Kommission zum Fall Dillinger: „Fakten sind erschreckend“

Juristen haben zu den Missbrauchstaten des Priesters Edmund Dillinger einen zweiten Zwischenbericht vorgelegt. Die Aufarbeitungskommission spricht von einem bedrückenden Ausmaß der Fälle. Und übt Kritik.
Mehrere Staatsanwaltschaften ermitteln im Missbrauchsskandal um den verstorbenen Priester Edmund Dillinger. Fotos: picture alliance/dpa | Oliver Dietze; Wikimedia Commons/Okami-san/CC3.0-Lizenz/Bild bearbeitet
Mehrere Staatsanwaltschaften ermitteln im Missbrauchsskandal um den verstorbenen Priester Edmund Dillinger. Fotos: picture alliance/dpa | Oliver Dietze; Wikimedia Commons/Okami-san/CC3.0-Lizenz/Bild bearbeitet

Kommission zur Causa Dillinger: „Fakten sind erschreckend“

Über die Missbrauchstaten des Ende 2022 verstorbenen Priesters Edmund Dillinger kommen immer mehr Fakten ans Licht. Die in einem zweiten Bericht dargestellten Tatsachen seien „erschreckend und belastend“, teilte die unabhängige Aufarbeitungskommission im Bistum Trier am heutigen Mittwoch (13. Dezember 2023) mit. Dillingers Taten erstreckten „sich über viele Jahrzehnte und viele Kontinente – oft unter Ausnutzung seiner ehrenamtlichen und vor allem kirchlichen Kontakte“. Das Ausmaß der Fälle sei „bedrückend“. Die Kommission kritisierte die „weitgehende Untätigkeit nicht nur des Bistums“ in dem Fall. „Das Nichtstun und Wegsehen so vieler schmerzt und ärgert.“

Neffe fand unzählige Fotos im Haus des Priesters

Der ehemalige Priester aus Friedrichsthal im Saarland soll ab den 1970er-Jahren Jugendliche sexuell missbraucht und in teils pornografischen Posen fotografiert haben. Dillingers Neffe hatte nach dem Tod des Mannes zig ungerahmte Dia-Aufnahmen in dessen Haus gefunden – und war damit im April an die Öffentlichkeit gegangen.

Die Aufarbeitungskommission hatte im Frühjahr den ehemaligen Koblenzer Generalstaatsanwalt Jürgen Brauer und den früheren Vize-Chef der Staatsanwaltschaft Trier, Ingo Hromada, in einem eigenen Projekt mit der Aufklärung des Falls betraut. Ihre Arbeit soll im ersten Halbjahr 2024 abgeschlossen werden – dann gibt es einen Abschlussbericht.

Neun Opfer von Dillinger sind inzwischen bekannt

In dem am Mittwoch vorgelegten Zwischenbericht heißt es, inzwischen seien neun Betroffene namentlich bekannt. Einige hätten erst jüngst von sexuell übergriffigem Verhalten des katholischen Geistlichen berichtet: Auf einer Urlaubsreise mit Messdienern nach Tunesien oder in dessen Wohnung in Hermeskeil. Schon länger bekannt sei ein Fall des sexuellen Missbrauchs eines 15-Jährigen im Jahr 1970 bei einer Wallfahrt nach Rom.

Man hoffe, dass sich weitere Opfer melden. Zudem appelliere man an Personen und Institutionen, an die sich Betroffene gewandt haben, die Arbeit der Kommission zu unterstützen. „Gelingt es nicht, die an verschiedenen Stellen vorliegenden Erkenntnisse zusammenzuführen, besteht die Gefahr, dass die Aufarbeitung insgesamt Stückwerk bleibt“, hieß es von den Autoren.

Verwendete Quellen:
– Deutsche Presse-Agentur