Der Soldatenmord von Lebach: Ein Massaker im Saarland schockierte ganz Deutschland

Am 20. Januar 1969 dringen zwei Männer in ein Bundeswehr-Depot in Lebach ein, ermorden vier schlafende Soldaten und verletzen einen weiteren schwer. Die Bluttat sorgt in der Bundesrepublik für Aufsehen.
Im Wachhäuschen des Bundeswehr-Depots in Lebach wurden vor 52 Jahren vier Soldaten getötet. Foto: Roland Witschel/dpa-Bildfunk
Im Wachhäuschen des Bundeswehr-Depots in Lebach wurden vor 52 Jahren vier Soldaten getötet. Foto: Roland Witschel/dpa-Bildfunk
Im Wachhäuschen des Bundeswehr-Depots in Lebach wurden vor 52 Jahren vier Soldaten getötet. Foto: Roland Witschel/dpa-Bildfunk
Im Wachhäuschen des Bundeswehr-Depots in Lebach wurden vor 52 Jahren vier Soldaten getötet. Foto: Roland Witschel/dpa-Bildfunk

Auf den Tag genau vor 52 Jahren ereignete sich in Lebach ein ungeheuerlicher Überfall, der bundesweit für Aufmerksamkeit sorgte.

Vier Soldaten sterben

In der Nacht zum 20. Januar dringen zwei Männer in die Wachbaracke des Bundeswehr-Depots des Fallschirmjägerbataillons 261 in Lebach-Landsweiler ein. Drei Soldaten werden förmlich hingerichtet: Die Täter erschießen sie im Schlaf. Ein vierter Soldat erliegt später seinen Verletzungen. Wie durch ein Wunder überlebt ein 21-jähriger Wachsoldat, angeschossen und mit 13 Messerstichen malträtiert.

Im Anschluss an die Bluttat verschaffen sich die beiden Täter Zugang zu vier Munitionsbunkern und stehlen dort Waffen, Munition und zwei Wachbücher, bevor sie flüchten. Es dauert fünf Stunden, bis die Wachablösung die drei Toten und den Schwerverletzten findet.

Lebacher Fall wird bei „Aktenzeichen XY“ gezeigt

Zunächst ging man davon aus, dass die Rote-Armee-Fraktion (RAF) hinter der Tat steckt, doch es kam ganz anders. Dank einer Ausstrahlung von „Aktenzeichen XY … ungelöst“ kommt die SOKO den Tätern auf die Spur. Über drei Monate dauerte es, bis die zwei Haupttäter und ihr Gehilfe, der bei der Planung, nicht aber am Überfall beteiligt war, gefasst werden konnten. Das Sondereinsatzkommando leitete Oberstaatsanwalt Siegfried Buback, der später von der RAF ermordet wurde.

Wahrsagerin gibt entscheidenden Tipp

Die Aufklärung des Falls nahm einen skurrilen Verlauf. Den Tätern wurde ihr Bekennerschreiben zum Verhängnis. Darin gaben sie sich als Mitglieder der italienischen Mafia aus und unterschrieben mit „Dr. Sardo“. Diese Information wurde auch in „Aktenzeichen XY … ungelöst“ veröffentlicht.

Eine im Saarland geborene Wahrsagerin sah die Sendung und erinnerte sich an jemanden, der sich ihr unter diesem Namen vorgestellt hatte. „Dr. Sardo“ hatte auf die Frau derart verdächtig gewirkt, dass sie sich dessen Autokennzeichen notierte. Dieser Hinweis – es war der 1081. im Fall des Soldatenmordes – führte die Polizei am 25. April 1969 direkt zu den Tätern, die sich widerstandslos festnehmen ließen.

Täter wollten Gesellschaft erpressen

Beim Verhör gaben die beiden die Tat zu. Die Waffen hätten sie gestohlen, um die Gesellschaft mit Anschlagsdrohungen erpressen zu können. Mit dem Geld wollten sie sich in die Südsee absetzen und das Leben auf einer Hochseeyacht genießen. Am Ende gab es für die beiden Haupttäter zweimal lebenslänglich, der zu Hause gebliebene Companion war sechs Jahre lang in Haft.

Dritter Täter noch in Haft

Wie die „SZ“ berichtet, hat der Hintermann, ein Zahnarzthelfer, seine Strafe schon lange abgesessen. Auch einer der beiden Haupttäter des Lebach-Überfalls – ein früherer Justizsekretär beim Landauer Amtsgericht – wurde am 31. August 1992 wegen guter Führung frühzeitig entlassen. Beide sind nicht mehr straffällig geworden. Der dritte Täter ist inzwischen 77 Jahre alt und hat noch keinen Antrag auf Haftentlassung gestellt. Laut Informationen der „Bild“ will der Mann wohl im Gefängnis sterben.

Gedenken an Ermordete

Die Gedenkstunde zum 52. Jahrestag des „Lebacher Soldatenmordes“ muss in diesem Jahr aufgrund der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Auflagen ausfallen. In einem Facebook-Post erinnert die Bundeswehr den Ermordeten Dieter Horn, Ewald Marx, Arno Bales und Erwin Poh.

Verwendete Quellen:
– eigene Recherche
– Saarbrücker Zeitung
– Bild
– Facebook-Post der Bundeswehr im Saarland, 20.01.2021