Intensivmediziner:innen erwarten Anstieg von Corona-Fällen durch geplante Öffnungen

Angesichts des Öffnungs-Fahrplans von Bund und Ländern rechnen Intensivmediziner:innen damit, dass die Corona-Fälle in Deutschland deutlich ansteigen. Zu erwarten seien auch mehr Intensiv-Patient:innen mit Covid-19.
Intensivmediziner:innen befürchten einen starken Anstieg von schweren Covid-19-Fällen durch die geplanten Öffnungen. Symbolfoto: Armando Franca/dpa-Bildfunk
Intensivmediziner:innen befürchten einen starken Anstieg von schweren Covid-19-Fällen durch die geplanten Öffnungen. Symbolfoto: Armando Franca/dpa-Bildfunk
Intensivmediziner:innen befürchten einen starken Anstieg von schweren Covid-19-Fällen durch die geplanten Öffnungen. Symbolfoto: Armando Franca/dpa-Bildfunk
Intensivmediziner:innen befürchten einen starken Anstieg von schweren Covid-19-Fällen durch die geplanten Öffnungen. Symbolfoto: Armando Franca/dpa-Bildfunk

„Ich rechne damit, dass wir durch die beschlossenen Öffnungsszenarien deutlich steigende Zahlen von Neuinfektionen erleben werden – und dann auch vermehrt Intensivpatienten mit Covid-19„, so der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), Gernot Marx, am Donnerstag gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.

Intensivmediziner hatte Verlängerung bis April gefordert

Man befürchte, in eine dritte Welle zu rutschen. „Auch wenn der Lockdown grundsätzlich verlängert wurde, sind diese Beschlüsse ein Strategiewechsel in Richtung Öffnung – und das auch schon vor dem 1. April“, erklärte Marx. Der Intensivmediziner hatte in der vergangenen Woche eine Lockdown-Verlängerung bis Anfang April gefordert. Drei weitere Wochen für die Umsetzung der Impfstrategie seien wünschenswert gewesen.

Schlimmstenfalls sei mit 25.000 Intensivpatient:innen zu rechnen

Die Fachgesellschaft hatte Prognosen erstellt, die warnen, dass frühe Lockerungen, je nach Impftempo und Ausbreitung der hochinfektiösen Mutationen, zu einer hohen Belastung der Intensivstationen führen könnten. Im schlimmsten Fall sei mit 25.000 Intensivpatient:innen zu rechnen. Einer Zahl, die nicht mehr zu bewältigen wäre: Zum Höhepunkt der zweiten Welle lagen rund 6.000 Menschen auf Intensivstationen.

„In welchem Umfang die Beschlüsse die Intensivstationen belasten könnten, wird in unsere Modellrechnungen einfließen – dazu können wir aber erst kommende Woche Zahlen vorlegen“, erläuterte Marx von der Uniklinik Aachen. Insbesondere die Verbreitung der Mutante B.1.1.7, die bereits 46 Prozent der Infektionen ausmacht, bereite Sorgen. Die Reproduktionszahl liege schon unter den aktuellen Lockdown-Bedingungen bei 1 und dürfe auf keinen Fall höher ausfallen.

Unklar, ob Öffnungen überhaupt umgesetzt werden können

Die stufenweise Öffnungsstrategie der Regierung beinhaltet jedoch eine Notbremse: Wenn in einer Region einzelne Lockerungen zu einem starken Anstieg führen, werden alle Erleichterungen wieder gestrichen. „Die beschlossenen Maßnahmen sind relativ komplex. Es ist zu früh zu beurteilen, in welchem Umfang Lockerungen tatsächlich möglich sein werden angesichts des Fallzahlenanstiegs, der bereits eingesetzt hat“, so Marx.

Schnellere Impfungen und mehr Tests nötig

Die Hoffnung liege auf schnelleren Impfungen und mehr Testungen. Laut Divi wären 300.000 Impfungen pro Tag optimal, gut ein Drittel mehr als in den vergangenen Tagen. „Das ist der Weg, die Pandemie gemeinsam zu bewältigen. Die Hausärzte einzubeziehen, wäre ein Durchbruch“, so Marx. „Eine deutlich umfangreichere Teststrategie könnte ebenfalls dazu beitragen, Infektionsherde schneller zu erkennen, zum Beispiel an Schulen und Arbeitsstätten“. Dazu sei jedoch noch einige Vorbereitung nötig.

Daher gelte es laut des Divi-Präsidenten, nicht nachlässig zu werden. „Bitte halten Sie die Regeln zu Abstandhalten, Hygiene, Maskentragen und Lüften weiter ein. Man sollte auch weiter Kontakte vermeiden, auch wenn jetzt das ein oder andere erlaubt ist. Bitte lassen Sie sich impfen, auch mit Astrazeneca!“

Verwendete Quellen:
– Deutsche Presse-Agentur