Justizministerium verhindert Einrichtung von „Liebeszellen“ in JVA Lerchesflur

Entgegen ursprünglicher Überlegungen wird es in der Justizvollzugsanstalt am Lerchesflur in Saarbrücken keine sogenannten Liebeszellen geben. Man halte die Besuchsräume für zu gefährlich.
In der JVA am Lerchesflur wird es keine Liebeszellen wie hier in Brandenburg geben. Foto: Bernd Settnik/dpa-Bildfunk
In der JVA am Lerchesflur wird es keine Liebeszellen wie hier in Brandenburg geben. Foto: Bernd Settnik/dpa-Bildfunk
In der JVA am Lerchesflur wird es keine Liebeszellen wie hier in Brandenburg geben. Foto: Bernd Settnik/dpa-Bildfunk
In der JVA am Lerchesflur wird es keine Liebeszellen wie hier in Brandenburg geben. Foto: Bernd Settnik/dpa-Bildfunk

Die Besuchsabteilung der JVA am Lerchesflur in Saarbrücken soll 2020 neu gebaut werden. Ursprünglich war vorgesehen in den Neubau auch sogenannte Liebeszellen zu integrieren. Doch diese Pläne wurden nun vom Justizministerium geblockt. 

Liebeszellen zu gefährlich für die Besucher?

In den Zellen wird geeigneten Häftlingen ein mehrstündiger, unbeaufsichtigter Besuch von Angehörigen ermöglichen. So soll es den Inhaftierten ermöglicht werden, Bindungen zur Außenwelt weitgehend aufrechtzuerhalten. Das soll die Eingliederung in die Gesellschaft nach Haftende erleichtern. 

Die Besuchszellen, die auch als „Beischlafzellen“ bekannt sind, hält das CDU-geführte Ministerium für zu gefährlich. „Erfahrungen der Praxis anderer Länder haben gezeigt, dass gerade solchen unbeobachteten Langzeitbesuchen ein Risiko von Übergriffen auf die besuchende Partnerin stets immanent ist“, meint Staatssekretär Roland Theis gegenüber der „SZ“. 

Das Ministerium verweist laut „SZ“ unter anderem auf einen Fall von 2017 in Rheinland-Pfalz. In einer solchen Liebeszelle hatte ein Häftling seine Frau mit einer Porzellanscherbe bedroht und verletzt. Im Anschluss vergewaltigte er sie vor den Augen seiner Kinder. 

Politische Uneinigkeit über die Besuchszellen  

Stattdessen sollen nun spezielle Räume für den Besuch von Kindern entstehen. Sie werden ausgestattet mit Spielsachen und Wickeltisch. So sollen Familienbeziehungen gestärkt werden. Der Entschluss kommt nicht bei allen gut an. Die SPD bemängelt, dass der Umgang mit dem Partner genauso wichtig sei, wie der zu den Kindern und dass man auf diese Weise beides gegeneinander ausspiele. Auch die Linke kritisiert die Entscheidung. Fraktionsvorsitzende Astrid Schramm meinte, dass das Modell in anderen Ländern längst normal sei: „Resozialisierung ist wichtiger als rückwärtsgewandte Repressions-Ideologie“. 

Bereits bei der Debatte um das Strafvollzugsgesetz 2013 gab es Uneinigkeiten in der Koalition. Während Anke Rehlinger auf gute Erfahrungen anderer Bundesländer verwies, wollte Theis diese in Hinblick auf die Sicherheit weiter auswerten. 

Beispielsweise in NRW, wo es die Besuchsräume seit 1989/90 gibt, würde das Modell gut angenommen. Nur in Einzelfällen sei es zu gewalttätigen Übergriffen gekommen, so das Düsseldorfer Justizministerium zur „SZ“. Darum müssten Gefangene nun ein Zulassungsverfahren durchlaufen. Darüber hinaus sorgen Lichtrufanlagen für die Sicherheit der Besucher. 

Verwendete Quellen:
• Saarbrücker Zeitung