omikron-Variante der Fall ist.“

Lauterbach befürchtet „Killervariante“ zwischen Delta und Omikron

Der Bundesgesundheitsminister hatte in der „Bild am Sonntag“ von einem potenziell „harten Herbst“ gesprochen. Grund für die Befürchtungen sei die Impflücke. „Es ist durchaus möglich, dass wir eine hochansteckende Omikron-Variante bekommen, die so tödlich wie Delta ist. Das wäre eine absolute Killervariante.“ Die Abstände zwischen den dominierenden Varianten würden kürzer. Dies erschwere die Vorbereitung. Aktuell entwickelten sich diverse Omikron-Subvarianten, die bei Lauterbach Besorgnis erregten.

Neue Formen von Omikron 

In Deutschland ist aktuell die Omikron-Variante BA.2 vorherrschend, zuvor war es BA.1. Nun tauchten jedoch auch BA.4 und BA.5 auf, die die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ebenfalls als besorgniserregend einstuft. Demnach habe es Nachweise aus Südafrika und einigen europäischen Ländern gegeben. Zwar seien die Details noch offen, jedoch wiesen die Sublinien teilweise andere Charakteristika auf als andere Omikron-Varianten.

Rekombinanten wie „Deltakron“ könnten gefährlich werden

Zudem ist in Großbritannien eine weitere Unterart aufgetreten, die möglicherweise noch leichter übertragbar ist. Bisher ist jedoch noch vieles zu dem Subtyp XE unklar. Laut WHO handelt es sich um eine Mischung aus BA.1 und BA.2. Solche sogenannten Rekombinanten entstehen, wenn ein Patient oder eine Patientin mit zwei verschiedenen Erregern gleichzeitig infiziert ist. Demnach können sie sich nicht nur aus zwei Subtypen bilden, sondern auch aus verschiedenen Mutanten wie etwa Delta und Omikron. Auch diese Variante mit dem Namen „Deltakron“ wurde bereits beobachtet.

Wird Corona noch tödlicher?

In Deutschland ist die Entwicklung der Varianten unklar, da das Robert Koch-Institut (RKI) in seinen Wochenbericht nicht spezifisch auf Subtypen eingeht. „Wir haben aktuell bei Omikron eine Sterblichkeit von unter 0,1 Prozent, vergleichbar mit der Grippe“, erklärt Intensivmediziner Kluge der Funke Mediengruppe. Er befürworte Vorbereitungen auf eine mögliche schlimmere Variante. Jedoch halten andere Expert:innen es für unwahrscheinlich, dass Corona nochmals tödlicher wird – insbesondere für Geimpfte. Daher dringen Mediziner:innen darauf, so viele Menschen ab 60 Jahren zu impfen wie möglich.

Rückkehr ohne Veränderungen ist das „Best Case Szenario“

Laut der wissenschaftlichen Beratergruppe SAGE aus Großbritannien kehrt Sars-CoV-2 im besten Fall im Herbst ohne stärker veränderte Eigenschaften zurück. Im schlimmsten Fall sei jedoch wieder eine große Welle mit vielen schweren Verläufen möglich. Dazwischen seien jedoch verschiedene Szenarien denkbar. Sicher scheint nur: Corona wird uns noch länger begleiten – auch in neuen Varianten. Mehrere Faktoren bestimmen die Schwere der weiteren Entwicklung. Die SAGE-Gruppe sieht als solche etwa nachlassende Immunität und Immunflucht – also die Fähigkeit des Virus, Antikörpern von Geimpften und Genesenen zu entgehen. Bislang seien Wellen vor allem von immer leichter übertragbaren Varianten angetrieben worden. Einige Forschende glauben jedoch, dass das Niveau von Omikron nicht mehr steigerbar ist.

Verwendete Quellen:
– Deutsche Presse-Agentur