Entscheidung gegen Ford-Werk Saarlouis: Rehlinger spricht von „Scheinverfahren“

Die Zeichen verdichten sich immer mehr, dass der Automobilhersteller Ford sich gegen das Werk in Saarlouis entschieden hat. Die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) bezweifelt nun, dass es je eine faire Chance für den Standort im Saarland gab. Sie spricht von einem möglichen "Scheinverfahren":
Die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) bezweifelt, dass Ford ein faires Verfahren betrieben hat. Archivfoto: picture alliance/dpa | Harald Tittel
Die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) bezweifelt, dass Ford ein faires Verfahren betrieben hat. Archivfoto: picture alliance/dpa | Harald Tittel

Ford trifft aller Voraussicht nach Entscheidung gegen Standort Saarlouis

Auch wenn die offizielle Verkündung noch aussteht, deuten inzwischen nahezu alle Zeichen darauf hin, dass die Ford-Unternehmensleitung sich gegen den Standort in Saarlouis ausgesprochen hat. Bereits am Mittwochvormittag vermeldeten spanische Medien eine Entscheidung zugunsten des spanischen Werks: „Schocknachricht für Ford-Werk Saarlouis: Spanische Medien vermelden Zuschlag für Valencia“. Für das Saarland bedeutet diese Entscheidung, dass die Zukunft von rund 7.000 Arbeitsplätzen ab dem Jahr 2025 ungewiss ist.

Ministerpräsidentin Rehlinger bezweifelt faires Verfahren

Die mögliche Entscheidung gegen den Standort Saarlouis sorgte für großen Unmut im Saarland. So gab es bereits in der Plenarsitzung des Landtags am Mittwochmorgen heftige Kritik an der Vorgehensweise des Automobilherstellers: „Management eiskalt: Heftige Kritik an Ford im Saar-Landtag“.

Ministerpräsidentin Rehlinger bezweifelt faires Verfahren

Die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) bezweifelt sogar, ob das Werk in Saarlouis je eine faire Chance erhalten habe. Die Regierungschefin sagte am Mittwoch, sie habe „Zweifel, ob wir uns in diesem fairen Verfahren je befunden haben“, bei dem die Wirtschaftlichkeit wirklich das entscheidende Kriterium sei.

Das Saarland habe Ford zuletzt ein „ausformuliertes, erklärtes, konkretisiertes“ Paket für den Erhalt des Standortes Saarlouis vorgelegt, das sich „in einer Größenordnung, die näher an einer Milliarde als an 500 Millionen Euro liegt“ bewegt. Ford sei aber überhaupt nicht auf das Angebot eingegangen. „Wir hatten nur den Eindruck, manchmal wollte es niemand wissen. Ich hatte den Eindruck, man wollte gar nicht genau hören, was wir alles im Gepäck haben, weil es vielleicht Vorfestlegungen stört“, so Rehlinger.

Rehlinger spricht von einem möglichen „Scheinverfahren“

„Ich finde, das wirft kein gutes Licht auf das Management, um es mal sehr vorsichtig zu sagen. Denn dadurch drängt sich tatsächlich die Vermutung auf, dass dieses Verfahren nie fair angelegt war“, so Rehlinger. Der Ford-Leitung wirft sie sogar vor, mit dem Bieterwettstreit möglicherweise nur ein „Scheinverfahren“ betrieben zu haben, um eine „bereits im Vorfeld getroffene Entscheidung zu legitimieren“.

Ministerpräsidentin kündigt Kampf für Arbeitsplätze im Saarland an

Die Ministerpräsidentin erklärte weiter, dass die Regierung stets für die Arbeitsplätze in Saarlouis gekämpft habe und auch weiter alles für den Erhalt der Arbeitsplätze tun werde. „Gerne und am liebsten mit und bei Ford. Aber wenn nicht Ford, dann kämpfen wir trotzdem um diese Arbeitsplätze, denn die Menschen bleiben die gleichen“. Falls es nicht mehr mit Ford gehe, dann „sollten wir uns nicht klein machen und sollten uns viel auch für die Zukunft zutrauen“. Trotz der schwierigen Situation ist Rehlinger fest davon überzeugt, dass der „Strukturwandel im Saarland ein weiteres Mal erfolgreich gestaltet“ werden kann.

Verwendete Quellen:
– eigene Berichte
– eigene Recherche
– Deutsche Presse-Agentur