Ministerin Streichert-Clivot kritisiert Kirche für mangelnde Aufklärung bei sexuellen Übergriffen

Die saarländische Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot (SPD) hat die katholische Kirche für ihre ungenügende Arbeit bei der Aufklärung und Aufarbeitung von sexueller Gewalt gegen Minderjährige und Schutzbefohlene kritisiert. Laut Streichert-Clivot wisse die Kirche oft Bescheid, handele aber nur unzureichend. Darüber hinaus kritisierte die Ministerin die mangelnde Kooperationsbereitschaft des Bistums Trier im Falle des jüngsten Missbrauch-Skandals um den früheren Priester Edmund Dillinger:
Die saarländische Bildungsministerin Streichert-Clivot hat die Kirche für deren unzureichende Aufarbeitung von Missbrauchstaten kritisiert. Fotos: picture alliance / dpa | Arne Dedert; Oliver Dietze/dpa
Die saarländische Bildungsministerin Streichert-Clivot hat die Kirche für deren unzureichende Aufarbeitung von Missbrauchstaten kritisiert. Fotos: picture alliance / dpa | Arne Dedert; Oliver Dietze/dpa

Nach dem jüngst bekannt gewordenen Missbrauchs-Skandal um den verstorbenen Priester Edmund Dillinger hat das Bildungsministerium des Saarlandes eine Ombudsstelle für Opfer sexueller Übergriffe eingerichtet: „Missbrauchsfälle in katholischer Kirche: Saarland richtet Ombudsstelle für Opfer sexualisierter Gewalt ein“.

Saar-Ministerin Streichert-Clivot: Bistum Trier kennt Fälle sexueller Übergriffe, arbeitet diese aber nicht ordentlich auf

Bei der Vorstellung der neuen Beratungsstelle kritisierte Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot die katholische Kirche beziehungsweise das Bistum Trier für deren ungenügende Aufarbeitung von Missbrauchstaten. Die Ministerin deutete an, dass man im Bistum Trier durchaus von sexuellen Übergriffen wisse, diese aber nur unzureichend aufarbeite. „Wir vermuten im Lichte der aktuellen Berichterstattung und aus dem Zwischenbericht der ‚Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs im Verantwortungsbereich des Bistums Trier‘ im August 2022 und der sogenannten ‘MHG-Studie‘ 2018, dass es auch eine Betroffenheit von Schulen gibt. Wir haben also kein Erkenntnisdefizit, dass sexualisierte Gewalt durch Kirchenpersonal der katholischen Kirche auch im Umfeld Schule stattfand, sondern wir haben ein Handlungsdefizit bei der Aufarbeitung dieser Taten“, so Streichert-Clivot am Dienstagabend.

„Ich erwarte von der katholischen Kirche hier deutlich mehr“

Es sei daher an der Zeit, dass man eine direkte Schnittstelle von Schulaufsichtsbehörden und den kirchlichen Institutionen schaffe. „Wir brauchen verbindliche Vereinbarungen zur Aufklärung und der Prävention. Die Opfer haben ein Recht auf Aufarbeitung und sollten Teil des Prozesses sein, der das bisherige Aufarbeitungssystem verändert! Ich erwarte von der katholischen Kirche hier deutlich mehr als das, was sie bisher zur Aufklärung beigetragen hat“.

Auch bei aktuellem Missbrauchs-Skandal offenbar unzureichende Kooperationsbereitschaft des Bistums Trier

Auch im Zuge des jüngsten Missbrauchs-Skandals um den verstorbenen Priester Edmund Dillinger hakt die Aufarbeitung offenbar. Laut Angaben des saarländischen Bildungsministeriums habe man vom Bistum Trier bislang keinerlei brauchbare Unterstützung erhalten, um die Aufarbeitung der sexuellen Übergriffe voranzubringen. In einer aktuellen Erklärung des Bildungsministeriums heißt es dazu: „Problematisch bei der Aufarbeitung der Fälle für das Land ist, dass das Bistum das System Schule in der sogenannten MHG-Studie zwar erfasst hat, aber nicht die erforderliche Informationsübermittlung folgen lässt. So hat das MBK vom Bistum oder der Aufarbeitungskommission seit Bekanntwerden der jüngsten Fälle bisher weder verwertbare Unterstützung noch Hinweise bekommen, die es ermöglichen, diese zu prüfen und im Sinne der Opfer Konsequenzen umzusetzen“.

Streichert-Clivot spricht von „ungenügender Aufklärungsarbeit der katholischen Kirche“

Streichert-Clivot forderte abschließend mehr Transparenz seitens der Kirche ein. „Schule muss ein Ort sein, der für Kinder und Jugendliche sicher ist! Vorfälle, wie diese, die nicht transparent aufgearbeitet werden, sorgen dafür, dass Vertrauen verspielt wird. Die bisherige ungenügende Aufklärungsarbeit der katholischen Kirche zeigt, wie schwer es ist, ein erst einmal verlorenes Vertrauen wieder zurückzugewinnen.“, so die Ministerin.

Verwendete Quellen:
– Aussagen der saarländischen Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot vom 25.04.2023