Heute beginnt der Prozess gegen den mutmaßlichen BVB-Attentäter

Versuchten Mord in 28 Fällen wirft die Staatsanwaltschaft Sergej W. vor. Er soll im April eine Bombe am Mannschaftsbus von Borussia Dortmund gezündet haben. Alles nur aus Habgier?
Bei dem Anschlag Mitte April wurde ein Spieler von Borussia Dortmund verletzt. Foto: Marcel Kusch/dpa-Bildfunk.
Bei dem Anschlag Mitte April wurde ein Spieler von Borussia Dortmund verletzt. Foto: Marcel Kusch/dpa-Bildfunk.
Bei dem Anschlag Mitte April wurde ein Spieler von Borussia Dortmund verletzt. Foto: Marcel Kusch/dpa-Bildfunk.
Bei dem Anschlag Mitte April wurde ein Spieler von Borussia Dortmund verletzt. Foto: Marcel Kusch/dpa-Bildfunk.

Ein Knopfdruck, ein Knall, Schreie. Als die Bombe am Mannschaftsbus des Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund explodiert, steht der Verdacht eines weiteren möglichen islamistischen Anschlags im Raum. Fieberhaft suchen die Ermittler nach einem Ansatz.

Waren es wirklich Islamisten? Oder Linksextreme, militante Fußballfans oder Rechte? Nichts davon. Statt Macht und Religion sind Geld und Gier die Auslöser für den Anschlag: Sergej W., der nun in Dortmund vor Gericht steht, soll versucht haben, Fußballspieler des BVB zu töten, um bei Aktienspekulationen abzukassieren.

Heimtückischer Mordversuch
Der 28-Jährige wohnte zuletzt in Rottenburg am Neckar (Baden-Württemberg). Die Staatsanwaltschaft wirft ihm 28-fachen Mordversuch und Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion vor. Heimtückisch, aus Habgier und mit gemeingefährlichen Mitteln habe der Elektrotechniker gehandelt, so die Anklage.

W., der 2003 seine russische Heimat verlassen hat und inzwischen einen deutschen Pass besitzt, soll bisher jedoch erklärt haben, er habe in Dortmund lediglich Urlaub gemacht.

Spieler hatten Glück im Unglück
Die Ermittler sind davon überzeugt, dass der 28-Jährige am 11. April drei selbst gebaute Sprengsätze in einer Hecke am Mannschaftshotel des BVB im Dortmunder Süden deponiert hat. Als das Team vor der Champions-League-Partie gegen AS Monaco am Hotel in den Bus gestiegen war und dieser sich langsam in Bewegung setzte, soll er die Bomben mithilfe von Fernzündern zur Explosion gebracht haben.

Metallsplitter flogen als todbringende Geschosse durch die Luft. Viele drangen in den Bus ein und verletzten dort BVB-Abwehrspieler Marc Bartra, der mit einem Bruch des Unterarms ins Krankenhaus gebracht werden musste. Ein Polizist, der den Bus auf einem Motorrad begleiten sollte, erlitt ein Knalltrauma. Das Fußballspiel wurde abgesagt und erst am nächsten Abend nachgeholt.

Alles wegen Habgier?
Sergej W. soll den Tod von 28 Menschen in Kauf genommen haben, um selbst ein reicher Mann zu werden. Der BVB ist der einzige Fußballverein in Deutschland, dessen Aktien an der Börse gehandelt werden. Laut Anklage kaufte W. in der Woche vor dem Anschlag für über 26.000 Euro Optionsscheine und Kontrakte – und schloss mit diesen sozusagen eine Wette auf einen fallenden Kurs der BVB-Aktie ab. Wäre der Kurs tatsächlich auf einen Euro abgerutscht, hätte der 28-Jährige über eine halbe Million Euro Gewinn gemacht.

Zehn Tage nach der Tat wurde W. festgenommen, nachdem die auffälligen Finanzgeschäfte durchleuchtet worden waren. Am Tattag soll der 28-Jährige ein Zimmer im Mannschaftshotel bewohnt haben. Außerdem fanden die Ermittler offenbar Hinweise darauf, dass er vor dem Anschlag zahlreiche Elektroartikel gekauft hatte, die für den Bau einer Bombe verwendet werden könnten.

Für den Prozess hat das Dortmunder Schwurgericht 18 Verhandlungstage bis zum 28. März angesetzt. Mehrere Spieler von Borussia Dortmund haben sich dem Verfahren als Nebenkläger angeschlossen.