Grippewelle im Saarland: So schützt du dich vor Infektionen

In einem SZ-Interview erklärt Andreas Kramer, Leiter des St. Wendeler Gesundheitsamtes, wie man sich vor Infektionen schützt, für wen eine Grippe besonders gefährlich werden kann und ob Männer wirklich mehr leiden als Frauen.
Symbolfoto: dpa-Bildfunk/Maurizio Gambarini
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Wodurch wird die Grippe denn überhaupt ausgelöst?
Kramer: Es gibt unterschiedliche Grippeviren, die in der Bevölkerung weltweit zirkulieren. Sie werden in verschiedene Typen eingeteilt. Welches Virus eine Grippewelle dominiert, zeigt sich meist erst im Verlauf. Dieses Jahr sind es Influenza-Viren des Typs B der sogenannten Yamagata-Linie.

Gibt es Personengruppen, für die eine Grippe besonders gefährlich werden kann?
Kramer: Besonders gefährdet sind Menschen mit chronischen Grunderkrankungen, vor allem der Atemwege und des Herz-Kreislauf-Systems, aber auch der Leber und Nieren. Außerdem haben Schwangere und Personen, die unter einer Immunschwäche leiden, ein höheres Risiko für einen komplizierten Verlauf. Bei ihnen kann sich zum Beispiel eine Lungenentzündung oder eine Herzmuskelentzündung entwickeln.

Wie merke ich, ob ich mir eine harmlose Erkältung oder eine Grippe eingefangen habe?
Kramer: Klinisch lässt sich das nicht sicher unterscheiden. Typisch für die Grippe ist ein akuter Krankheitsbeginn mit Fieber, Husten, Kopf- und Gliederschmerzen. Bei vielen Menschen verläuft die Erkrankung aber auch nur wie eine leichte Erkältung und es gibt auch viele symptomlose Infektionen.

Wie kann ich sicher gehen, dass mich die Grippe nicht erwischt?
Kramer: Die beste Maßnahme, um einer Grippe vorzubeugen, ist die Impfung. Man muss allerdings dazu sagen, dass sie nicht in einem ähnlich hohen Maß vor der Krankheit schützt, wie das bei anderen Impfungen der Fall ist. Die Schutzwirkung beträgt etwa 50 Prozent.

Macht es Sinn, sich jetzt noch impfen zu lassen?
Kramer: Der optimale Zeitpunkt für eine Grippeschutzimpfung ist vor einer Grippewelle. Das heißt im Oktober oder November. Aber man kann sich jetzt auch noch impfen lassen. Dann sollte man jedoch darauf achten, dass man nicht vor der Impfung längere Zeit im Wartezimmer mit lauter Grippe-Kranken zusammensitzt. Denn bis ein Schutz eintritt, dauert es etwa 14 Tage. Die Inkubationszeit beträgt jedoch lediglich ein oder zwei Tage.

Gibt es noch andere Mittel, damit man nicht krank wird?
Kramer: Nur bedingt. Es hilft beispielsweise, Abstand von Erkrankten zu halten und größere Menschenansammlungen zu meiden. Die Viren werden meist durch Tröpfchen übertragen, die Kranke beim Husten oder Niesen freisetzen. Es ist aber auch eine Übertragung über die Hände möglich, zum Beispiel über kontaminierte Türklinken. Daher hilft es auch, sich regelmäßig die Hände zu waschen.

Wenn ich mir die Grippe eingefangen habe, welche medizinischen Möglichkeiten gibt es dann?
Kramer: Eine unkomplizierte Grippe wird in erster Linie symptomatisch behandelt. Hohes Fieber und Schmerzen werden bekämpft und die Erkrankten sollten viel trinken. Es gibt darüber hinaus auch die Möglichkeit, antivirale Medikamente einzusetzen. Deren Wirkung ist allerdings begrenzt. Sie führen bei einigen Patienten zu einer mäßigen Verkürzung der Krankheitsdauer. Bei komplizierten Verläufen kann eine Behandlung im Krankenhaus erforderlich sein.

Was kann ich sonst noch tun, dass die Grippe schneller abklingt?
Kramer: Man sollte dem Körper die nötige Ruhe gönnen, bis die Grippe ausgeheilt ist. Kollegen aus dem Kreis haben darauf hingewiesen, dass die Krankheitsdauer der diesjährigen Grippe bei vielen Patienten mit zirka zwei Wochen etwas länger ist als gewöhnlich.

Trifft es die Männer wirklich schlimmer als die Frauen, Stichwort Männergrippe?
Kramer: Naja, der umgangssprachliche Begriff Männergrippe beschreibt ja, dass Männer unter der echten Grippe, aber auch anderen banalen Viruserkrankungen mehr leiden sollen, wehleidiger sein sollen als Frauen. Es gibt einzelne Studien, die auf einen gegen Influenzaviren gerichteten Effekt des weiblichen Hormons Östrogen hinweisen.

So richtig Fuß gefasst haben diese Erkenntnisse in der Medizin aber noch nicht. Gesichert ist hingegen, dass von der Männergrippe Befallene unter der fürsorglichen Pflege ihrer Partnerinnen rascher gesund werden.

Mit Verwendung von SZ-Material (Sarah Konrad).