Ein Jahr Klimanotstand in Saarbrücken: BUND zieht ernüchternde Bilanz

Vor einem Jahr, am 18. Juni 2019, rief der Stadtrat in Saarbrücken den Klimanotstand aus. Erfolgreiche Maßnahmen der Landeshauptstadt seien laut Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Saarbrücken seither allerdings ausgeblieben.
Kritikpunkte des BUND nach einem Jahr Klimanotstand sind unter anderem der starke Autoverkehr sowie fehlende Radwege und Fotovoltaik-Anlagen. Symbolfoto: Pixabay
Kritikpunkte des BUND nach einem Jahr Klimanotstand sind unter anderem der starke Autoverkehr sowie fehlende Radwege und Fotovoltaik-Anlagen. Symbolfoto: Pixabay
Kritikpunkte des BUND nach einem Jahr Klimanotstand sind unter anderem der starke Autoverkehr sowie fehlende Radwege und Fotovoltaik-Anlagen. Symbolfoto: Pixabay
Kritikpunkte des BUND nach einem Jahr Klimanotstand sind unter anderem der starke Autoverkehr sowie fehlende Radwege und Fotovoltaik-Anlagen. Symbolfoto: Pixabay

„Im Prinzip war es bisher ein folgenloser Beschluss – viel Wille – wenig Konkretes und bis heute weitgehend folgenlos – ein verlorenes Jahr für den Klimaschutz“, so Ronald Maltha, Sprecher des BUND Saarbrücken in einer Pressemitteilung. Seit Ausruf des Klimanotstandes sei in der Landeshauptstadt wenig passiert.

Fotovoltaik-Pflicht auf öffentlichen Gebäuden

Beispielsweise reiche die in Saarbrücken mit Solarenergie erzeugte Strommenge gerade aus, um etwa 2,0 Prozent des Bedarfs in der Stadt zu decken. Das geht aus Zahlen vom März hervor. In Baden-Württemberg habe man landesweit eine Fotovoltaik-Pflicht für neue Nicht-Wohngebäude eingeführt. In Saarbrücken dagegen seien seit 2017 keine neuen Anlagen auf öffentlichen Gebäuden installiert worden.

Hoher Pkw-Bestand und wenig Radwege in Saarbrücken

Auch in Sachen Verkehr sei seit dem Ausruf des Klimanotstandes wenig passiert. Saarbrücken und das Saarland wiesen laut Kraftbundesamt den zweithöchsten Pkw-Bestand pro 1.000 Einwohner auf. Der Radverkehr dagegen liege nur bei 4 Prozent. Da dieser in der Corona-Krise anstieg, führten viele deutsche Städte vorübergehende Radwege ein. In Saarbrücken allerdings setze man weiterhin auf den Pkw-Verkehr.

Gefährliche Fußgängerwege und fehlender Lärmschutz

Zudem kritisiert der BUND die Fußgängerüberwege. Diese seien weiterhin zeitgleich mit Kraftfahrzeugen des Abbiegeverkehrs auf Grün geschaltet. Die Taktung sei gefährlich und führe dazu, dass viele Eltern ihre Kinder mit dem Pkw zur Schule bringen.

Auch eine Lärmschutzwand entlang der A620 ließe weiter auf sich warten. In einen innerbehördlichen Arbeitskreis seien Umweltverbände nicht einbezogen.

Waldrodungen zur Bebauung von Flächen

Der BUND gibt weiterhin an, dass im vergangenen Jahr in Saarbrücken Waldrodungen von weit über 10 Hektar vorangetrieben worden seien. Dies sei erfolgt, obwohl entsprechende Kompensationen wie etwa Wiederaufforstungen in Saarbrücken nicht im gleichen Umfang möglich seien.

Kaltluftschneisen sollen erhalten bleiben

„Die Wiederaufforstungen im nördlichen Saarland helfen den Bürgern von Saarbrücken nicht bei der Bewältigung von zunehmender Hitze und den Folgen für den Wasserhaushalt des Stadtgebietes„, so Maltha. Es gelte Kaltluftschneisen zu erhalten, statt sie zu bebauen. Baulücken und Leerstände seien genügend vorhanden. Allerdings fehle laut BUND eine Übersicht.

Neuer Klimaschutzplan sei Lichtblick

Ein Hoffnungsschimmer sei das neue Klimaschutzkonzept für Saarbrücken vom 1. April. Innerhalb von zwei Jahren soll ein Plan erstellt werden. Der BUND fordert den Stadtrat auf, auch die Bürgerinnen und Bürger bei den Diskussionen über künftige Maßnahmen einzubeziehen. Der Klimaschutzplan müsse die Wende von Saarbrücken zur klimafreundlichen Stadt bringen.

Verwendete Quellen:
– Pressemitteilung des BUND Saarbrücken, 19.06.2020