Missbrauch in Homburg: Wann wusste AKK von Vorwürfen gegen Arzt?

Ein Untersuchungsausschuss könnte sich bald um die politische Aufarbeitung des mutmaßlichen Missbrauchsskandals an der Uniklinik in Homburg beschäftigen. Dabei stellt sich auch die Frage, wann Annegret Kramp-Karrenbauer von den Vorwürfen gegen den Assistenzarzt Matthias S. erfuhr.
Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) soll erst im April 2019 von den Vorfällen erfahren haben. Foto: Ilia Yefimovich/dpa-Bildfunk.
Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) soll erst im April 2019 von den Vorfällen erfahren haben. Foto: Ilia Yefimovich/dpa-Bildfunk.
Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) soll erst im April 2019 von den Vorfällen erfahren haben. Foto: Ilia Yefimovich/dpa-Bildfunk.
Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) soll erst im April 2019 von den Vorfällen erfahren haben. Foto: Ilia Yefimovich/dpa-Bildfunk.

Nach dem Bekanntwerden des möglichen Missbrauchs-Skandals an der Universitätsklinik in Homburg haben sich 21 betroffene Eltern oder zwischenzeitlich volljährige Patienten des Assistenzarztes Matthias S. gemeldet. Das berichtet die „SZ“ und beruft sich auf Angaben des Wissenschaftsministeriums.

Die Staatsanwaltschaft hat überdies 34 Patientenakten beschlagnahmt und davon bisher 20 Patienten telefonisch erreicht. Insgesamt hatte der 2016 verstorbene S. rund 300 Kinder in der Ausscheidungsambulanz der Uniklinik untersucht. Sie seien inzwischen schriftlich über die Verdachtsmomente gegen den Assistenzarzt informiert worden.

Unterdessen trifft sich am heutigen Donnerstag (4. Juli) der Aufsichtsrat der Uniklinik zu einer Sondersitzung. Darin soll über den bisher erreichten Aufklärungsstand und weitere Maßnahmen informiert werden, so die „SZ“.

U-Ausschuss kann sich um Aufklärung bemühen

Sollte es nicht bald zu einer lückenlosen Aufklärung des mutmaßlichen Skandals kommen, so wollen die CDU und die SPD im saarländischen Landtag einen Untersuchungsausschuss anberaumen. Auch die Linke ist für ein solches Gremium und stellt insbesondere die Frage, wann Annegret Kramp-Karrenbauer von den Vorwürfen gegen Matthias S. Bescheid wusste. Die heutige CDU-Vorsitzende war zu der Zeit, in der die Missbräuche passiert sein sollen, Ministerpräsidentin und Wissenschaftsministerin des Saarlandes. In der zweitgenannten Funktion war sie für die Uniklinik verantwortlich. Kramp-Karrenbauer soll nach Angaben der Staatskanzlei erst im April 2019 von den Vorfällen gehört haben.

„Wenn sie tatsächlich nicht sichergestellt haben sollte, dass sie als Wissenschaftsministerin und Ministerpräsidentin von wichtigen Vorgängen an der zu ihrem Geschäftsbereich gehörenden landeseigenen Universitätsklinik mit rund 5000 Beschäftigen informiert wird – seit Jahren wussten zahlreiche Verantwortliche von den skandalösen Vorfällen -, ist dies ein verheerendes Bild und wirft ein äußerst schlechtes Licht auf die Amtsführung von Annegret Kramp-Karrenbauer“, so der Chef der Links-Fraktion im Landtag, Oskar Lafontaine.

Vier Anzeigen im Zusammenhang mit Missbräuchen

Die Saarbrücker Anwältin Claudia Willger hat derweil Strafanzeige gegen den Ex-Chef von Matthias S., den Direktor der Kinder- und Jugendpsychiatrie, gestellt. Zudem zeigte sie die Justiziarin der Uni, eine Oberärztin und eine Staatsanwältin an, die damals in der Sache ermittelt hatte.

Möglicher Missbrauchs-Skandal in Homburg: Bisherige Artikel zum Thema

02.07.2019: Opferanwältin will jetzt Klinik und Staatsanwaltschaft anzeigen
28.06.2019: Klinik hatte schon 2011 Hinweis auf pädophile Veranlagung von Matthias S.
27.06.2019: Arzt soll mit zwölfjährigem Patienten gechattet haben
25.06.2019: So verteidigt die Klinik ihr Schweigen
24.06.2019: Pädophiler Arzt soll an Homburger Klinik Kinder missbraucht haben

Verwendete Quellen:
• Saarbrücker Zeitung
• Saarländischer Rundfunk
• Bild
• eigene Recherche
Erklärung von Oskar Lafontaine, 28.06.19