„Geheimnisvolle Ägypterin“ kehrt nach über 100 Jahren nach Dillingen zurück – Rätsel um Herkunft

Nach mehr als 100 Jahren ist es der Stadt Dillingen gelungen, ein einzigartiges Stück ihrer Geschichte wieder in den städtischen Besitz zurückzuführen. Damit gemeint: Fragmente einer ägyptischen Skulptur aus dem 6. vorchristlichen Jahrhundert. Doch wie kam die "Ägypterin" überhaupt einst an die Saar?
Bürgermeister Franz-Josef Berg präsentiert gemeinsam mit dem Leiter des Römermuseums Pachten, Dr. Jürgen von Ahn, den außergewöhnlichen Fund, der wieder nach Pachten zurückkehrt. Foto: Julia Gorius/Stadt Dillingen
Bürgermeister Franz-Josef Berg präsentiert gemeinsam mit dem Leiter des Römermuseums Pachten, Dr. Jürgen von Ahn, den außergewöhnlichen Fund, der wieder nach Pachten zurückkehrt. Foto: Julia Gorius/Stadt Dillingen

„Geheimnisvolle Ägypterin“ kehrt nach 100 Jahren nach Dillingen zurück

Über 100 Jahre lang war sie unauffindbar in Privatbesitz verschollen, die „geheimnisvolle Ägypterin“. Mittlerweile ist das einzigartige Stück Geschichte wieder im Besitz der Stadt Dillingen. Das geht aus einer entsprechenden Mitteilung hervor. Dank eines Hinweises durch die ehemalige städtische Mitarbei­terin Gertrud Schmidt konnte die ägyptische Skulptur aus dem 6. vorchristlichen Jahrhundert aus dem Kunsthandel erworben wer­den. Doch was hat das Artefakt überhaupt mit dem Saarland zu tun?

Eine Reise der „Prinzessin an die Saar“

„Geheimnisvoll ist die Dame aber nicht nur wegen ihres markanten Äu­ßeren, sondern gerade wegen ihrer bewegten Geschichte“, teilte die Stadt Dillingen mit. „Diese hatte auf einer weiten Reise aus dem Land der Pha­raonen nach Nordeuropa eine ungewöhnliche Wendung genommen“. Klar sei auf jeden Fall: „Die Figur […] stammt laut Ägyptologen aus der Zeit um 600 vor Christus“. Vermutlich zeigte das Objekt einst (in seiner vollständigen Form) „das Antlitz einer Prinzessin oder Adeligen“.

Um 1920 sei die Figur von Privatleuten auf Pachtener Boden gefunden worden. Laut Mitteilung gelangte die „Ägypterin“ dann als Geschenk an eine Saarbrücker Sammlerin. Weitere Zwischenbesitzer:innen seien unbekannt.

„Die Forschung kennt bis heute zwei Theorien, wie die Prinzessin an die Saar gelang­te“. Die plausibelste Theorie: Ein römischer Soldat, der damals im ägyptischen Teil des römischen Reiches seinen Dienst verrichtet hatte, brachte die Figur vom Nil an die Saar mit. „Vielleicht hat er sie als Göttin verehrt oder sie diente ihm als Talisman, bis er sie vor Ort verlor oder sie ihm als Grab­beigabe mit ins Jenseits gegeben wurde“, so die Stadt Dillingen.

Andererseits könnte das Objekt womöglich „aus einem keltischen Grab­zusammenhang stammen“. Das Rätsel um die Herkunft sei demnach bis heute nicht vollständig gelöst. „Mysteriös bleibt in diesem Zusammenhang auch die offensichtlich bewusste Zerstö­rung des einst filigran geformten Gesichtes“, hieß es.

Skulptur kommt in Pachtener Museum

Das römische Erbe Pachtens wird den Angaben der Stadt Dillingen zufolge seit dem 19. Jahrhundert erforscht. Grabungskampagnen in den Sechziger Jahren hätten etwa zu einer Vielzahl römischer Artefakte geführt. Diese sind heute wiederum zum Teil im Museum Pachten zu sehen. Genau dort soll – nach einer „Neukonzeption und Umgestaltung der Ausstellung“ – bald auch die „geheimnisvolle Ägypterin“ zu ausgestellt werden.

Verwendete Quellen:
– Mitteilung der Stadt Dillingen