Ermittlungen im Fall Yeboah: Staatsanwaltschaft überprüfte weiteren Anschlag in Saarlouis

Bis heute ist nicht geklärt, wer im September 1992 eine Bombe im Keller des Oranna-Heims in Saarlouis deponiert hat. Dort waren rund 180 Menschen untergebracht. Linken-Politikerin Renner fordert jetzt eine Wiederaufnahme der Ermittlungen.
Yeboah starb noch am Tag des Brandanschlags. Foto: Polizei
Yeboah starb noch am Tag des Brandanschlags. Foto: Polizei

Staatsanwaltschaft untersuchte versuchten Bombenanschlag

Die Generalstaatsanwaltschaft Saarbrücken hat im Rahmen der Ermittlungen im Mordfall Samuel Yeboah einen weiteren mutmaßlich rechtsextremen Anschlag in Saarlouis untersucht. Dabei gehe es um das versuchte Bombenattentat auf ein Asylbewerberheim in der Wallerfanger Straße, berichtet der „Spiegel“ in seiner aktuellen Ausgabe unter Berufung auf eine Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Bundestagsabgeordneten Martina Renner (Linke).

Bombe mit Zeitzünder in Asylbewerberheim deponiert

Unbekannte hatten demnach im September 1992 eine Zeitbombe im Keller des sogenannten Oranna-Heims platziert. Sie sei professionell gebaut gewesen und war mit einem Zeitzünder und einer TNT-Ladung ausgestattet. Zudem war daneben ein Kanister voll mit Brandbeschleuniger deponiert. Laut Magazin hätte die Bombe in kürzester Zeit eine tödliche Feuerwalze entfacht. In dem Gebäude waren damals circa 180 Menschen untergebracht.

Bei dem Brandanschlag war Samuel Yeboah ums Leben gekommen. Foto: Polizei

Azubi im Fokus

Weil rund 50 Minuten vor der eingestellten Zündzeit ein anonymer Anruf bei der Polizei einging, wurde die Bombe entdeckt und entschärft. Ermittler:innen entdeckten in der Bombe laut „Spiegel“ ein extrem seltenes Metall, das in einem Stahlwerk in der Nähe hergestellt worden war. In dem Betrieb hatte zur Tatzeit ein Lehrling gearbeitet, der wegen der Herstellung ähnlicher Sprengkörper polizeibekannt war. Er wohnte etwa einen Kilometer vom Tatort entfernt. Die Polizei veröffentlichte auch einen Mitschnitt der telefonischen Bombendrohung. Daraufhin meldete sich ein Zeuge, der die Stimme des Azubis wiedererkannte.

Renner fordert Wiederaufnahme von Verfahren

Der versuchte Anschlag ist bis heute ungeklärt. Der Lehrling konnte damals nicht überführt werden. In einem Bekennerschreiben wurde laut Nachrichtenmagazin gegen „Scheinasylanten“ gehetzt. Die Abgeordnete Renner forderte, dass das Verfahren neu aufgenommen wird, auch mithilfe moderner Ermittlungstechniken.

Fall Yeboah derzeit vor Gericht

Im Fall Yeboah muss sich derzeit der Saarlouiser Neonazi Peter S. vor dem Oberlandesgericht Koblenz verantworten. Ihm wird vorgeworfen, das Feuer gelegt zu haben, durch das der Geflüchtete Samuel Yeboah im September 1991 starb.

Der Angeklagte im Mordfall Yeboah weist die Vorwürfe zurück. Foto: Thomas Frey/dpa-Bildfunk

Verwendete Quellen:
– Spiegel
– eigener Bericht