Juden im Saarland erleben immer mehr Hass

Saar-Protestanten fordern einen Antisemitismus-Beauftragten bei der Landesregierung. Die Synagogengemeinde ist skeptisch.
Die Saarbrücker Synagoge in der Lortzingstraße, vor der derzeit gebaut wird, wird besonders geschützt. Foto: Dietmar Klostermann
Die Saarbrücker Synagoge in der Lortzingstraße, vor der derzeit gebaut wird, wird besonders geschützt. Foto: Dietmar Klostermann
Die Saarbrücker Synagoge in der Lortzingstraße, vor der derzeit gebaut wird, wird besonders geschützt. Foto: Dietmar Klostermann
Die Saarbrücker Synagoge in der Lortzingstraße, vor der derzeit gebaut wird, wird besonders geschützt. Foto: Dietmar Klostermann

Der Antisemitismus verbreitet sich wieder im Saarland. Wie der Chef der Synagogengemeinde Saar, Richard Bermann, der SZ auf Anfrage berichtete, nehmen die Schändungen jüdischer Friedhöfe, wie zuletzt in Tholey und Ottweiler, zu.

Zudem gebe es ein antisemtisches Mobbing von jüdischen Sprachschülern. So hätten Juden, die aus den ehemaligen Republiken der UdSSR ins Saarland übersiedelten, nach gemeinsamen Deutsch-Kursen in der Volkshochschule verbale Attacken von muslimischen Flüchtlingen erleben müssen. „Unsere Leute sind dann nicht mehr zu den Deutsch-Kursen hingegangen, die fühlten sich bedroht“, sagte Bermann.

Schutzmaßnahmen
Der uralte Antisemitismus in Deutschland werde nicht auszurotten sein, erklärte er. „Selbst wenn es hier nur noch sehr wenige Juden gibt“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Synagogengemeinde. Im Saarland gebe es nur knapp unter 1000 Menschen jüdischen Glaubens. Davon stammten etwa 98 Prozent aus dem Gebiet der ehemaligen UdSSR und Ost-Europa.

Die Synagoge in der Saarbrücker Stadtmitte werde weiterhin besonders geschützt und überwacht. Die Stadtverwaltung habe versprochen, an beiden Seiten der Lortzingstraße Betonpoller aufzustellen, um einen Angriff mit Fahrzeugen auf die Synagoge zu verhindern.

Antisemitismus-Beauftragter?
Unterdessen setzt sich die evangelische Kirche im Saarland für einen Antisemitismus-Beauftragten bei der Landesregierung ein. Der Beauftragte der Evangelischen Kirchen für das Saarland, Kirchenrat Frank-Matthias Hofmann, wandte sich in Briefen an die Regierungsfraktionen CDU und SPD, wie die Evangelische Kirche im Rheinland mitteilte.

Kirchen und die Bürgergesellschaft sollten gemeinsam dafür einstehen, dass Juden ihren Glauben unbehelligt in Deutschland und im Saarland leben könnten, sagte Hofmann dem Evangelischen Pressedienst. „Das grundgesetzlich verbriefte Recht auf positive Religionsfreiheit muss für alle gewahrt werden.“ Zwar gebe es bisher keine körperlichen Angriffe, aber sobald deutlich werde, dass jemand Jude sei, werde er verbal attackiert.

Mit Verwendung von SZ-Material (Dietmar Klostermann).